Zum Tod von Sam Shepard

Der Abgang des Alleskönners

Was Kino und Theater betraf, war Sam Shepard ein Multitalent. Jetzt ist er im Alter von 73 Jahren gestorben.

01.08.2017

Von DPA

Sam Shepard im Jahr 2011. Foto: dpa

Sam Shepard im Jahr 2011. Foto: dpa

Los Angeles/New York. Wer dieser Tage mit Sam Shepard einmal Kontakt aufnehmen wollte, bekam eine digitale Abfuhr. „Ich habe keinen Computer. Ich habe kein Internet. Ich habe keine E-Mail“, hieß es knapp auf seiner Website. Shepard passte in die Rolle des verschlossenen Außenseiters, der sich ungern fügt. Solche Figuren spielte er im Film, solche Charaktere beschrieb er in seinen Theaterstücken. Nun ist er im Alter von 73 Jahren gestorben.

Die Folgen der Nervenkrankheit ALS haben zu seinem Tod geführt, wie die „New York Times“ und andere Medien gestern unter Berufung auf einen Sprecher der Familie berichteten. Er sei am vergangenen Donnerstag in seinem Zuhause im Staat Kentucky friedlich im Kreis seiner Kinder und seiner Schwestern gestorben. Shepard, den das Magazin „New York“ (New York Magazine) einmal als „größten amerikanischen Dramatiker seiner Generation“ beschrieb, hinterlässt dem Theater und dem Kino eine Fülle an Titeln und Rollen mit ganz eigener Handschrift.

Da wäre natürlich das berühmte Bühnenstück „Buried Child“ (deutsch: Vergrabenes Kind), mit dem Shepard 1979 den Pulitzer-Preis und damit die begehrteste Literaturauszeichnung der USA gewann. Oder sein Drehbuch für den unvergessenen Wim-Wenders-Film „Paris, Texas“, der 1984 die Goldene Palme in Cannes abräumte. Wenders hatte Shepard seinerzeit unbedingt als Hauptdarsteller vor die Kamera holen wollen, der aber sagte ab. 2005 lieferte er Wenders dann aber das Drehbuch für „Don?t Come Knocking“ und spielte den Film-Cowboy Howard Spence gleich mit.

Grüblerischer Blick, asketische Gesichtszüge, nur selten ein Lächeln: In der düsteren Coolness Shepards schwang immer auch ein tragisches Moment mit. Das brachte er als einsamer Farmer in Terrence Malicks „In der Glut des Südens“ (1978), als Einzelgänger in Volker Schlöndorffs „Homo Faber“ (1990) oder als unbeugsamer Testpilot in Philip Kaufmans „Der Stoff, aus dem die Helden sind“ (1983) ins Kino. Diese Rolle brachte ihm 1984 eine Oscar-Nominierung ein.

Dem lauten Zirkus in Hollywood hielt sich Shepard meist fern. Fast 30 Jahre war er mit der Schauspielerin Jessica Lange liiert, die er 1982 bei Dreharbeiten zu „Frances“ kennenlernte und mit der er gemeinsam zwei Kinder hatte. dpa

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Erstellt:
01.08.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 05sec
zuletzt aktualisiert: 01.08.2017, 06:00 Uhr

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