Dauerbrenner in jedem Sattel

Bei den Europameisterschaften der Vielseitigkeitsreiter führte in den vergangenen sechs Jahren kein Weg an ihm vorbei: Seit 2011 hat Michael Jung alle sechs möglichen Titel gewonnen. Im Einzel und mit der Mannschaft holte er jeweils dreimal Gold. Von morgen an bis Sonntag kann der Pferdesportler aus Horb seine Titel zum vierten Mal verteidigen.

Vor der EM im polnischen Strzegom zeigt sich der 35-Jährige noch immer siegeshungrig. „Wenn man bei einem Wettkampf antritt, dann will man natürlich gewinnen“, sagt Jung. Langweilig sei es für ihn trotz seiner vielen Titel nicht, erklärt er. „Die Karten werden jedes Mal neu gemischt, und jeder Kurs ist anders“, so der amtierende Olympiasieger. Jung weiß, dass es bei der EM auf jede Kleinigkeit ankommt: „Man darf in keiner Disziplin auch nur einen kleinen Fehler machen, sonst reicht es nicht für die vorderen Plätze“.

Eigentlich wollte Jung in Strzegom mit seinem Wallach Lennox antreten. Doch kurz vor dem CHIO in Aachen zog sich das neunjährige Pferd eine Zerrung im Bein zu. „Man kann nicht genau sagen, ob er sich auf der Koppel oder in der Box vertreten hat oder ob es im Training passiert ist“, erklärt Jung. Lange wird Lennox voraussichtlich nicht ausfallen, meint der Neckarstädter, bis zur EM reiche es aber schätzungsweise nicht. „Er wäre nicht in der richtigen Form“, sagt Jung entschieden. Als Hiobsbotschaft erkennt der Horber Pferdeflüsterer den Ausfall des einen Rosses allerdings nicht. Auch wenn er gerade Lennox gezielt auf die Europameisterschaft vorbereitet hat. „Meine anderen Pferde sind auch gut im Training“, sagt der vielseitige Dauerbrenner.

Lob für das Ersatzpferd

In Aachen ist Lennox durch Sam ersetzt worden, der Jung in der Einzelwertung zu Platz zwei verhalf. Mit der Mannschaft erreichte Jung den ersten Platz. „Sam war in allen drei Disziplinen super“, lobt der Pferdesportler sein Ersatzpferd. Nach Strzegom wird Jung allerdings nicht Sam, sondern die Stute Rocana mitnehmen. „Es passt sehr gut in ihren Terminplan, sie ist gut vorbereitet, und ich glaube, dass ihr der Kurs gut liegen wird“, begründet Jung seine Entscheidung. Er hoffe, dass Rocana bei der EM eine Topleistung abruft, damit es erneut für eine Medaille reicht – am besten im Einzel und mit der Mannschaft.

Für Rocana ist es nicht das erste Mal, dass sie für ein anderes Pferd einspringen muss. Bei den Weltreiterspielen 2014 ersetzte sie kurzfristig Sam, der wegen einer Hufverletzung nicht starten konnte. Jung ließ sich damals nicht davon beeindrucken und holte im Einzel Silber und mit der Mannschaft die Goldmedaille. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen für die anstehende EM.