Ein Klecks in der Landschaft

Ein Gewerbegebiet im „Galgenfeld“ hängt von vielen Wenns und Abers ab

Reicht das vorgeschlagene Gewerbegebiet „Galgenfeld“ einmal bis an den Ortsrand von Kiebingen heran? Oder ist es die natürliche Verlängerung von „Siebenlinden I“ auf die andere Neckarseite? Notwendig oder überflüssig? Das seien im Moment noch verfrühte Fragen, meint die Rottenburger Stadtspitze.

30.07.2016

Von Ulrich Eisele

Bisher ist das vielleicht einmal mögliche Gewerbegebiet Galgenfeld „nur ein grauer Klecks in der Landschaft“ (Oberbürgermeister Stephan Neher). Es gibt lediglich einen Prüfauftrag an die Verwaltung, auszuloten, ob und in welcher Größe ein Gewerbegebiet dort möglich wäre. Links unten das Neckarknie mit dem Gewerbegebiet „SiebenlindenI“, links oben Kiebingen, rechts oben die ehemalige Gärtnerei Nesch und das Ferienhausgebiet Martinsberg. Bild: Franke

Bisher ist das vielleicht einmal mögliche Gewerbegebiet Galgenfeld „nur ein grauer Klecks in der Landschaft“ (Oberbürgermeister Stephan Neher). Es gibt lediglich einen Prüfauftrag an die Verwaltung, auszuloten, ob und in welcher Größe ein Gewerbegebiet dort möglich wäre. Links unten das Neckarknie mit dem Gewerbegebiet „SiebenlindenI“, links oben Kiebingen, rechts oben die ehemalige Gärtnerei Nesch und das Ferienhausgebiet Martinsberg. Bild: Franke

Rottenburg. Bisher sei das Gewerbegebiet „Galgenfeld“ nicht mehr als „ein grauer Klecks in der Landschaft“, antwortete Oberbürgermeister Stephan Neher dem SCHWÄBISCHEN TAGBLATT auf Nachfrage. Und Baubürgermeister Thomas Weigel erläuterte am Telefon: Die Verwaltung habe ein darauf spezialisiertes Büro mit der Suche nach einer geeigneten Gewerbefläche beauftragt. Zu klären war dabei auch, wie viel Hektar bebaubare Fläche jeweils in einem bestimmten Gebiet möglich sind.

Bei der Klausurtagung zum Thema „Wohnen und Arbeiten in Rottenburg“ hätten den Gemeinderatsmitgliedern die Ergebnisse dieser Untersuchung vorgelegen. Dabei habe sich herausgeschält, dass im „Galgenfeld“ maximal 30 Hektar Gewerbefläche möglich seien. Das sei aber bisher eine rein theoretische Größe. Zuerst müsse die Verwaltung „mit den Behörden klären“, ob und in welchem Umfang dort überhaupt Gewerbe möglich sei.

Damit dürfte vor allem die Frage gemeint sein, ob der Regionalverband bereit ist, den an dieser Stelle eingetragenen „Grünzug“ aus dem Regionalplan zu löschen. Grünzüge sind nämlich „regionalplanerische Ordnungsinstrumente zur Freiraumsicherung“, sie sollen zusammenhängende Bereiche für ökologische Funktionen oder für die Erholung gegenüber einer Besiedlung oder anderen „funktionswidrigen Nutzungen“ sichern.

Wie lange so ein Verfahren dauern kann, zeigt das Beispiel „Nasswasen“ zwischen Bodelshausen und Hechingen. Dort wollten die beiden Kommunen seit 1995 ein interkommunales Gewerbegebiet ansiedeln. Fünf Jahre dauerte es, bis der Regionalverband der Umwidmung zustimmte und noch einmal zwölf Jahre, bis sich die ersten Investoren meldeten. Die Gemeinde Bodelshausen war mittlerweile aus dem Projekt ausgestiegen.

Man hätte es viel früher anpacken müssen

„Man hätte es eigentlich schon viel früher anpacken müssen“, sagte deshalb auch HGV-Vorstand Jochen Friedrich auf Anfrage. „Das kann ja noch lange dauern, bis das spruchreif wird.“ Grundsätzlich findet es der HGV-Vertreter aber „positiv, dass der Gemeinderat diese Entscheidung getroffen hat“. Das sei auch die Meinung der anderen Vorstandsmitglieder.

Ob man mit dem „Galgenfeld“ die richtige Ortswahl getroffen habe, dazu könne er nichts sagen. Für das Gebiet spreche auf jeden Fall „die gute Verkehrsanbindung“ und dass es sich um eine ebene Fläche handle: „Das ist auch topografisch interessant.“ Auf jeden Fall gebe es einen Bedarf an stadtnahen Gewerbeflächen, „wir haben immer wieder Anfragen“, sagte Friedrich.

Galgenfeld. Ausschnitt aus der Flurnamenkarte der Gemarkung Rottenburg. Aus Thomas Jauchs „Die Flurnamen der Stadt Rottenburg“.

Galgenfeld. Ausschnitt aus der Flurnamenkarte der Gemarkung Rottenburg. Aus Thomas Jauchs „Die Flurnamen der Stadt Rottenburg“.

Lage und historische Bedeutung des Galgenfeldes

Die Flurnamen „Galgenfeld“, „Galgengraben“ und „Hochgericht“ (siehe Kartenausschnitt) weisen darauf hin, dass dort in früheren Zeiten Gericht gehalten wurde – und die Deliquenten auch hingerichtet wurden.

Am 21. Mai 1527, zwei Jahre nach dem Ende des Bauernkriegs, wurde dort der Täufer Michael Sattler auf grausame Weise getötet. Daran erinnert noch heute ein Gedenkstein am Radweg zwischen Rottenburg und Kiebingen in der Nähe des „Galgengrabens“.

Den meisten älteren Rottenburgern sind die alten Flurnamen noch geläufig. In modernen Kartenwerken sind sie dennoch nur ausnahmsweise aufgeführt, da ihre Lage nur schwer zu definieren ist. Thomas Jauch gebührt das Verdienst, alle Flurnamen der Stadt Rottenburg aus Primärkatastern und Archivalien zusammengetragen und in einem Kartenwerk festgehalten zu haben. Seine Forschungsarbeit ist als Band 37 des SAV-Periodikums „Der Sülchgau“ erschienen.

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Erstellt:
30.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 30sec
zuletzt aktualisiert: 30.07.2016, 01:00 Uhr

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