Die geliebten Schwestern

Die geliebten Schwestern

Drama über die jahrelange Dreierbeziehung Friedrich Schillers mit zwei lebensfrohen jungen Frauen.

07.07.2014

Von Klaus-Peter Eichele

Vor drei Jahren verfrachtete der Film „Goethe!? (mit Ausrufezeichen) das angebliche Liebesleben des jungen Johann Wolfgang auf die Kinoleinwand ? mit der erklärten Absicht, den Dichterfürsten der Generation Twitter schmackhaft zu machen. Jetzt zieht Regisseur Dominik Graf mit einem Epos über die amourösen Eskapaden Friedrich Schillers nach, geht dabei allerdings erheblich seriöser zu Werke ? auch wenn die behauptete Menage à trois keineswegs als gesichert gilt.

Der Kern der Handlung führt ins Jahr 1788. Der aus Württemberg verjagte Schiller (Florian Stetter) ist zwar schon eine Berühmtheit, aber bettelarm. So kommt er eines Tages mit zerschlissener Jacke in Weimar an, wo er sich mit Charlotte Lengefeld (Henriette Confurius), einer jungen Hofdame aus verarmtem Adel, anfreundet, aber auch auf deren ältere Schwester Caroline (Hannah Herzsprung) ein Auge wirft. Beide Frauen sehnen sich nach Ausbruch: Charlotte verzweifelt an den Konventionen der höfischen Gesellschaft, Caroline ist aus rein wirtschaftlichen Gründen mit einem Grobian verheiratet. Zunächst seelenverwandt, schlittert das nach Freiheit dürstende Trio alsbald in eine Dreierbeziehung. Im thüringischen Rudolstadt, der Heimat der geliebten Schwestern, erleben die drei einen rauschhaften Sommer voller Leidenschaft und fast unbeschwerten Glücks ? und ohne jede Eifersucht.

Hätte sich Dominik Graf auf diese Episode im Dichterleben beschränkt, wäre der Film vermutlich eine runde Sache geworden: als freiheitlicher Gegenentwurf zu einer Gesellschaft, in der Beziehungen gewöhnlich nach Stand und Marktwert geschlossen werden. Doch danach mäandert der fast zweieinhalbstündige Film noch schier endlos durch die späteren Lebensjahre der Beteiligten. Dem Potpourri aus Privatem (die Vermählung mit Charlotte), Politischem (Schillers zunehmend kritische Haltung zur Französischen Revolution) und Beruflichem fehlt jedoch ein erkennbares Anliegen. Für hiesige Lokalpatrioten gibt es immerhin einen Besuch in Tübingen, wo bei Cotta seine Kunst- und Philosophie-Zeitschrift „Die Horen? verlegt und gedruckt wurde. Zwar drängt sich unterwegs auch immer wieder die Frage auf, ob sich die Kurzzeit-Utopie der Liebe zu dritt auf ein ganzes Leben übertragen lässt ? Spannung resultiert daraus jedoch kaum noch.

Dabei unterläuft Graf immer wieder gekonnt die Konventionen des plüschigen Kostümdramas, indem er zum Beispiel leitmotivisch die Kommunikationsformen und -kanäle des späten 18. Jahrhunderts vor Augen führt. Auch die Montage ist äußerst elegant. Doch die vielen schönen Details können die zunehmend zähflüssige Handlung nur aufhübschen. Wie schon in seinem vorigen Leinwandwerk „Der rote Kakadu? (2006) demonstriert der Großmeister des deutschen Fernsehfilms (zuletzt die bahnbrechende Mafiaserie „Im Angesicht des Verbrechens?) sein Können auch diesmal am falschen Objekt.

Dem Liebesleben des Herrn Schiller fehlt letztlich die Relevanz für ein solches Großepos.

Die geliebten Schwestern