Ende eines Ausflugslokals

Die „Waldesslust“ im Reutlinger Wasenwald schließt zum Ende des Jahres

Das Gasthaus im Wasenwald muss nach zwölf Jahren raus, weil das Naturtheater als Besitzer des Gebäudes Eigenbedarf anmeldet.

17.10.2017

Von Thomas de Marco

Die „Waldesslust“ im Reutlinger Wasenwald schließt zum Ende des Jahres

Seit 2005 betreiben Thomas Wilke und Dagmar Jetter-Wilke die Gaststätte „Waldesslust“ neben dem Naturtheater. Doch jetzt ist nach 12 Jahren Schluss: Im Oktober nächsten Jahres brauchen die Verantwortlichen des Reutlinger Naturtheaters das bisher verpachtete Gebäude selbst. Schweren Herzens haben die Wilkes nun vor zwei Wochen den Beschluss gefasst, bereits Ende des Jahres im Wasenwald aufzuhören. „Das tut weh“, sagt Thomas Wilke. Zumal es schwierig werden dürfte, eine vergleichbare Alternative zu finden.

Keine Gaststätte bis 2022

„Unser Vereinsheim ist marode. Deshalb müssen wir uns Gedanken machen, wie wir das sanieren können“, sagt Rainer Kurze, seit 2003 Vorsitzender des Naturtheater-Vereins. Derzeit würden entsprechende Verhandlungen mit der Stadt laufen. Es geht dabei auch um Zuschüsse, die in den nächsten Doppelhaushalt eingestellt werden müssten.

Während der Sanierung ihres Vereinsheims würde das Gebäude, in dem derzeit noch die „Waldesslust“ bewirtet, als Zwischenlösung benötigt, erklärt der Vereinsvorsitzende. Das sei den Pächtern auch lange im voraus angekündigt worden, betont Kurze. Im Gespräch ist bei den Machern des Naturtheaters, auch den Kostümfundus im Obergeschoss der „Waldesslust“ unterzubringen. In die ebenerdigen Räume der Gaststätte würde das Vereinsheim zwischenzeitlich einziehen.

Wegen der Umbauarbeiten werde es von 2019 bis 2022 definitiv keinen Gaststättenbetrieb mehr geben, erklärt Kurze. Für das nächste Jahr sei angedacht, während der Sommermonate den Biergarten zu öffnen und Catering anzubieten. Entweder in Eigenregie oder mit einem externen Caterer. Nach dem Umbau des Naturtheaters ist im Jahr 2022 in einem Teilbereich des angrenzenden „Waldesslust“-Gebäudes wieder eine Gaststätte vorgesehen.

„Jahresendfiguren“ zum Finale

Derzeit habe er nur noch zwei statt bisher drei Köche in der „Waldesslust“, sagt Geschäftsführer Wilke. „Für so eine kurze Zeit bis Oktober finde ich keinen Ersatz. Deshalb müssen unsere Gäste Bescheid wissen. Wir haben schon viele Anfragen wegen Konfirmationen oder Hochzeiten. Dafür brauchen die Gruppen Sicherheit.“ Deshalb haben sich die Pächter nun entschlossen, den Schnitt schon zum Jahresende zu machen.

Die Suche nach einer Alternative dürfte sich schwierig gestalten. Denn in der „Waldesslust“ steigen auch immer wieder Konzerte und andere Veranstaltungen. So waren die IG Metall Reutlingen und die SPD dort immer wieder zu Gast – auch mit Podiumsdiskussionen. Das letzte Event wird nun der Auftritt der Band „Jahresendfiguren“ mit Musikern aus Reutlingen und Stuttgart bei der Waldweihnachtsparty am 23. Dezember sein. Die rocken das Gebäude seit Jahren und haben im vergangenen Jahr 700 Gäste in die „Waldesslust“ gelockt.

„Wir werden aufgehört!“

Unter dem Titel „Wir werden aufgehört!“ informieren die Pächter mittlerweile ihre Gäste über das bevorstehende Ende ihrer Gaststätte. Sie wundern sich darüber, dass die Macher des Naturtheaters eine Gaststätte „mit einem Ruf weit über Reutlingen hinaus“ kaputt machen und die Existenz zahlreicher Mitarbeiter zerstören würden, sagt Thomas Wilke. „Was wäre denn passiert, wenn das Gebäude tatsächlich wie geplant vor fünf Jahren verkauft worden wäre? Dann hätte das Naturtheater auch kein Ausweichquartier gehabt.“

Generell betonen aber beide Seiten, im Guten auseinanderzugehen. „Wir sind überhaupt nicht unzufrieden mit den Pächtern“, erklärt der Naturtheater-Vereinsvorsitzende Kurze und spricht von einer sehr guten und fruchtbaren Zusammenarbeit. „Wir haben weiterhin ein gutes Verhältnis zum Naturtheater“, sagt auch Wilke. Deshalb sei es umso bitterer, gehen zu müssen, weil die „Waldesslust“ nicht mehr in die Pläne des Vereins passe. „Wir haben die Gaststätte hochgezogen – und jetzt, da sie gut läuft, müssen wir uns verabschieden.“Bild: Haas

Als Waldheim hat alles vor 57 Jahren begonnen

Die Gaststätte neben dem Naturtheater ist bereits 1960 als Waldheim eröffnet worden. 2005 übernahmen Thomas Wilke und Dagmar Jetter-Wilke den Betrieb und setzten ihr Konzept mit Restaurant plus Veranstaltungen seither unter dem Namen „Waldesslust“ um. Vor fünf Jahren hatten die Mitglieder des Naturtheater-Vereins beschlossen, das Gebäude zu verkaufen. Der Erlös sollte den Grundstock für ein neues Vereinsheim bilden. Doch daraus wurde nichts. Nun aber sind die Verantwortlichen des Naturtheaters entschlossen, ihr marodes Vereinsheim zu sanieren und während dieser Zeit die Räume des Gebäudes, in dem die „Waldesslust“ untergebracht ist, selbst zu nutzen.

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Erstellt:
17.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 04sec
zuletzt aktualisiert: 17.10.2017, 01:00 Uhr

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