„Absolut überwältigt“

Die TAGBLATT-Spendenaktion endet mit einem sensationellen Ergebnis

Eine der erfolgreichsten Spendenaktionen in der Tübinger Geschichte ist zu Ende gegangen. 326 325,34 Euro spendeten die Leser/innen des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTS für ein Arztmobil und das Paul-Lechler-Krankenhaus.

05.02.2016

Von Ulrich Janssen

Tübingen. „Ich bin absolut überwältigt“: Lisa Federle, Deutschlands wohl bekannteste Notärztin, kann immer noch nicht fassen, wie groß die Resonanz auf ihre Idee mit dem Arztmobil war. 70 000 Euro waren nötig, um ein Wohnmobil so umzubauen, dass damit Mediziner und Pflegekräfte regelmäßig die Flüchtlingsunterkünfte im Kreis Tübingen abfahren können. Zusammengekommen sind sagenhafte 200 023,28 Euro. „Das zeigt“, freute sich Federle, „was für großartige Menschen in meiner Heimat- und Geburtsstadt Tübingen leben.“

200 023 Euro: das ist viel mehr Geld als für die Anschaffung des Fahrzeug benötigt wird. Was passiert mit dem Rest? Darüber hat sich Lisa Federle schon Gedanken gemacht. So weit es nicht für den Unterhalt des Arztmobils verwendet wird, soll es der medizinischen Betreuung von Flüchtlingen zugute kommen. Immer wieder stellen nämlich Ärzte fest, dass Therapien für Flüchtlinge vom Landratsamt nicht finanziert werden können. Hier soll der Fonds kurzfristig einspringen. Federle betont, dass nur sinnvolle Behandlungen finanziert und die Mittel verantwortungsvoll eingesetzt werden sollen. Ein prominent besetztes Kuratorium wird das kontrollieren.

Noch nicht erfüllt hat sich Federles Hoffnung, dass die Idee eines Arztmobils für Flüchtlinge auch jenseits von Tübingen aufgegriffen wird. Aber immerhin: In der vergangene Woche wurde bei einem großen Integrationstreffen in Calw schon mal über die Anschaffung eines solchen Fahrzeugs diskutiert.

Völlig überrascht von der Höhe der eingegangenen Spenden war auch Wolfgang Stäbler, der Geschäftsführer des Paul-Lechler-Krankenhauses. 126 302,06 Euro spendeten die TAGBLATT-Leser/innen für die Palliativ-Abteilung des Krankenhauses, die im nächsten Jahr in neue Räume ziehen wird. „Das ist jenseits von allem, was wir uns vorstellen konnten.“

Zwar erreicht die Klinik immer wieder mal eine großzügige Spende oder ein Nachlass, doch an eine so große Spende, wie sie jetzt die TAGBLATT-Leser aufbrachten, kann sich Stäbler nicht erinnern. Was ihn besonders erstaunt: „Wir hatten ja mit den Flüchtlingen auch noch eine starke Konkurrenz.“

Für das Krankenhaus sei es jedenfalls ein Riesenfortschritt, nicht nur weil die Summe so hoch sei, sondern auch, weil die vielen Menschen, die mit ihrer Spende zu dem Rekordergebnis beitrugen, den Mitarbeitern zeigten, wie groß der Rückhalt für die Palliativ-Medizin in der Bevölkerung inzwischen sei.

Traditionell kommt das Geld beim TAGBLATT von vielen kleinen Spendern. Diesmal waren es fast 1800, die zwischen fünf und 500 Euro gaben. Ein paar Großspender sind freilich auch dabei. Die größte Einzelspende kam von der Til Schweiger-Stiftung, die zugunsten des Arztmobils 35 000 Euro überwies. Lisa Federle persönlich hatte den Schauspieler für das Projekt gewinnen können.

Die guten Kontakte von Lisa Federle sorgten auch dafür, dass der Unternehmer Helmut Schlotterer über seine Stiftung 30 000 Euro locker machte. Schlotterer ist Gründer des Bodelshäuser Modeunternehmens MarcCain. Äußerst spendabel zeigte sich auch die in Gomaringen ansässige, weltweit tätige Firma DigSilent. 17 500 Euro überwiesen die auf die Steuerung von Energieversorgungssystemen spezialisierten Ingenieure diesmal. Sie zählen zu den treuesten Spendern der TAGBLATT-Aktion.

Zum allerersten Mal taucht der Name Gore Verbinski in einer Spenderliste des TAGBLATTS auf. Verbinski ist Hollywood-Regisseur und verdiente mit den ersten drei „Fluch der Karibik“-Filmen ein Vermögen. Vor gut einem halben Jahr war er zu Dreharbeiten auf der Burg Hohenzollern. Warum stiftet ein in Los Angeles lebender Starregisseur 1000 Dollar für ein Arztmobil, mit dem im 9463 Kilometer entfernten Landkreis Tübingen Flüchtlinge behandelt werden sollen?

Die Antwort ist einfach. Verbinski ist mit Lisa Federle bekannt. Und wer kann schon nein sagen, wenn die „Lisa“ aus Germany anfragt?

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Erstellt:
05.02.2016, 01:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 05.02.2016, 01:30 Uhr

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