Romantiker und Rebell

Der große Schauspieler und Regisseur Robert Redford wird 80 Jahre alt

Robert Redford ist ein Hollywood-Rebell. Seine Liebe gilt dem Independent-Kino und der Natur. Auch mit 80 Jahren steht er noch vor der Kamera.

18.08.2016

Von BARBARA MUNKER, DPA

Charismatisch durch die Jahrzehnte: Robert Redford 1973 im Mega-Hit „Der Clou“, 1998 im Film „Der Pferdeflüsterer“, den er auch inszenierte, und 2014 bei seinem Sundance Film Festival. Foto: dpa

Charismatisch durch die Jahrzehnte: Robert Redford 1973 im Mega-Hit „Der Clou“, 1998 im Film „Der Pferdeflüsterer“, den er auch inszenierte, und 2014 bei seinem Sundance Film Festival. Foto: dpa

Los Angeles. Kurz vor seinem 80. Geburtstag kehrt Robert Redford mit Hilfe eines Drachens in seine Jugend zurück. „Geschichtenerzählen spielte in meiner Kindheit eine wichtige Rolle. Dabei konnte ich eine Welt erleben, die viel größer war als meine eigene und die viel Magisches zu bieten hatte“, sinniert der Hollywoodstar über seine Rolle in einem Disney-Fantasymärchen. „Elliot, der Drache“ handelt von der Freundschaft eines kleinen Jungen mit einem Drachen. Redford wird an diesem Donnerstag 80 Jahre alt und kommt eine Woche später (Kinostart am 25. August) in der Rolle eines Holzschnitzers und Märchenerzählers in die deutschen Kinos.

Der Aufstieg in Hollywoods Star-Riege war eher holprig als märchenhaft. Geboren wurde Redford im kalifornischen Santa Monica als Sohn eines Milchmanns. Mit einem Sport-Stipendium schaffte er es in die Universität von Colorado, flog aber nach Alkoholeskapaden raus. Er trampte durch Europa, schlug sich mit dem Verkauf selbstgemalter Bilder durch, bis er in New York auf der Schauspielschule entdeckt wurde. Nach Filmen wie „Barfuß im Park“ mit Jane Fonda und der Westernkomödie „Zwei Banditen“ mit Paul Newman wurde Redford Ende der 1960er Jahre zum Leinwandidol. Die stahlblauen Augen, das kantige Gesicht und der blonde Haarschopf halfen. Den verwegenen Romantiker hat er trotz grauer Haare immer noch drauf.

Redford konnte es sich früh erlauben, auf Distanz zu gehen. „Hollywood war nie mein Traumziel“, erzählte er 2013 dem „Esquire“. Den Starrummel habe er nie ernst nehmen können. „Ich wurde nebenan geboren“. Auf der Leinwand konnte er als Liebhaber glänzen, etwa an der Seite von Meryl Streep im Melodram „Jenseits von Afrika“ (1985). Sein Privatleben hielt er stets unter Verschluss. Bereits mit 22 Jahren heiratete er die spätere Historikerin Lola Van Wagenen, die Ehe der vierfachen Eltern wurde 1985 geschieden. Die zweite Hochzeit feierte Redford in Hamburg. Dort gab er 2009 der Malerin Sibylle Szaggars das Ja-Wort.

Auf Filmpartys sieht man das Paar selten. Redford, der Skifahrer, Reiter und Wanderer, lebt in einem Landhaus im US-Staat Utah. Gibt es etwas, das er bereut? „Nein, ich würde alles wieder so machen, auch die Fehler, die gehören dazu, das ist Teil des Lebensprozesses“, sagte der Schauspieler und Regisseur, als er 2013 sein neuntes Regiewerk, „The Company you keep – Die Akte Grant“, vorstellte.

Nicht nur räumlich ging Redford von Hollywood auf Distanz. In den Rocky Mountains in Utah rief er 1980 das inzwischen größte US-Filmfest für unabhängige Produktionen ins Leben. Jedes Jahr im Januar trifft sich beim Sundance-Festival die Independent-Szene, jedesmal feuert Gründer Redford die Filmschaffenden an. Er habe nichts gegen Mainstream-Kino, sagt Redford, doch ihm komme es darauf an, die Vielfalt von Independent-Produktionen zu fördern. „Vielfalt kommt von dem Wort Unabhängigkeit, nach diesem Prinzip arbeiten wir hier“, betonte er.

Redford ist engagierter Umweltaktivist und Naturschützer. Als Vorzeige-Liberaler bezieht er häufig Position. Als Hauptdarsteller in der Wahl-Satire „Bill McKay – Der Kandidat“ wurde er schon 1972 politisch, dann spielte er mit Dustin Hoffman die „Watergate“-Spürhunde der Washington Post, die Richard Nixon zu Fall brachten, in dem Drama „Die Unbestechlichen“ (1976). In „Von Löwen und Lämmern“ (2007) thematisierte er Kriegslust und Inkompetenz in Washington, unkritischen Journalismus und Fernsehverdummung.

Als Schauspieler lief er in dem Überlebensdrama „All Is Lost“ mit 77 zur Höchstform auf. Er spielt einen Segler, der alleine auf seiner leck geschlagenen Jacht im Ozean treibt. Was passiert, wenn Menschen an die Grenzen stoßen und nicht aufgeben? Diese Fragen hätten ihn interessiert, sagte Redford der „New York Times“. Bei den Dreharbeiten ging er an seine körperlichen Grenzen. Die Crew habe ihn mit Wasserwerfern und Windmaschinen „grün und blau geschlagen“, flachste der Schauspieler.

Die erhoffte Oscar-Nominierung für „All Is Lost“ blieb 2014 aus. Seine bisher einzige Gewinnchance als Schauspieler hatte Redford an der Seite von Paul Newman in der Gaunerkomödie „Der Clou“. In seiner Karriere holte der Star nur einen Goldjungen, 1981 als Regisseur von „Eine ganz normale Familie“. Ein Trostpflaster: 2002 ehrte ihn die Filmakademie mit einer Trophäe für sein Lebenswerk. Vielleicht wird Redford seine Sammlung noch vergrößern. Mit 80 Jahren steht er weiter vor der Kamera. Die Science-Fiction-Romanze „The Discovery“ soll 2017 in die Kinos kommen. Darin spielt Robert Redford einen Wissenschaftler, der den Beweis für ein Leben nach dem Tod erbracht hat.

2014 in Sundance Foto: dpa

2014 in Sundance Foto: dpa

Robert Redford 1998 in „Der Pferdeflüsterer“ Foto: dpa

Robert Redford 1998 in „Der Pferdeflüsterer“ Foto: dpa

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Erstellt:
18.08.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec
zuletzt aktualisiert: 18.08.2016, 06:00 Uhr

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