Vereinskrise · Große Sorgen um den SKV Eningen

Der Vorsitzende ist nach Jahren ohne Bilanzen und Mitgliederversammlungen zurückgetreten

Große Probleme beim Sport- und Kulturverein 1889 Eningen: Weil der Vorsitzende Horst Beck seit fünf Jahren keine Mitgliederversammlung mehr einberufen und keine Bilanzen für diese Zeit vorgelegt hat, ist am 21. Oktober eine außerordentliche Versammlung einberufen worden. Dabei trat Beck von allen Ämtern zurück und wurde nicht entlastet.

21.11.2017

Von Thomas de Marco

Beim Sport- und Kulturverein 1889 Eningen gibt es große Probleme. Bild: Haas

Beim Sport- und Kulturverein 1889 Eningen gibt es große Probleme. Bild: Haas

Mehr noch: „Da sich zum jetzigen Zeitpunkt wegen der nicht kalkulierbaren Lage des Vereins keine Vorstandskandidaten fanden, konnten keine Neuwahlen durchgeführt werden“, heißt es auf der Homepage des SKV. Deshalb haben sich Gerhard Loth und Walter Naumann, beide von der Tischtennis-Abteilung, bereit erklärt, gemeinsam als Notvorstand die schwierige Situation aufzuarbeiten. Am 30. Oktober stellten sie den Antrag auf einen Notvorstand beim Vereinsregister in Stuttgart, eine Antwort haben sie noch nicht erhalten. Deshalb möchten sich die beiden derzeit nicht zur Lage des SKV äußern.

Dafür kann Eningens Bürgermeister Alexander Schweizer, der bei der außerordentlichen Versammlung anwesend war, einiges über die Hintergründe sagen. Nach mehreren Rücktritten aus Vorstand und Aufsichtsrat habe es im Verein rumort. „Nun haben sich einige nicht damit abgefunden, dass nur noch der Vorsitzende Beck den Verein führte und keine Ergebnisse oder Rechnungsabschlüsse vorlegte“, erklärte Schweizer dem TAGBLATT.

Deshalb sei Beck quasi die Pistole auf die Brust gesetzt worden, Zahlen und Fakten bei einer außerordentlichen Vereinsversammlung zu präsentieren. „Das konnte dieser erwartungsgemäß nicht, weshalb er zurückgetreten ist“, sagt der Bürgermeister. „Ich habe ihm mehrfach gesagt, er verspiele sein Renommee, wenn er nicht handelt – aber er hat nichts gemacht.“

Nun müsse alles aufgearbeitet werden. Denn Zahlen kenne er auch nicht, betont Schweizer. Die Situation sei aber dramatisch. „Es wäre sehr bedauerlich, wenn keine Lösung gefunden wird.“ Schließlich zählt der Verein über 200 Mitglieder in den drei Sparten Fußball, Tischtennis und Gymnastik. Die Gemeinde werde den Verein in dieser schwierigen Lage nicht allein lassen, hatte der Bürgermeister schon bei der Versammlung erklärt.

Loth, der zuvor noch nie ein Amt beim SKV gehabt hatte, und das ehemalige Ausschuss-Mitglied Naumann wollen nun die Altlasten aufarbeiten. Sie hoffen, bis Anfang nächsten Jahres wieder eine ordentliche Vereinsversammlung einberufen zu können, auf der ein normaler Vorstand gewählt werden kann. Zuvor wollen sie die Lage in den Griff bekommen und den Verein am Leben erhalten.

Der Bericht über die außerordentliche Versammlung vom 21. Oktober ist nur auf der Homepage des Vereins sowie im Eninger Amtsblatt veröffentlicht worden. Offensichtlich im Bestreben, die Angelegenheit nicht groß publik werden zu lassen.

Brisant an der Personalie Beck: Der zurückgetretene Vorsitzende des SKV Eningen ist seit April 2009 auch Vorsitzender des Fußball-Bezirks Alb. Vielleicht habe er sich mit der Doppelfunktion ganz einfach übernommen, sagen die im Verein, die trotz allem wohlwollend seine Aufbauarbeit beim SKV würdigen. Andere sind da weniger nachsichtig und kritisieren Beck hart dafür, dass er viele Mitstreiter vergrault und den Verein im Alleingang geführt habe.

Beck wollte sich gegenüber dem TAGBLATT zunächst nicht äußern, weil er den Übergang so ruhig wie möglich gestalten möchte. Dann sagt er aber, dass er den Fehler gemacht habe, seit mehreren Jahren keine Versammlung einberufen und keine Berichte abgeliefert zu haben. „Da ist mir die Arbeit über den Kopf gewachsen. Aber der SKV ist in keiner finanziellen Schieflage“, erklärt jedenfalls Beck, seit 1966 für den Verein tätig und zuletzt 12 Jahre lang Vorsitzender. „Ich habe auch versäumt, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen“, betont der 74-Jährige.

Verein ist auch kulturell sehr engagiert

Seit 1889 gibt es den Sport- und Kulturverein Eningen, der heute rund 230 Mitglieder zählt (genaue Zahlen liegen nicht vor). Der Verein unterhält die drei Abteilungen Fußball, Tischtennis sowie Gymnastik und hat sich vor allem durch sein Engagement im Frauenfußball ein Renommee erarbeitet. Zudem hat der SKV auch immer die Kultur, die in seinem Vereinsnamen verankert ist, hochgehalten: Regelmäßig sind früher regional bekannte Kabarettisten wie Helge Thun oder Bernd Kohlhepp dort aufgetreten. Gerhard Loth, der mit Walter Naumann den Notvorstand bilden möchte, hofft, dass der SKV solche Veranstaltungen in seinem Vereinsheim bald wieder organisieren kann. Denn diese seien eine der Haupteinnahmemöglichkeiten für den Verein.

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Erstellt:
21.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 58sec
zuletzt aktualisiert: 21.11.2017, 01:00 Uhr

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