TübingenHirschau

Derart schlampig

Der irrtümlicherweise von Tübingen nach Bulgarien überstellte Asylbewerber F. wurde von dort nach Afghanistan abgeschoben – obwohl er zurück nach Deutschland sollte (19. Oktober).

21.10.2017

Von Reinhold Schmid, TübingenHirschau

Ich verstehe sehr gut die Angst eines mir bekannten Flüchtlings davor, dass auch er nachts um 3 Uhr aus seiner Wohnung gerissen und rechtswidrig abgeschoben werden könnte. Die Aussage des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), dass „leider keine zeitnahe Bearbeitung“ erfolgt sei und dass „letztlich nicht optimal verlaufende Arbeitsschritte zu einer Überstellung“ führten, lässt nicht erkennen, weshalb dies in Zukunft anders sein soll.

Warum hat sich das Bamf so viel Zeit gelassen, in Bulgarien zu intervenieren – trotz der Forderung des Verwaltungsgerichts, F. „unverzüglich“ aus Bulgarien zurückzuholen? Warum ist schon vorher „leider keine zeitnahe Bearbeitung“ der schon verspäteten Mitteilung des Verwaltungsgerichts über die erfolgte Klage durch das Bamf erfolgt? Wenn das Bamf personell überfordert sein sollte: Warum leistet es sich – im besten Fall – derart schlampige Schnellschüsse und Fehlentscheidungen, die fatale Folgen für die Betroffenen haben und unnötig Ängste schüren? Fühlt sich denn irgendjemand verantwortlich für das, was F. angetan wurde?