Politische Lola

Deutscher Filmpreis für Nazijäger-Drama

Das Politdrama „Der Staat gegen Fritz Bauer“ räumte bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises die meisten Lolas ab. „Er ist wieder da“ ging leer aus.

30.05.2016

Von DPA

Ausgezeichnet: „Der Staat gegen Fritz Bauer“. Burghart Klaußner erhielt aber keine Lola. Foto: Martin Valentin Menke

Ausgezeichnet: „Der Staat gegen Fritz Bauer“. Burghart Klaußner erhielt aber keine Lola. Foto: Martin Valentin Menke

Berlin. Ein Sieg für das politische Kino. Der auf Tatsachen beruhende Justiz-Thriller „Der Staat gegen Fritz Bauer“ hat die goldene Lola als bester deutscher Spielfilm gewonnen. Damit war das brillante Drama über den hessischen Generalstaatsanwalt und Nazi-Jäger Fritz Bauer der große Gewinner bei der Verleihung des 66. Deutschen Filmpreises.

In politisch unruhigen Zeiten gewann in Berlin Lars Kraumes Film mit politischer Botschaft haushoch. Das bereits vorab als Favorit gehandelte Werk über die schleppende Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen in der Nachkriegszeit holte nicht nur die Lola in der Königskategorie, sondern räumte zurecht fünf weitere Preise ab. Ronald Zehrfeld (39) wurde von der Deutschen Filmakademie für seine Rolle als Bauers engster Mitarbeiter mit der Lola als bester Nebendarsteller geehrt. Weitere Auszeichnungen für „Der Staat gegen Fritz Bauer“ gab es in den Kategorien Regie, Drehbuch, Szenenbild und Kostüm. Burghart Klaußner, der überragend die Hauptrolle spielt, erhielt allerdings keine Lola.

Ebenfalls mit der deutschen Vergangenheit setzte sich ein Publikumsliebling auseinander, der bei der Preisverleihung am Ende komplett leer ausging: David Wnendts Hitler-Satire „Er ist wieder da“. Rund 2,5 Millionen Menschen sahen die Komödie, die auch für den Hauptpreis nominiert war, im Kino. „Der Staat gegen Fritz Bauer“ hatte nach Angaben des Verleihs nur rund 270 000 Zuschauer.

In Anspielung auf „Er ist wieder da“ schälte sich Schauspieler Milan Peschel („Halt auf freier Strecke“) als Laudator für das beste Kostümbild auf offener Bühne aus einer Nazi-Uniform und hielt dem Publikum so wie der Film mit dem Hitler-Wiedergänger den Spiegel vor. Würde das Publikum lachen, klatschen, peinlich berührt sein oder protestieren? Von allem ein bisschen, könnte man meinen. Am Ende stand Peschel in weißer Unterwäsche und Socken da.

Die silberne Lola in der Kategorie „Spielfilm“ ging an Thomas Stubers einfühlsames Drama „Herbert“. Hauptdarsteller Peter Kurth (Schauspiel Stuttgart) nahm für seine Rolle des an ALS erkrankten Ex-Boxers Herbert auch die Trophäe als bester Hauptdarsteller entgegen.