Studium Generale

Die Zeiten ändern sich

Das Programm im Wintersemester ist kompakt und steht gänzlich im Zeichen der Kultur, der Geistes- und Sozialwissenschaften.

10.10.2017

Von Angelika Bachmann

Wer das Leporello zum Studium Generale-Programm auffächert, mag sich wundern: Fehlt da nicht eine Seite? Nein, tatsächlich: Im Wintersemester gibt es dieses Mal nur sechs Vorlesungsreihen. Sie werden ausschließlich von den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften bestritten. Naturwissenschaften und Medizin sind darin nicht zu finden.

Quo vadis Nachhaltige Entwicklung? 30 Jahre nach dem UN-Bericht „Unsere gemeinsame Zukunft“ (Montag, 18.15 Uhr, Hörsaal 21, Kupferbau, Beginn: 23. Oktober) – Der Begriff der Nachhaltigkeit hat in den vergangenen Jahrzehnten eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Zumindest wird viel darüber gesprochen. Ein wichtiger Ausgangspunkt war der Brundtland-Bericht der UN 1987, in dem nachhaltige Entwicklung als globale Zielsetzung formuliert, Umwelt- und Entwicklungsfragen erstmals systematisch aufeinander bezogen wurden. Die Vorlesungen, organisiert vom Kompetenzzentrum für Nachhaltige Entwicklung an der Universität, wollen Bilanz ziehen und den Sachstand hinterfragen. Gäste der Reihe kommen unter anderem aus Ecuador und Äthiopien.

Musik- und Kunstpraxis an Universitäten. Zum zweihundertjährigen Jubiläum (Montag, 20.15 Uhr, Hörsaal21, Kupferbau oder Pfleghofsaal, Beginn: 23. Oktober) – Vor 200 Jahren wurde Friedrich Silcher zum Universitätsmusikdirektor berufen. Damit begann eine Phase, in der sich die „Musikpflege wieder zunehmend akademisierte“, wie die Organisatoren vom musikwissenschaftlichen Institut schreiben. Anlass darauf zu blicken, welchen Platz und welche Ausprägung Musik, Dichtung und die Zeichenkunst an den europäischen Universitäten haben. Einer der Redner: Frido Hohberger, langjähriger Universitätszeichenlehrer, dessen Stelle die Universität soeben in einem Konzept des „Artist in residence“ aufgelöst hat.

„Geschwisterkünste“: Zu einem spannungsvollen Verhältnis von Bild und Text (Dienstag, 18.15 Uhr, Hörsaal21, Beginn: 24. Oktober) – Die Romanistin Prof. Maria Moog-Grünewald gehört zu den verlässlichen Studium Generale-Organisatorinnen. Dieses Semester widmet sie sich der „Ekphrasis“, was oft als literarische Form einer Bildbeschreibung übersetzt wird. In dieser Reihe geht es um Intermedialität, Interartialität und um die Frage: Haben Bilder und Texte grundsätzlich einen unterschiedlichen Realitätsbezug? Einlesen kann sich, wer will, schon mal bei Francis Ponge und seinen „Wortdingen“ wie etwa der „Einführung in den Kieselstein“, Lessings „Laokoon“ oder bei Dantes „Commedia“.

Lehrer*innenbildung für eine Schule der Zukunft (Mittwoch, 18.15 Uhr, Hörsaal21, Beginn: 18. Oktober) – Nichts weniger als eine grundlegende Reform und eine umfassende Verbesserung der gymnasialen Lehrerbildung in Baden-Württemberg hat sich die 2015 an der Universität gegründete Tübingen School of Education (TüSE) vorgenommen. Erziehungswissenschaftler, Bildungsforscher, Sozialpädagogen und Friedensforscher machen zum Thema, welchen Herausforderungen Schule und damit auch Lehrer künftig gewachsen sein müssen.

The Times They Are A-Changin’ – Aktuelle Zeitdiagnosen (Donnerstag, 18.15 Uhr, Hörsaal21, Beginn: 26. Oktober) – Bob Dylans Songzeile steht Pate für diese von der Abteilung Amerikanistik organisierte Reihe. Sie drückt aus, was Soziologen mit der „Zeitdiagnose“ beschreiben wollen: Das Gefühl, dass sich grundlegende Umbrüche, Paradigmenwechsel ereignen. Die Referenten blicken auf die USA unter Reagan und heute, auf Europa, den Brexit, Demokratie-Skepsis und Terrorismus. Sie fragen, was die Gattung der Zeitdiagnose zur Analyse und zur Gestaltung der Zukunft beitragen kann.

Von den Weltreligionen lernen? Ideen und Innovationen aus dem Islam (Donnerstag, 20.15 Uhr, Hörsaal21, Beginn: 19. Oktober) – Nach Judentum und Christentum geht es in diesem Semester in Teil drei der Reihe um den Islam. Themen sind neben der Koranexegese unter anderem islamische Bioethik, Wirtschaftsverständnis und Umweltbewusstsein. Die Islamische Kunst wird ebenso beleuchtet wie das Thema „Krieg und Frieden“. Organisatoren sind das Weltethos-Institut, die Stiftung Weltethos, das Forum Scientiarum und das Zentrum für Islamische Theologie.

Info Die Programmhefte liegen an der Universität und im Buchhandel aus.