Neubau und Lehrzentrum: Klinika fordern Sonderprogramm

Die Direktoren der Uni-Klinika im Land fordern eine Milliarde Euro mehr bis 2022

Der Neubau für die Medizinische Klinik wird 243 Millionen Euro kosten. Davor soll noch das lange überfällige Lehrzentrum entstehen.

04.08.2017

Von Angelika Bachmann

In der Ecke zwischen den Crona-Kreuzen und dem neuen Bettenbau der Medizinischen Klinik soll der so genannte Gelenkbau entstehen (1) und künftig Polikliniken und verschiedene Abteilungen der Medizinischen Klinik beheimaten. Unterhalb der Nuklearmedizin, wo jetzt noch Wohnheime stehen, wird das Lehr- und Lernzentrum gebaut (2). Oben links die neue Augenklinik und die HNO-Klinik, oberhalb davon könnte die neue Pathologie Platz finden. Der auffällige Baukörper daneben ist das 2012 eröffnete Gesundheitszentrum. Bild: Grohe

In der Ecke zwischen den Crona-Kreuzen und dem neuen Bettenbau der Medizinischen Klinik soll der so genannte Gelenkbau entstehen (1) und künftig Polikliniken und verschiedene Abteilungen der Medizinischen Klinik beheimaten. Unterhalb der Nuklearmedizin, wo jetzt noch Wohnheime stehen, wird das Lehr- und Lernzentrum gebaut (2). Oben links die neue Augenklinik und die HNO-Klinik, oberhalb davon könnte die neue Pathologie Platz finden. Der auffällige Baukörper daneben ist das 2012 eröffnete Gesundheitszentrum. Bild: Grohe

Am 15. August haben Klinikums-Chef Michael Bamberg und seine Kollegen der Uni-Klinika Freiburg, Heidelberg und Ulm einen Termin im Stuttgarter Staatsministerium. Verhandelt wird: über Geld. Ihren offenen Brief an das Staatsministerium haben die Direktoren der Uni-Klinika mit „Hilferuf“ überschrieben. Das klingt dramatisch – trifft aber nach Ansicht von Bamberg durchaus zu, wenn man den Bauetat mit der Liste der anstehenden Bau- und Sanierungsprojekte vergleicht.

„Der Investitions- und Sanierungsstau an den Universitätsklinika und Medizinischen Fakultäten Baden-Württemberg bedroht die Leistungsfähigkeit der Einrichtungen existenziell“, heißt es in dem Schreiben. Allein bis 2022 hätten die vier Uni-Klinika einen Investitionsbedarf von 3,178 Milliarden Euro.

Die Vorstände fordern deshalb vom Land ein Sonderprogramm für die vier Standorte in Höhe von 200 Millionen Euro pro Jahr für die kommenden fünf Jahre. In den vergangenen Jahren hat das Tübinger Klinikum viele Bauten, Investitionen und Großgeräte aus eigener Tasche bezahlt. „Das geht einfach nicht mehr“, sagt Bamberg. Baden-Württemberg habe bundesweit eine Spitzenstellung in der Hochschulmedizin. Wolle man diese halten, müsse das Land mehr investieren.

In Tübingen schließt die Forderung nach einem Sonderfinanzierungsprogramm an eine monatelange Debatte um die künftige Bebauung des Schnarrenbergs an. Das Geld würde unter anderem für die Teil-Finanzierung des Lehr- und Lernzentrums gebraucht, das mit 65 Millionen Euro veranschlagt ist (wir berichteten).

Viele andere Projekte zehren ebenfalls am Etat: Die Sanierung des Zentral-OPs ab 2020 kostet 7,7Millionen Euro. Zudem rechnet Bamberg mit hohen Investitionen in den IT-Bereich. Das Pathologische Institut soll bis 2025 auf den Schnarrenberg – neben die Anatomie – ziehen. Die Frauenklinik und die Zahnklinik brauchen Anbauten. Bei der Augenklinik gibt es noch etliche Rechnungen als Nachschlag, etwa für die immer noch fehlende Cafeteria. Und dann muss auch noch die erst 15 Jahre alte HNO-Klinik wegen eines Bauschadens saniert werden. Kosten: 4,4 Millionen Euro.

Das mit Abstand größte Projekt der kommenden Jahre ist jedoch der Teil-Neubau der Medizinischen Klinik. Sie ist die älteste Klinik auf dem Schnarrenberg, die ersten Bauten waren 1961 fertiggestellt. Der Bettenbau West wurde 2007 fertig. Doch bereits seit den 90er Jahren gibt es die Idee, in der Verlängerung der Crona-Kreuze einen so genannte Gelenkbau anzufügen. In Verhandlungen mit dem Land immer wieder geschoben, soll das Projekt nun endlich angegangen werden.

Die Finanzierung der Baukosten in Höhe von knapp 250 Millionen Euro soll nicht über das Sonderprogramm, sondern verteilt auf mehrere Tranchen über den regulären Haushalt des Landes geschehen, so Bamberg. Dort ist der Gelenkbau zwar noch nirgends festgeschrieben. Es gab aber Vorverhandlungen. „Das Land weiß, dass das ansteht.“

Die Neue Med soll 2026 fertig sein. Die Poliklinik und der Behandlungstrakt der Medizinischen Klinik könnten dann abgerissen werden und einem zentralen Aufnahmebereich Platz machen. Die Zusammenführung der Notfallambulanzen der Crona- und Medizinischen Kliniken sei dringend notwendig, so Bamberg, um die Abläufe zu verbessern und Personal sinnvoller einsetzen zu können.

Forschungsgebäude statt Wohnheime

Ein Teil der Personalwohnheime am südlichen und östlichen Rand des Schnarrenbergs wird in den kommenden Jahren abgelöst durch Neubauten am Breiten Weg. Wo jetzt noch Wohnheime stehen, können dann neue Forschungsgebäude Platz finden.

Ein Teil der Wohnheime zur Grafenhalde hin gehört jedoch dem Immobilienkonzern Vonovia. Dieser hat nach Auskunft des Amtes für Vermögen und Bau das Gelände noch für mehrere Jahrzehnte in Erbpacht zugesichert. Das Land könne deshalb nicht über diese Häuser verfügen, so Bamberg. Vonovia plane, diese Personalwohnheime zu sanieren.

Für das Biomedizinische Forschungsgebäude M3 steht noch eine freie Fläche ganz im Südosten des Schnarrenbergs zur Verfügung. Die Baukosten für dieses Institut für Mikrobiom- und Krebsforschung betragen 53 Millionen Euro; die Hälfte zahlt der Bund, je ein Viertel zahlen das Land und das Klinikum.

Zum Artikel

Erstellt:
04.08.2017, 18:48 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 04.08.2017, 18:48 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!