Per Kurbel ins Kabel

Das besondere Objekt im Stadtmuseum: ein Sprechapparat aus Holz

Das Stadtmuseum zeigt im Monat Januar in seiner Außenvitrine in der Kornhausgasse ein Kurbeltelefon.

19.01.2016

Von ST

Tübingen. Der gut 90 Zentimeter hohe Apparat wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut. Er stammt aus dem Treppenhaus der ehemaligen Melanchthonschule. Der seitlich aufgehängte „Hörer“ enthält bei diesem Modell nur die Hörmuschel. Das Sprechmikrofon ist separat an der Vorderseite des Telefons angebracht.

Und so funktionierte das Kurbeltelefon: Beim Drehen der Kurbel erzeugte man eine elektrische Spannung, die in der zentralen Vermittlungsstelle ein Signal auslöste. Dort nannte man dem „Fräulein vom Amt“ die gewünschte Verbindung und wurde manuell mit dem entsprechenden Anschluss verkabelt. Daher waren an den Endgeräten weder Ziffernblock noch Wählscheibe nötig. Alternativ konnte man durch die Kurbel auch einen anderen, direkt per Kabel angeschlossenen Apparat anwählen.

Die Erfindung des Fernsprechers revolutionierte ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Kommunikation über weite Strecken: War zuvor oft eine mehrtägige Überbringungsfrist von längeren Nachrichten – etwa über Briefe – fast unvermeidlich, so konnte man nun in Echtzeit auch mit weit entfernten Gesprächspartnern reden. Es dauerte allerdings noch lange, bis die meisten Haushalte einen eigenen Anschluss hatten. Bis dahin musste man seine Gespräche an einem zentralen Apparat anmelden und dort unter Umständen lange warten, bis man an der Reihe war.