Landestheater

Der Höllenhund ist mit sich selbst zerstritten

Der Kinderspielclub am LTT holt mit „Ein starker Typ“ grandios die Welt der griechischen Götter auf die Bühne.

28.06.2017

Von dhe

Am Landestheater Tübingen (LTT) widmeten die Sieben- bis Zehnjährigen am Wochenende große Tücher zu antikisierenden Gewändern um und wandelten unter anderem als Herakles, Zeus oder Hera über die Bühne im voll besetzten LTToben – einmal am Samstag und einmal am Sonntag.

Befeuert vom Jugendstück „Herakles hat frei“ am Jungen LTT hat sich der Kinderspielclub der Landesbühne den halb göttlichen, halb menschlichen Helden vorgenommen, dessen überdimensionierte Aufgaben sprichwörtlich geworden sind (Leitung: Ulrike Tilke, Assistenz: Jakob Altmann).

Der blinde Seher Teiresias trägt eine moderne Sonnenbrille, und Zeus ist ein schnöseliger, aber stets gutgelaunter Fatzke, der gern mal den Rapper gibt. Er hat so viel Spaß an der Rolle, dass man sich gern mit ihm über die Pose amüsiert. Ein Fingerschnippen des Göttervaters im Miniformat genügt, und die Hesperiden müssen die Musik zu seinem Rap machen.

Fein gezeichnet ist die Figur des Herakles, der die übermenschlichen Aufgaben, mit denen er auf die Probe gestellt wird, eher mit guten Ideen als mit Muskelkraft löst. Gerade dieser Superchecker ist ohne Vater bei seiner Mutter Alkmene aufgewachsen. Alkmene ist eine der Menschenfrauen, mit denen Zeus eine Affäre hatte. Ihrem Sohn setzt sie mit langweiligen, typisch menschlichen Aufgaben (Zimmer aufräumen) zu. Den Nachwuchs quält indessen die Frage, wer sein Vater ist. Er hat keine Ahnung, dass er ein Halbgott ist.

Herakles’ Erfolge wider alle Erwartungen bleiben nicht ohne bittere Note: Mit der eifersüchtigen Göttin Hera, mehrfach betrogene Gattin des Zeus, gibt es im Leben des Heldenjungen von Anfang eine Kraft, die ihm den Tod wünscht und dafür auch sehr viel tut.

Schließlich muss Herakles hinab ins Reich der Toten, wo der Höllenhund Zerberus lauert. Das Untier ist in dieser Inszenierung zweiköpfig und nicht so ganz schrecklich, dafür aber sehr nahe an der kindlichen Realität: Wie Geschwister streiten die beiden Köpfe ständig miteinander. Falls trotz dieser Selbstzerfleischung doch jemand Angst vor dem Untier hat, beansprucht jeder der sprechenden Köpfe es für sich. Sie sind so sehr miteinander beschäftigt, dass sich ihr Drohpotenzial aufzehrt. Das Ganze wird mit so viel Spielfreude geboten und bringt als Miniaturausgabe der griechischen Sagenwelt so viele überraschende Gags, dass man sich noch viele weitere Aufführungen gewünscht hätte.

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Erstellt:
28.06.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 28.06.2017, 01:00 Uhr

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