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E:24 und der Trick mit der Tür

E:24 – Ich wusste nicht, dass ich eine einfache Fehlermeldung so hassen kann. Sie haben eine moderne Spülmaschine, mit geringem Wasser- und Stromverbrauch? Dann zittern Sie vor dieser Buchstaben-Zahlen-Kombination auf dem Display – sie kostet Nerven und vielleicht Geld.

24.05.2016

Von Jonas Bleeser

E:24 und der Trick mit der Tür

Unsere alte Spülmaschine stammte aus den 1980er-Jahren. Sie hatte kein Display. Aber im „Öko-Modus“ verbrauchte sie 36 Liter pro Spülgang – 36! Als sie endlich, endlich kaputt ging, kauften wir ein modernes Modell eines deutschen Herstellers. Das braucht sieben Liter. Die Wasserverbrauchs-Weste meines Gewissens war rein, das Leben schön.

Doch dann begann das Wundergerät zu zicken. Pünktlich nach Ablauf der Garantie meldete sie auf ihrem angenehm dezent dunkelrot leuchtenden Display: „E:24“ – und tat gar nichts mehr. Laut Handbuch war eine Pumpe defekt. Mehrmals ein- und ausschalten half, manchmal, dann pumpte sie brav. Der Pumpe war ihr Defekt offenbar zeitweise egal. Der Kundendienst bot an, einen Techniker vorbeizuschicken – für 80 Euro, die beim Austausch von Teilen oder einem Neukauf angerechnet würden.

Das machte mich unglücklich. Warum hatte die Wasserverbrauchsmonster-Maschine 30 Jahre gehalten? Und mein Sparwunder keine vier? Also trieb ich mich im Netz auf den Seiten von Hobbybastlern, Reparaturcracks und in einer erstaunlich großen Anzahl von Hausgeräte-Foren herum. Offenbar verzweifelten Hunderte an E:24. Ich sah Web-Videos von holländischen Hausgeräte-Händlern, die Abhilfe versprachen, aber nur in wackeligen Bildern das Putzen von Ablauf-Sieben zeigten. Hatte ich da längst ausprobiert. Ich fand Leidensbeschreibungen von Kunden, die den Hersteller mit wütenden Briefen und Klagedrohungen bombardiert hatten – und am Ende mit Glück 100 Euro auf den deutlich teureren Pumpenwechsel angerechnet bekamen. Und andere, die sich aus lauter Frust eine neue Maschine vom Premium-Anbieter kauften. Manche schoben die Fehlermeldung auf einen tief in den Innereien der Maschine verbauten Sensor, andere auf einen Knick im Schlauch. Ich war kurz davor aufzugeben.

Und dann stieß ich auf den Trick mit der Tür. Denn öffnet man exakt nach einer Minute Laufzeit des Programms kurz die Tür, zack, puff, Abrakadabra: E:24 ist vergessen. Im Internet kursieren Gerüchte, der Hersteller messe zu Programmbeginn den Energieverbrauch der Maschine. Sei der wegen Schmutz am Drehgewinde der Pumpe zu hoch, gebe die Maschine den Fehlercode aus, weil sie sonst ihr Energielabel nicht mehr erfülle. Ein Dieselgate bei Spülmaschinen? Der Hersteller dementiert: Wer bei E:24 den Tür-Trick nutzt, unterbricht einen allgemeinen Selbsttest der Maschine und riskiere eventuell schwere Schäden. Meine Bilanz der vergangenen vier Monate: Tür auf, Tür zu, Pumpe läuft, keine Schäden. 180 Euro gespart. E:24 hat seinen Schrecken verloren.

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Erstellt:
24.05.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 24.05.2016, 01:00 Uhr

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