Ein Leben ohne Tipps ist denkbar, aber sinnlos

Darunter unglaublich viele Geheimtipps zu Reisezielen in fernen Ländern. Geheimtipps? Im Internet? Badegumpen in Bergbächen im französischen Zentralmassiv, pittoreske Fassaden in Altstädten i m Piemont, schmucke Altärchen in Kapellen links vom Ural - wenn solcherlei Zerstreuungen zum Geheimtipp geadelt werden, brauchen Sie dort ganzjährig Platzkarten. Irre.

Zum Geheimtipp gesellt sich zunehmend der Top-Tipp. Vorwiegend Marketingmenschen aus regionalen Tourismusbüros (dort, wo „Ziel“ gemeint, doch „Destination“ gehaucht wird) vertoptippen sich, als gäbe es kein morgen. Motto: heute noch Tagebau, bald Wellnessbau-Erwartungsland. Premium-Wander- oder Radwege, Sauna- und Bade-Landschaften (?), Mountainbike-Trails, die Top-Skills vom Biker erfordern. Lauter tipptop Top-Tipps. Irre.

Flächendeckend haben vor allem die sogenannten Alltagstipps die Gesellschaft geflutet. Tipps zur Einzelkindaufzucht, zur Zwillings-, Drillings- oder gar Vierlingshaltung, Sprecherziehungstipps, Mathematiktipps, Tipps für richtiges Deutsch oder noch richtigeres Mandarin für Vorschulkinder, Tipps für Einstellungsgespräche oder für richtiges Verhalten im Fall der Kündigung, Kleidungstipps, Tipps für Düfte oder fürs Schminken, Koch- und Backtipps, Craftbeermaker-Tipps und solche für Leute, die noch mosten – menschengemachte Handlungen, die noch nicht von Tipps eingehegt worden sind, muss man erst noch erfinden.

Und mit der Tipp-Dienstleistungsindustrie lässt sich Kohle machen, sonst würde sie nicht so boomen, zwischen Buchdeckel gequetscht (denken Sie nur mal an ein gewisses Darmlehrbuch) oder im Internet beworben. Zeit also, um selbst einzusteigen ins Geschäft. Mit dem ultimativen Inhalt: 99 Tipps, wie Sie mit Tipps garantiert Geld verdienen! Einen griffigen Titel hätte ich wie gesagt schon, jetzt braucht‘s noch einen Verlag und ein paar Tipps.

Die Wartezeit verkürze ich mir mit Kreuzchen auf dem Lottoschein: Hätten Sie ‘nen Tipp?