Harry Dean Stanton mit 91 Jahren gestorben

Ein Gesicht, das alles erzählt

Viel mehr als „Paris, Texas“: Mit Harry Dean Stanton ist ein markanter Charakterdarsteller Hollywoods gestorben.

18.09.2017

Von AFP

Mr. Cool: Harry Dean Stanton, hier im Jahr 2008. Foto: dpa

Mr. Cool: Harry Dean Stanton, hier im Jahr 2008. Foto: dpa

Los Angeles. Als Wüstenwanderer in Wim Wenders? Roadmovie „Paris, Texas“ wurde Harry Dean Stanton weltberühmt. Nun ist der US-Schauspieler tot. Er starb im Alter von 91 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles eines natürlichen Todes, wie sein Agent mitteilte. Stanton spielte in mehr als Kinofilmen mit, häufig verkörperte er Außenseiter und Gangster.

Sein dunkle Augen und sein vom Leben gezeichnetes Gesicht prädestinierten ihn für die Rolle eines Anti-Helden. Mit 56 Jahren bot ihm Wim Wenders die Rolle seines Lebens an: In „Paris, Texas“ von 1984 spielte Stanton den Vater Travis, der an Gedächtnisverlust leidet und nach langem Herumirren in der texanischen Wüste zurück in die Stadt findet. Der Film gewann in Cannes die Goldene Palme.

Geboren wurde Stanton 1926 in Kentucky. Während des Zweiten Weltkriegs erlebte er als Marinesoldat im Pazifik die blutige Schlacht um Okinawa. Aus dem Krieg zurückgekehrt, studierte er an der Universität von Kentucky und ging dann nach Los Angeles, wo er 1957 sein Schauspiel-Debüt gab. Zunächst schien er auf Nebenrollen in mittelmäßigen Cowboy- und Mafiafilmen abonniert. „Jahrelang durfte ich nur Killer oder Bullen spielen“, klagte er später. „Wie frustrierend! Es ist schrecklich, immer wieder dieselben Gefühle zu mimen.“

Doch dann bot ihm Jack Nicholson 1966 die Hauptrolle in seinem Western „Ritt im Wirbelwind“ an. Damit war Stantons Weg zu ernsthafteren Rollen frei. Er drehte mit großen Regisseuren Martin Scorsese („Die letzte Versuchung Christi“) und Francis Ford Coppola („Der Pate II“), hatte Auftritte in Genreklassikern wie „Alien“ und „Die Klapperschlange“. Auch im Fernsehen („Twin Peaks“) verkörperte der passionierte Raucher zahlreiche Charaktere.

Sein letzter Film „Lucky“ kommt in Kürze in den USA in die Kinos und läuft ab dem Jahresende auch in Europa. Darin spielt Stanton einen gealterten Atheisten, der sich auf eine spirituelle Reise begibt. afp