Der Hund begraben

Der Hund begraben

Schwarze Komödie über einen entlassenen Familienvater, der auch daheim wegen eines zugelaufenen Hunds kaum noch beachtet wird.

20.01.2017

Von Dorothee Hermann

Der Hund begraben

Es würde bestimmt viele interessieren: Ein Mann wird wenige Jahre vor der Rente „freigestellt“. Wie reagiert er? Fängt er etwas damit an? Stürzt er ab? Lässt er es gut sein? Hauptdarsteller Justus von Dohnányi als Hans Waldmann hätte das Zeug dazu, die Rolle mit gekonntem Understatement funkeln zu lassen.

Doch Regisseur Sebastian Stern lässt ihn als Hans im Unglück schnurstracks im Abseits landen. Seine Familie – Ehefrau Yvonne (Juliane Köhler) und Teenie-Tochter Laura samt erstem Freund – nimmt ihn schon lange nicht mehr wahr. Da muss halt ein zugelaufener Hund her, um Bewegung in die überschaubare bis dröge Handlung zu bringen.

Yvonne ist als Ehefrau vor allem im Gehäuse des eigenen Heims zu sehen – in der einfallslosen Konventionalität, wie sie der deutsche Film noch gerne hochhält. Sie und der Hund – das ist Liebe auf den ersten Blick. Der unglückliche Hans, der nicht einmal dazu kommt, von seiner Kündigung zu berichten, gerät noch weiter ins Hintertreffen.

Weil das Klischee auch sonst zuschlägt, rettet sich Hans ins nahe Autohaus, wo ein dickes Cabrio (samt geschickter Verkaufsassistentin) wie ein fleischgewordener Werbespot den Ausweg aus der männlichen Misere verspricht.

Es folgt ein grober Drehbuchkniff, der raunend zur Fügung des Schicksals stilisiert wird: Prompt läuft der gehasste Hund dem frischgebackenen Cabriofahrer vor den Kühler. Danach bringt Hans (wie im Märchen vom Hans im Glück) jede weitere Aktion tiefer in den Schlamassel.

Wenigstens für einen Moment reißt der Film an, dass Hans sich einfach einen schlauen Lenz machen könnte. Geld spielt offenbar keine Rolle. Aber das kommt leider nicht in Frage, weil er ja die tranige Farce um den totgefahrenen Hund weiterspielen muss.

Die Stelle des Tieres als Störenfried und gefühlter Rivale nimmt bald ein gewisser Mike ein. Gespielt von Georg Friedrich, der offenbar immer dieselbe Rolle hat: die eines Menschen, der von sich aus nie wieder geht, aber zu schleimig-servil, um als Verkörperung von Abstiegsangst durchzugehen.

Verschleißt den sehenswerten Hauptdarsteller, der von einem Fettnapf in den nächsten tappen muss.

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Erstellt:
20.01.2017, 16:22 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 20.01.2017, 16:22 Uhr

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