Seniorenmesse · Was brauchen alte Menschen?

Die TAGBLATT-Messe SenFit lockte 1500 Besucher ins Sparkassen-Carré

In alten Leuten steckt mehr, als man denkt“, sagte Michael Schiff am Samstag an seinem Stand auf der diesjährigen SenFit-Messe im Sparkassen-Carré.

30.10.2017

Von Monica Brana

Einen Tag lang zeigten mehr als 40 Aussteller vom klassischen Thrombosestrumpf über diverse Hör- und Sehhilfen bis hin zur digitalen Betreuungsassistentin eine große Auswahl an Alltagshelfern, die betagten Menschen das Leben verschönern sollen. 14 Fachvorträge, verschiedene Aktionen auf der Bühne und eine Podiumsdiskussion boten weitere Gelegenheit, herauszufinden, ob und wie man den eigenen Alltagverändern möchte.

Der Hirrlinger Michael Schiff möchte mit seinem Neurotrainingsprogramm die Kommunikation zwischen Hirn und Muskeln verbessern – und schickt dazu seine Klienten auf das selbst entworfene Trainingsgerät mit Echtzeitrückmeldung am Monitor, wo diese eventuell vorhandene körperliche „Negativspiralen“ durchbrechen können. An anderen Ständen dominierten passive Helfer zur Symptombehandlung. Verschiedenste An- und Ausziehhilfen für Thrombosestrümpfe etwa stellte das Sanitätshaus Nusser und Schaal vor. Bei der Konkurrenz des Gesundheitshauses Brillinger zückte Danny Fenner das Übungsgerät „Black Roll“ für das Faszientraining. „Die ersten Male ist es eher schmerzhaft“, sagte er. Geschäftsleiterin Ingrid Fischer wies auf den faltbaren Elektro-Roller hin, mit dem die Messe-Besucher probeweise umhergleiten konnten. Das dreirädrige Gefährt eigne sich für diejenigen, die etwa nach einem Schlaganfall nicht mehr gut zu Fuß sind, sagte Fischer.

Zur Mittagszeit durchschritt Erich Klett von der Kreisverkehrswacht vor der Bühne einen Rollator-Parcours. Die Anwesenden ermunterte er, es ihm im Slalomlauf, über eine Holperstrecke und einen simulierten Bordstein gleichzutun. Als die meisten Zuschauer sich daraufhin schüchtern zerstreuten, packte die 84-jährige Erika Wortmann die Gelegenheit beim Schopf und bewältigte den Parcours mit beiden Gehhilfen, die Klett mitgebracht hatte. Man könne sich an die Handhabung gewöhnen, befand die Tübingerin, die gemeinsam mit ihrem Ehemann zur Messe gekommen war.

„Man kann aus jedem Bett ein Pflegebett machen“, sagte Peter Wiech vom Bettenhaus Hummel, der an seinem Stand verschiedene Bettaufbauten zeigte. Wichtig sei, dass ein Wundliegen vermieden werde und die Pflegenden, häufig Angehörige, körperlich entlastet werden, was sich zum Beispiel durch verschiedene Hebehilfen bewerkstelligen lässt.

Die Zukunft der Seniorenbetreuung könnte zum Teil digital aussehen. Das Geriatrische Zentrum der Tübinger Universitätsklinik hatte das Projekt „Kristina“ mitgebracht: eine virtuelle Ansprechpartnerin, mit der sich Angehörige und Patienten künftig in mehreren Sprachen zu Alltags- und Gesundheitsthemen interaktiv austauschen können. „Das soll kein Ersatz für menschliche Ansprechpartner werden, sondern sie unterstützen und ergänzen“, sagte Valérie Sarholz. Kristina könne etwa die Zusammenarbeit mit polnischen Pflegekräften erleichtern.

Das Thema Digitalisierung weiteten vier Podiumsgäste am Nachmittag aus. Zum Thema „Sensoren für Senioren: Kommt die Pflege 4.0?“ moderierte TAGBLATT-Mitarbeiter Stefan Zibulla ein Gespräch zwischen Sandra Evans vom Tübinger LebensPhasenHaus, das mit Hightech ausgestattet ist, Nicole Heidt von der Leonberger Agentur Sofiapflege, die 24-Stunden-Betreuung aus Osteuropa vermittelt und Sven Braun, der als Pflegedienstleiter im Paul-Lechler-Krankenhaus die Technikgläubigkeit relativierte. Der Vorsitzende des Kreisseniorenrats Michael Lucke befürwortet prinzipiell digitale Hilfe in der Pflege, doch könne sie nur ein Baustein sein neben professioneller Pflege, nachbarschaftlicher Unterstützung und funktionierenden Familienstrukturen.