„Es gibt nichts Schöneres als Erfolg“

Der Rottenburger Dittmar Lumpp hört nach 12 Jahren beim Internationalen Trickfilm-Festival auf

Nach zwölf Jahren hört Dittmar Lumpp als Geschäftsführer des Internationalen Trickfilm-Festivals auf. Unter seiner Ägide hat die Veranstaltung an Renommee und Besucher-Resonanz gewonnen.

27.03.2017

Von RAIMUND WEIBLE

Hat das Trickfilm-Festival aus der Nische herausgeholt: Dittmar Lumpp. Foto: Foto

Hat das Trickfilm-Festival aus der Nische herausgeholt: Dittmar Lumpp. Foto: Foto

Stuttgart. Niemand braucht zu befürchten, dass der Mann in ein Loch fällt, wenn er loslässt. Wenn er im Sommer seinen Geschäftsführerposten beim Stuttgarter Trickfilm-Festival aufgibt. Auf Dittmar Lumpp wartet ein Weinberg mit zehn Ar Fläche an der Ehrenhalde im Rottenburger Weggental. Eine „wilde schwäbische Mischung“ baut Lumpp mit einigen Mitstreitern dort an: Kerner, Müller-Thurgau, Schwarzriesling, Lemberger. Und außerdem wird Lumpp noch einige Sachen machen, die mit Film und Theater zu tun haben.

„Ich gehe in Rente, aber nicht in den Ruhestand“, sagt der 64-jährige, sportlich wirkende Mann mit dem gescheitelten grauen Haar. Noch hat er auch nicht Abschied genommen. Lumpp legt sich ins Zeug, damit auch das 24. Internationale Trickfilm-Festival ein Erfolg wird. Der gebürtige Badener hat entscheidend dazu beigetragen, dass das Festival zu dem wurde, was es heute ist: Ein Besuchermagnet mit internationaler Ausstrahlung, ein Leuchtturm-Projekt der Region Stuttgart und des Landes Baden-Württemberg.

„Die letzten elf Jahre waren wahnsinnig intensiv“, blickt Lumpp zurück. 2005 hat er als hauptamtlicher Geschäftsführer für Finanzen und Organisation beim Festival angedockt, früher, als der Träger noch ein Verein war, hat er es auch schon ehrenamtlich befördert. Zusammen mit seinem fürs Künstlerische zuständigen Co-Geschäftsführer Uli Wegenast holte Lumpp das Festival aus seiner Nische heraus und platzierte es ins Zentrum.

LED-Wand als Schaufenster

Das darf man wörtlich nehmen. In der Alten Reithalle beim Hotel Maritim fristete das Festival ein Schattendasein. Das änderte sich, als das Duo die Genehmigung erhielt, die Videowand für Open-Air-Vorstellungen bei Tageslicht auf dem belebten Schlossplatz aufzustellen.

Diese LED-Wand hat Schaufensterwirkung, kostet aber auch jedes Jahr eine sechsstellige Summe. „Wir treiben einen Riesenaufwand. Aber das ist es uns wert“, sagt Lumpp. Mit dem Einzug auf den schönsten Platz der Landeshauptstadt wuchs auch die Anerkennung des Festivals in der Kulturpolitik. Die Besucherzahlen explodierten, die Medienresonanz nahm zu, über die sozialen Medien fand das Festival ein Millionenpublikum.

Dass es das Festival gibt und Stuttgart zu einer weltweit geachteten Plattform für das Animations-Business und für Special Effects wurde, ist nicht denkbar ohne die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Dort heuerte der Theatermann Lumpp 1992 an und half als kaufmännischer Leiter beim Aufbau der Akademie. Das waren Jahre, in denen Lumpp tief eindrang in die Film-Materie. Und in denen sich die Animationsfilmer von dem Vorurteil befreiten, ihre Arbeit sei Kinderkram. Der Durchbruch ist mit Roland Emmerichs „Independence Day“ verbunden, ein vom Plot her eher schlichter Film, der aber von seinen Special Effects lebte. Für die Emmerich elf Ludwigsburger Absolventen unter Leitung von Volker Engels angeheuert hatte und die 1996 für diese Arbeit einen Oscar erhielten.

Eine wichtige Station in der beruflichen Biographie Lumpps war die Aufgabe als Geschäftsführer und Vorstand bei der Euroart Medien AG – Elektrofilm Postproduktion GmbH in Berlin. Dort konnte Lumpp viele Talente platzieren. Bei seiner Rückkehr nach Stuttgart 2005 stellte er das Festival auf stabilere Beine, aus dem Trägerverein wurde eine gemeinnützige GmbH mit dem Verband Region Stuttgart, der Filmakademie (da steckt das Land dahinter) sowie den Städten Stuttgart und Ludwigsburg als Gesellschaftern. Ab 2006 wurde das Festival jährlich abgehalten. 80 Sponsoring-Partnerschaften stützen die Finanzen. „Damit sichern wir 60 bis 65 Prozent unseres Budgets“, sagt Lumpp.

Das Festival ist freilich nicht nur ein Publikums-Event mit 600 Filmen in den Stuttgarter Innenstadt-Kinos und auf dem Schlossplatz, im Mercedes-Benz-Museum und in Ludwigsburg. Lumpp schuf mit dem „Animation Production Day“ einen Treffpunkt für Filmkünstler, Produzenten und Investoren, in der die Filmbranche abseits der Öffentlichkeit Geschäfte einfädelt. „Ein Veranstaltungsformat, das es weltweit nur bei uns gibt“, betont Lumpp. Die in der Region angesiedelten Produktionsfirmen gelangen in dieser Börse an Aufträge.

Das Festival floriert. „Es gibt nichts Schöneres als Erfolg, da wird man gestärkt und bestärkt“, freut sich Lumpp über die Entwicklung, „und man traut sich, die nächsten Schritte zu gehen.“

Jetzt möchte Lumpp kürzer treten. Doch er bleibt der Szene erhalten, er wird manch ein filmisches Projekt angehen. Und die Kraft fürs Weitermachen findet er beim Tennis und im Weinberg. Die Arbeit in der Steillage „hat was Meditatives, das macht Spaß“.

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Erstellt:
27.03.2017, 06:00 Uhr
Aktualisiert:
28.03.2017, 15:41 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 08sec
zuletzt aktualisiert: 28.03.2017, 15:41 Uhr

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