König der Monster

Der Riesenaffe Kong kehrt auf die Leinwand zurück

King Kong ist einer der größten Kino-Mythen. Jetzt kehrt der Riesenaffe mal wieder auf die Leinwand zurück. Der Action-Kracher „Kong: Skull Island“ ist aber ein Neuanfang.

04.03.2017

Von MAGDI ABOUL-KHEIR

Sieht ein wenig aus wie „Apocalypse Now“ mit Riesenaffe? Das dürfte kein Zufall sein, „Kong: Skull Island“ spielt in den 70er Jahren. Foto: Foto. Warner

Sieht ein wenig aus wie „Apocalypse Now“ mit Riesenaffe? Das dürfte kein Zufall sein, „Kong: Skull Island“ spielt in den 70er Jahren. Foto: Foto. Warner

„Kong. Kong.“ Einfach nur „Kong“. So sollte der größte Abenteuerfilm aller Zeiten heißen, den Merian C. Cooper da 1932 drehte.

Kong? Der alarmierte Vertrieb der Produktionsgesellschaft RKO forderte einen anderen Filmtitel, Zuschauer könnten glauben, „Kong“ sei ein Drama über einen chinesischen General. Cooper telegrafierte zurück: „Wenn für ,Kong? die richtige Werbung gemacht wird und die Leute das Bild eines gigantischen Gorillas auf der Spitze des Empire State Buildings sehen, dann soll mich der Teufel holen, wenn sie ihn für einen chinesischen General halten!“ Geändert wurde der Titel dann doch. In „King Kong“.

Nun kommt der Riesenaffe wieder auf die Leinwand. Und wieder hatten es die Produzenten mit dem Namen. „Skull Island“ sollte der Streifen ursprünglich heißen, nach der Heimatinsel des Monsters. Aber würden die Zuschauer wissen, um was es geht? Also wurde der Titel modifiziert. In „Kong: Skull Island“.

King Kong. Ein Name, ein Leinwand-Mythos. Man kann sich nicht vorstellen, wie der spektakuläre Film seinerzeit während der Großen Depression einschlug. Er entführte die Menschen an einen exotischen, gefährlichen Ort, der dank berauschender Dschungel-Kulissen und unfassbarer Tricks surreal und doch glaubwürdig schien.

Effektguru Willis H. O’Brien hatte Kong und allerlei Saurier mittels abertausender Einzelbildaufnahmen zum Leben erweckt, hinzu kamen Max Steiners illustrativ-imaginative Musik und Murray Spivacks unerhörte Toneffekte: Pionierleistungen des frühen Tonfilms. Als „achtes Weltwunder“ wurde „King Kong“ beworben, und das war er fürs Publikum auch. Bis heute ist er ein Lieblingsfilm vieler Cineasten.

Doch die Technik allein erklärt nicht den Erfolg des Films, nicht die Mythologisierung der Figur. Es ist die Vieldeutigkeit: „King Kong“ ist packender Abenteuerfilm, märchenhafte Horror-Fantasie, aber auch pervertiert-romantische Liebesgeschichte. Mensch gegen Tier, Natur gegen Technik, die Schöne und das Biest – alles drin. Am Ende heißt es: „It was beauty killed the beast“.

Der Film bietet mit seiner Zeichenhaftigkeit Stoff für sexuelle, soziale und psychologische Interpretationen, nicht zuletzt wurde er als Paraphrase der „Angst vor dem schwarzen Mann“ gedeutet. Und viele der Bilder – vom geängstigt-erregten Blick der Hauptdarstellerin Fay Wray bis zu Kong auf dem Wolkenkratzer – wurden Ikonen der Popkultur.

Mann im Affenkostüm

Abgesehen von der rasch heruntergekurbelten Fortsetzung „Son of Kong“ (1933) und der zahmen Variante „Mighty Joe Young“ (1949) hatte der Riesenaffe in Hollywood dann erst einmal Sendepause. Dafür ließen die japanischen Toho-Studios („Godzilla“) Kong ein paar Mal in ihren Monster-Filmen herumstapfen.

1976 wurde mit viel Getöse von Produzent Dino de Laurentiis ein Remake angekündigt. Der Film mit Jeff Bridges und Jessica Lange war aber ein lascher, ökologisch angehauchter Aufguss, in dem Kong von einem Mann im Affenkostüm verkörpert wurde und das Finale aufs World Trade Center verlegt wurde.

2005 wollte Peter Jackson seiner „Herr der Ringe“-Trilogie eine weitere Großtat folgen lassen. Sein „King Kong“ – wieder in den 30ern angesiedelt – ist eine ambitionierte Re-Imagination des Originals, mit einer tricktechnisch famos umgesetzten Performance von Andy Serkis als Kong. Allerdings zieht sich die Sache über drei Stunden arg hin, bis der verliebte Riesenaffe nun wieder vom Empire stürzt.

Nun also ein ganz neuer Kong-Film: ein „Original-Abenteuer, das den Ursprüngen eines der mitreißendsten Monstermythen überhaupt nachspürt“, wie der Verleih schreibt. „Kong: Skull Island“ verlegt die Geschichte in die 70er Jahre, die Bilder lassen unmittelbar an den Vietnam-Krieg denken. Ein Team aus Wissenschaftlern, Soldaten und Abenteurern wagt sich auf eine unerforschte Pazifikinsel: Die birgt nicht nur Naturschönheiten, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes monströse Gefahren. Um mal das raunende Presseheft zu zitieren: „Weitab von der Zivilisation kommt es dort zur ultimativen Konfrontation zwischen Mensch und Natur. Schnell entwickelt sich die Forschungsreise zum Überlebenskampf, in dem es nur noch darum geht, dem urweltlichen Eden zu entkommen. Denn Menschen haben dort nichts verloren.“

Um der Geschichte Glaubwürdigkeit zu vermitteln – so glaubwürdig eine Story mit einem 35 Meter hohen Riesenaffen und anderen gigantischen Viechern eben sein kann –, haben die Filmemacher nicht nur monatelang in unwirtlicher Umgebung gedreht (auf Hawaii, an Australiens Goldküste, in Vietnam) und modernste Effekte bemüht, sondern auch ein prominentes Ensemble vor der Kamera versammelt. Mit dabei sind der charismatische Tom Hiddleston (Loki in den Marvel-Filmen), der coole Tarantino-Lieblingsdarsteller Samuel L. Jackson („Pulp Fiction“), der womöglich noch coolere John Goodman („The Big Lebowski“) und die letztjährige Oscar-Preisträgerin Brie Larson („Room“).

Deftige Schlachtplatte

Jordan Vogt-Roberts‘ „Kong: Skull Island“ ist kein simples Remake, sondern eine deftige Action- Schlachtplatte. Auch wird Kong am Ende nicht von einem Wolkenkratzer runtergeballert, überhaupt ist nicht mit seinem Ableben zu rechnen.

Denn die Produktionsgesellschaft Legendary Entertainment siedelt ihren Kong im gleichen Ungeheuer-Universum wie den Godzilla an, der 2014 in Gareth Edwards Hit seinen ersten Auftritt hatte. Dieser Urzeitdrache wird sich 2019 in „Godzilla: King of the Monsters“ zunächst mit anderen Schwergewichten aus dem ursprünglich japanischen Monster-Kosmos wie Mothra, Rodan oder King Ghidorah herumschlagen müssen – und für 2020 ist dann tatsächlich „Godzilla vs. Kong“ geplant. Man wird sehen, wer der mächtigste König ist.

Das Original: King Kong kurz vor seinem Ende. Foto: Studiocanal

Das Original: King Kong kurz vor seinem Ende. Foto: Studiocanal

Kassenknüller seit 84 Jahren

Kinohits Der erste „King Kong“ kostete 1933 enorme 670 000 Dollar und spielte nach Schätzungen rund zehn Millionen Dollar ein. In Deutschland kam der Film erst 1952 unter dem Titel „King Kong und die weiße Frau“ in die Kinos. Das erste Remake von 1976 hatte ein Budget von 24 Millionen Dollar und nahm weltweit 91 Millionen ein. Peter Jacksons Fassung (2005) kostete 207 Millionen Dollar und spülte weltweit 551 Millionen in die Kassen. Das Budget von „Kong: Skull Island“ wird mit 190 Millionen Dollar angegeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Film ein internationaler Hit wird? Ist ziemlich hoch.?abo

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Erstellt:
04.03.2017, 11:38 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 55sec
zuletzt aktualisiert: 04.03.2017, 11:38 Uhr

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