Tübingen

Den Druck aushalten

Die Antifa demonstrierte am Sonntag gegen die Veranstaltung des Arbeitskreis Tübinger Verbindungen  (AKTV) vor der Alten Burse („Bürgerschoppen mit Protest“, 15. Mai).

19.05.2017

Von Hatlie Mark, Tübingen

Es gibt in den Demokratien dieser Welt – auch im Westen – sicherlich genug Gefahren von Rechts. Im Westen kommt aber die größere Bedrohung für die Rede- und Versammlungsfreiheit eindeutig von Links. Die Proteste gegen den Bürgerschoppen erinnern schon an die Proteste gegen unliebsame Meinungen, die an amerikanischen Hochschulen zu beobachten sind. Physische Blockade, Brüllen und Sprechchöre, Rufe nach „de-plattforming“. Alles, was in die (hier
linke) Informationsblase nicht
passt, wird dort als „faschistisch“ diffamiert und zum Teil physisch attackiert.

Die Sprache ist bei der Aktion gegen den „Schoppen“ schon erkennbar: „Keine Plattform“ bieten (zu Deutsch „Mitsprache verhindern“). Ich habe ähnliches schon vor Jahren an einer hiesigen Hochschule beobachtet. Bei Vollversammlungen wurde in alter Räterepublik-Manier jede wirkliche Beteiligung der Vertreter der Jungen Union oder der Jungliberalen durch Sprechchöre verhindert.

Stellen wir uns mal vor, was hier los wäre, wenn Verbindungsmitglieder versuchen wurden, mit diesen Methoden eine linke Demo in der Innenstadt zu verhindern. Oder lass mal einer sagen, „die öffentliche Präsenz von Greenpeace solle nicht zur Normalität werden“. Die Meinungen von politischen Minderheiten stehen immer unter Druck. Es ist schwer, einen unpopulären politischen Standpunkt zu vertreten. Entsprechend geringer ist der Druck auf die Mehrheit, der von solchen Meinungen ausgeht. Bürger einer diskursfähigen Demokratie müssen diesen Druck aushalten.