Verkehrsüberwachung · Im B 27-Tunnel wird bald geblitzt

Der Kreis kontrolliert mit 17 stationären Messplätzen und einem Fahrzeug die Straßen · Neue Geräte

Nur 80 Stundenkilometer sind im B 27-Tunnel bei Dußlingen erlaubt. Dort gab es schon mehrere Zwischenfälle mit Feuer. Bei überhöhter Geschwindigkeit können solche Situationen zur Katastrophe werden.

28.10.2017

Von Renate Angstmann-Koch

Mit den erlaubten 80 Stundenkilometern war das TAGBLATT für dieses Foto im Dußlinger B27-Tunnel unterwegs. Trotzdem wurde der Wagen unseres Fotografen überholt. Technische Probleme verhinderten bisher den Einbau von Blitzern. Nächstes Jahr soll es soweit sein. Archivbild: Rippmann

Mit den erlaubten 80 Stundenkilometern war das TAGBLATT für dieses Foto im Dußlinger B27-Tunnel unterwegs. Trotzdem wurde der Wagen unseres Fotografen überholt. Technische Probleme verhinderten bisher den Einbau von Blitzern. Nächstes Jahr soll es soweit sein. Archivbild: Rippmann

Dennoch fährt ein Drittel der Verkehrsteilnehmer mehr als 5 Stundenkilometer zu schnell. Etwa 9 Prozent, also fast jeder zehnte, überschreitet das Tempolimit um mehr als 20 Stundenkilometer.

Damit soll bald Schluss sein. Der Kreis will durchgreifen und nächstes Jahr eine Geschwindigkeitsmessanlage installieren. Das scheiterte bisher daran, dass die dafür vorgesehenen Nischen in den Seitenwänden des Tunnels zu klein sind, um moderne Messanlagen, die mit Laser-Abtastung arbeiten, samt Kamera und Blitzgerät aufzunehmen. Doch seit Juli liegt im Landratsamt die schriftliche Bestätigung eines Anbieters über die Zulassung eines Geräts vor, das für die Nischen geeignet ist.

Insgesamt will der Kreis in den nächsten vier Jahren fast 2,4 Millionen Euro in die Tempo-Kontrolle investieren. Das Messfahrzeug und alle vorhandenen 17 stationären Messplätze sollen weiter betrieben werden und mehrere neue Blitzer hinzukommen. Die bisher üblichen Anlagen mit Sensorschleifen in der Fahrbahn, die bei Belagsarbeiten jeweils erneuert werden müssen, sollen nach und nach durch berührungslose Messtechniken wie die Laserabtastung ersetzt werden. 1,3 Millionen Euro des Gesamtbetrags sind für diesen Zweck vorgesehen.

Im Jahr 2018 will der Kreis 660 000 Euro in die Messgeräte investieren. Er will nicht nur Blitzer in beiden Richtungen im B 27-Tunnel installieren, sondern auch einen weiteren Gefahren-Schwerpunkt mit einem Tempo-Messgerät ausstatten: die Seebronner Straße am Ortsrand von Remmingsheim. Dort gibt es ein neues Netto-Einkaufszentrum. Rund 2700 Fahrzeuge passieren dessen Ein- und Ausfahrten täglich, viele von ihnen deutlich zu schnell. Ein Kraftfahrer war mit 170 Stundenkilometern unterwegs, berichtete Dieter Braun, Leiter der Verkehrsabteilung des Landratsamts, am Donnerstag dem Verwaltungs- und Technischen Ausschuss des Kreistags.

Nächstes Jahr sollen überdies die Messplätze an der TübingerStraße (L 230) in Gomaringen und an der Wannweiler Straße (L 379)in Kirchentellinsfurt umgerüstet werden. Braun erläuterte, was diese Investition besonders dringlich macht: „Dort gibt es Gefährdungen, weil Verkehrsteilnehmer auf die Gegenfahrbahn ausweichen, um nicht geblitzt zu werden“ – ein Manöver, das bei berührungsloser Messtechnik hinfällig wird.

Im Jahr 2019 sollen dann auch Blitzer an der Tübinger Straße (L 1208) in Dettenhausen und an der Kirchentellinsfurter Straße (K 6903) in Kusterdingen aufgestellt werden. Weitere Anlagen sollen folgen. Das Landratsamt hat eine Punktskala nach vermuteter Wirkung an den jeweiligen Gefahrenpunkten erarbeitet. Es gehe bei der Verkehrsüberwachung schließlich nicht um Bußgeldeinnahmen, sondern um Verkehrssicherheit und Lärmschutz, sagte Braun.

Wie gut das klappt, zeigt die B 28 beim Pfäffinger Bahnübergang. Dort rollen täglich rund 25 000 Fahrzeuge. Die Starenkästen sollen in den nächsten Jahren durch Lasertechnik ersetzt werden. Bevor sie aufgestellt wurden, gab es dort jährlich über 2 Millionen verdeckt gemessene Tempo-Verstöße und 13 zum Teil sehr schwere Unfälle, berichtete Braun dem Ausschuss. Seit dort der Verkehr sichtbar überwacht wird, sanken die Zahlen auf jährlich 17 000 Geschwindigkeitsüberschreitungen und durchschnittlich fünf Unfälle mit Blechschäden.

Diese Erfahrung ist der Grund dafür, dass die Verwaltung die Bußgeld-Mehreinnahmen durch die neuen Blitzer im B 27-Tunnel für 2018 eher vorsichtig auf 600 000 Euro schätzt. Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch (FWV) machte bei der bisherigen Überschreitungsquote von 9 Prozent eine Rechnung mit bis zu 15 Millionen Euro Bußgeldern auf. Dieter Braun warnte jedoch vor übertriebenen Erwartungen.

Tempo-Kontrollen: Rund 1 Million Euro Gewinn

570 000 Euro gibt der Kreis jährlich für die Verkehrsüberwachung aus. Dem standen bisher Bußgeldeinnahmen von 1,6 Millionen Euro gegenüber. 2018 wird mit zusätzlichen 600 000 Bußgeld-Euro allein durch die neuen Blitzer im B27-Tunnel gerechnet. Insgesamt sind 2,3 Millionen Euro Einnahmen für 2018 eingeplant.

In der Abteilung Verkehr und Straßen des Landratsamts gibt es vier Personalstellen für die Verkehrsüberwachung, außerdem zwei Stellen in der Bußgeldstelle. 2015 und 2016 wurden jeweils rund 56 000 Bußgeldverfahren eingeleitet.

Bisher hat der Kreis 17 stationäre Messanlagen und ein Messfahrzeug. Die üblichen Anlagen mit Sensorschleife kosten jeweils etwa 80 000 Euro. Sie sollen nach und nach durch Messgeräte mit Lasertechnik ersetzt werden, die in zwei Richtungen einsetzbar sind. Kosten: jeweils 160 000 Euro.

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Erstellt:
28.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 28.10.2017, 01:00 Uhr

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