SC Freiburg

Der Sportclub als pädagogische Lehranstalt

Trainer Christian Streich verzockt sich im Spiel gegen den BVB bei der Wahl der Taktik.

27.02.2017

Von THOMAS GOTTHARDT

Freiburg. Christian Streich hat Sport und Geschichte für das Lehramt studiert. Im Regelfall weiß ein solcher Pädagoge, wie junge Menschen auf Erfolg und Misserfolg reagieren, wie sich das aufs Lernen auswirkt. Was vor allem Frustration und Enttäuschung für einen nachhaltigen Effekt haben können.

Der Freiburger Trainer wird sich wohl schon lange vor dem Ende des Heimspiels gegen Borussia Dortmund mit den Folgen dieser Begegnung gedanklich befasst haben. Christian Streich, der um die Zerbrechlichkeit einer jungen Mannschaft weiß, hat dann einen Plan gefasst. Nach der 0:3 (0:1)-Niederlage gegen Dortmund nahm er die Schuld für alles, was in den 90 Minuten auf dem Platz passiert war, auf sich. „Der Fehler lag bei mir, das ist ja klar“, sagte der 51-Jährige mürrisch und haderte: „Ich hätte einfach weggehen sollen vom 4-4-2, das habe ich nicht gemacht. Ich habe falsch gehandelt. Ich bin extrem enttäuscht.“

Nun ist es ja nicht so, dass der Sportclub in dieser bisher gut gelaufenen Saison noch nicht verloren hätte. Aber in den allermeisten Fällen konnte Streich nach den Niederlagen unwidersprochen behaupten, dass sein Team auf Augenhöhe mitgespielt habe. Zum Beispiel zuletzt beim 2:2 in Hamburg. Da war großes Rästelraten angesagt, wie denn dieses Resultat zustande kommen konnte, waren die Breisgauer doch das klar bessere Team.

Schon nach wenigen Minuten im Spiel gegen den BVB war auch klar, dass der Sportclub die zwölfte Partie in Folge gegen Dortmund verlieren würde. So deutlich waren die Kraftverhältnisse auf dem Platz. Sie wären noch deutlicher und greifbarer gewesen, hätten die Gäste beim Abschluss nicht so schlampig agiert.

Nach Streichs Auffassung kam die Dominanz durch das personelle Übergewicht des Gegners im Mittelfeld zustande. Während Freiburg zunächst überhaupt sehr tief stand mit der Vierer-Abwehrkette und einem zentralen und doppelten Defensivblock, verteidigte der BVB mit einer Dreierkette und einem starken zentralen Block (Weigl/Castro), um dann das Spiel über rechts oder links nach vorne zu machen.

Streich versuchte mit einer frühen defensiven Umstellung noch was zu retten. Aber es gab nichts mehr zu retten. „Wir hatten vor allem in der ersten Halbzeit keinen Zugriff“, meinte Freiburgs Christian Günther: „Die Dortmunder haben die Räume immer so besetzt, dass man gefühlt immer zwei Gegenspieler hatte.“

BVB findet rechtzeitig Form

Ob jedoch eine andere taktische Grundausrichtung der Gastgeber an diesem Tag, gegen diesen Gegner etwas bewirkt hätte, bleibt Spekulation. Streich hat mit der Schuldübernahme einiges getan, damit das junge Team angesichts des erlebten Klassenunterschiedes in der ersten Halbzeit in keinen Schockzustand fällt. „Ich gehe nicht davon aus, dass kein Riss kommt“, hofft der Coach.

Dortmund ist eben, obwohl Christian Streich vor der Partie noch vage Hoffnungen auf zumindest einen Punkt geäußert hatte, in dieser Form einfach eine andere Liga. Und wenn es nach Trainer Thomas Tuchel geht („haben Schärfe und Ernsthaftigkeit gezeigt“), sollen seine Schützlinge morgen das nächste Ausrufezeichen setzen: Dann muss der BVB, für den Sokratis (13.) und Pierre-Emerick Aubameyang (55./70.) erfolgreich waren, im Pokal-Viertelfinale beim Drittliga-Überraschungsteam Lotte antreten – und gewinnen. Thomas Gotthardt

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Erstellt:
27.02.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 27.02.2017, 06:00 Uhr

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