Nordische Ski-WM

Die coole Titelverteidigerin

Eine Japanerin ist Favoritin beim Skisprung. Als Spezialistin für Großereignisse gilt jedoch Carina Vogt aus Schwäbisch Gmünd.

23.02.2017

Von BERND MÜLLER

Eine Schwäbin auf dem Weg zurück an die Spitze: Carina Vogts Form ist vor dem Start der Skispringerinnen bei der Nordischen Ski-WM in Lahti klar ansteigend. Foto: dpa

Eine Schwäbin auf dem Weg zurück an die Spitze: Carina Vogts Form ist vor dem Start der Skispringerinnen bei der Nordischen Ski-WM in Lahti klar ansteigend. Foto: dpa

Lahti. Die Titelverteidigerin ist wieder da: Carina Vogt, Skisprung-Weltmeisterin von 2015, ist rechtzeitig zur WM wieder in Topform. Bei ihrem letzten Weltcup-Einsatz vor der WM, in Ljubno (Slowenien), stand sie als Zweite auf dem Treppchen.

Den Olympiasieg von 2014 eingerechnet, hat Vogt in den letzten drei Jahren die wichtigsten Einzeltitel im Frauen-Skispringen geholt. Die 25-Jährige aus Schwäbisch Gmünd hat sich als Spezialistin für Großereignisse einen Namen gemacht. Und trotzdem spricht sie nicht von der Titelverteidigung als Ziel, wenn die Frauen morgen von der Normalschanze in Lahti springen.

Die Skispringerin vom SC Degenfeld ist als Sportlerpersönlichkeit analytisch, sachlich, realistisch. Sie kennt genau die Unwägbarkeiten ihrer Sportart. Aber sie weiß auch, dass sie es kann – wieder kann. In der Weltcupsaison des vergangenen Winters, in der es kein Großereignis gab, hatte Vogt einen langen Durchhänger. In 16 Weltcupspringen schaffte sie lediglich sechs Top-Ten-Platzierungen, kam nie unter die besten drei. Ihre schlechteste Platzierung war ein 35. Platz – weit weg von ihrem Anspruch. Zu viele Experimente mit der Ausrüstung hatten ihr Sicherheit und Konstanz beim Springen genommen.

Formkurve zeigt nach oben

Die verkorkste Saison sei sehr „lehrreich“ gewesen, sagt Vogt im Rückblick. Dass sie die richtigen Schlüsse gezogen hat, beweist ein Blick auf Vogts Formkurve in diesem Winter. Nimmt man ihre Weltcupplatzierungen als Maßstab, dann zeigt die Linie stetig nach oben: mit zwölf Top-Ten-Plätzen in Folge, zuletzt landete sie in drei von vier Wettbewerben unter den besten drei. Ein Formaufbau wie am Reißbrett entworfen.

Die guten Ergebnisse haben ihr wieder Sicherheit gegeben. „Für mich ist es beruhigend, dass ich die Form habe, um Medaillen springen zu können“, sagt sie. Das sei das zentrale Ziel der Saison gewesen, fügt Frauen-Bundestrainer Andreas Bauer hinzu. „Und dieses Ziel haben wir erreicht. Wenn es dann Platz vier, fünf oder sechs wird, dann geht die Welt auch nicht unter.“

Schließlich ist seit Carina Vogts Olympiasieg auch die Konkurrenz gewachsen. „Die Dichte des Feldes ist größer geworden. Man kann auch mit zwei guten Sprüngen Fünfte, Sechste, Siebte werden“, sagt Vogt. Gewachsen ist auch der Konkurrenzkampf im eigenen Lager. Lange Zeit war Carina Vogt die einzige Weltklasse-Springerin bei den Deutschen, in dieser Saison hat sich das geändert. „Wir haben im Gegensatz zu den Vorjahren zwei, vielleicht sogar drei Springerinnen, die vorne mitmischen können“, sagt Bauer. So sind Svenja Würth und Katharina Althaus in dieser Saison in die Weltspitze vorgedrungen; Althaus liegt als Vierte in der Weltcup-Gesamtwertung sogar zwei Plätze vor Vogt.

Ganz vorne steht, wie immer in den vergangenen Jahren, die Japanerin Sara Takanashi. „Sie ist die Favoritin, sie kann sich eigentlich nur selbst schlagen“, sagt Vogt. Doch wenn es darauf ankam, bei Olympia und WM, ist Vogt zuletzt an der Japanerin vorbeigezogen. „Wenn sie die Konkurrenz im Nacken spürt, macht Takanashi auch Fehler“, sagt Bauer. Vogts Trumpf, das weiß ihr Coach, ist ihre mentale Stärke: „Sie hat eine unglaubliche Coolness. Carina lässt sich durch nichts durcheinanderbringen.“

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Erstellt:
23.02.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 23.02.2017, 06:00 Uhr

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