Produzieren ist ein toller Job

Die ehemalige Jugendgemeinderätin Gwendolin Stolz kehrt mit einem Psychodrama nach Tübingen zurück

Vor 16 Jahren war Gwendolin Stolz die Vorsitzende des ersten Tübinger Jugendgemeinderats, ehe sie zum Studieren in die Welt hinaus zog. Am Samstagabend ist sie wieder einmal in der alten Heimat. Im Kino Arsenal präsentiert die 32-Jährige ihr Debüt als Filmproduzentin, ein Psychodrama namens „Sibylle“.

04.02.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Auf langen Strandspaziergängen ins Unglück: Anne Ratte-Polle als Sibylle im gleichnamigen Film. Bild: Verleih

Auf langen Strandspaziergängen ins Unglück: Anne Ratte-Polle als Sibylle im gleichnamigen Film. Bild: Verleih

Tübingen.

Der im Vorjahr bei der Berlinale uraufgeführte Film erzählt die Geschichte einer beruflich stark beanspruchten Architektin (Anne Ratte-Polle), der von einem Tag auf den anderen die Kontrolle über ihr Leben entgleitet. Auslöser ist der Selbstmord einer gleichaltrigen Frau, dessen Zeugin sie bei einem morgendlichen Spaziergang wird. Der Vorfall lässt dieser Sybille keine Ruhe mehr; sie wird von verstörenden Visionen heimgesucht und entfremdet sich mehr und mehr ihrem geordneten Leben mit Ehemann und Kindern.

„‘Sibylle‘ handelt von der inneren Zerbrechlichkeit einer äußerlich stabilen Frau, die schließlich anfängt, die ihr zugeschriebenen Rollen zu hinterfragen“, erläutert Gwendolin Stolz beim Interview mit dem TAGBLATT. Das Besondere sei, dass der Film die Veränderungen nicht nur von außen beobachtet, sondern versucht, die Vorgänge im Kopf der Protagonistin zu bebildern. An der inhaltlichen Entwicklung und künstlerischen Umsetzung war Stolz aber nur am Rand beteiligt, das war der Job von Michael Krummenacher, ihres Kommilitonen an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen (HFF).

Als dessen Produzentin übernahm Stolz „die komplette organisatorische, rechtliche und finanzielle Verantwortung“. Konkret bedeutet das, Geldquellen aufzutun, Drehorte zu suchen und vor allem viele Leute davon zu überzeugen, für wenig Geld bei einem schmal budgetierten, aber sehr ambitionierten studentischen Abschlussfilm mitzumachen. Die aufreibende Tätigkeit hat Stolz so befriedigt, dass sie neben Regie jetzt auch Produktion studiert. „Dem Filmemacher zu ermöglichen, seine Visionen bestmöglich umzusetzen – das ist doch ein toller Job“, sagt sie. Nach dem Ende ihrer Ausbildung will sie möglichst beide Tätigkeiten unter einen Hut bringen.

In ihrer Tübinger Teenager-Zeit war Stolz zwar eine eifrige Kinogängerin, ihr Herz schlug jedoch fürs Theater. Sie spielte in der Theater-AG des Uhland-Gymnasiums und machte eine Regie-Hospitanz am LTT. „Schon wegen der teuren Produktionsmittel habe ich Kino damals noch nicht als greifbare Möglichkeit für mich empfunden“, sagt sie. Daneben war die Schülerin politisch aktiv. Mit einer Handvoll Gleichgesinnter kämpfte sie erfolgreich dafür, dass auch die Unistadt einen Jugendgemeinderat bekommt, und wurde, nach der Wahl im Jahr 1999, dessen Vorsitzende. „Dort habe ich viele politische, aber auch lebenspraktische Erfahrungen gesammelt, die mir noch heute nützlich sind – zum Beispiel vor vielen Menschen frei zu sprechen.“

Stolz‘ Leidenschaft fürs Kino erwachte dann während ihres Studiums der Kulturwissenschaften in Hildesheim. Beim Drehen kleiner Filme im praktischen Teil der Ausbildung, entdeckte sie, dass die bewegten Bilder weitaus größere Möglichkeiten des Geschichtenerzählens eröffnen als etwa das Theater. So bewarb sie sich bei mehreren Filmhochschulen und wurde von der renommierten HFF, wo schon Wim Wenders und die Oscar-Gewinner Caroline Link und Florian Henckel von Donnersmarck das Handwerk gelernt haben, aufgenommen. Momentan bereitet sie dort ihren Abschlussfilm im Fach Regie vor, der im kommenden Jahr erscheinen soll. Ob es, wie „Sybille“, ein langer, kinotauglicher Film wird oder eine schlankere Arbeit, ist noch offen.

Info: „Sibylle“ läuft am Samstag um 22.30 Uhr im Kino Arsenal. Gwendolin Stolz und Regisseur Michael Krummenacher sind anwesend.

Gewndolin Stolz

Gewndolin Stolz

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Erstellt:
04.02.2016, 15:25 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 04.02.2016, 15:25 Uhr

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