Fitness nach Noten

Das Volkslieder-Singen der Pfäffinger kommt auch in der Region gut an

Singen stärkt das Immunsystem, ist gut für Herz und Kreislauf und erst recht für die Seele. Das wissen auch die Sängerinnen und Sänger des Gesangvereins in Pfäffingen – seit zwei Jahren treffen sie sich regelmäßig zum Volkslieder-Singen im Gemeindehaus.

27.05.2016

Von Tristan Reiling

Hans Hinn (links) begleitet die Sängerinnen und Sänger im Pfäffinger Gemeindehaus mit seinem Akkordeon. Bild: Reiling

Hans Hinn (links) begleitet die Sängerinnen und Sänger im Pfäffinger Gemeindehaus mit seinem Akkordeon. Bild: Reiling

Schön ist die Jugend, sie kommt nicht mehr“, singt die 96-jährige Hilde Buhl, nickt rhythmisch mit dem Kopf und lächelt, als der Text des Liedes zu Ende geht. Sie ist die älteste der knapp 40 Sängerinnen und Sänger, die am Dienstagmittag im Pfäffinger Gemeindehaus gemeinsam Volkslieder anstimmen. Bei Buhl scheint die Jugend äußerst lange anzuhalten: Heute ist sie zu Fuß gekommen. „Ab und zu muss man unter die Leute, den ganzen Tag daheim sitzen – das ist nichts für mich“, sagt sie. Die Texte kenne sie noch fast auswendig, wie beinahe alle im Saal, hat sie die Lieder bereits in ihrer Schulzeit gelernt.

So auch Willy Aicheler, der die Singstunde seit knapp zwei Jahren organisiert. In den Händen hält er ein Heft in einem silbrigen Einband. In „Willys Liederbuch“ sind über 90 Volkslieder abgedruckt, die Aicheler im Laufe der Jahre zusammengetragen hat. Kaum zwei Monate, nachdem der Gesangverein seine Sing-Tätigkeit eingestellt hatte, rief er zusammen mit den übrigen Mitgliedern das offene Volkslieder-Singen ins Leben. Bereits zum zwölften Mal trifft sich die Gruppe am Dienstag. Inzwischen kommen auch Leute aus Hagelloch, Rottenburg und Tübingen zum Singen.

Aicheler ist mit seinen 79 Jahren erstaunlich fit, er grüßt jeden der Gäste persönlich, läuft mit dem Servierwagen durch die Reihen, um Kaffee und Kuchen aufzutischen und abzuräumen. Auch einen Ausflug nach Heidelberg inklusive einer Stadtführung hat er organisiert und lädt die Anwesenden dazu ein. Die Singstunde solle vor allem aufmuntern und ein schöner Nachmittag für alle sein. „Das tut enorm gut, das merkt man richtig, wenn man wieder nach Hause geht“, sagt eine Sitznachbarin von Hilde Buhl euphorisch. Immer wieder hört man harmonisch klingende zweite und dritte Stimmen heraus, während sie gemeinsam singen.

Viele Anfragen aus

Seniorenheimen

Mehrmals war die Gruppe schon zu Besuch in verschiedenen Altenheimen, um gemeinsam mit den Bewohnern zu singen. „Das haut mich jedes Mal von den Socken“, sagt Aicheler, „die Leute dort können die Lieder meist noch besser auswendig als wir.“ Mittlerweile bekomme er sehr viele Anfragen aus Seniorenhäusern, die er leider nicht alle zusagen kann. Als nächstes wollen die Sängerinnen und Sänger nach Jettingen und dort eine Bekannte besuchen, die jahrzehntelang im Gesangverein aktiv war.

Da wird auch Hans Hinn dabei sein, der die Gruppe mit seinem Akkordeon begleitet. Auch er hat die Lieder noch fast alle „intus“, wie er sagt. „Die habe ich früher schon in den Gaststätten nach den Musikproben gespielt“, erzählt er grinsend. Generell sei damals mehr gesungen worden als heutzutage. So erinnert sich Aicheler an das Hopfenzopfen, an die Zeit in der Jungschar – da habe man immer gesungen.

In den Nachkriegsjahren war es vor allem der damalige Pfarrer Manfred Mezger, der Aicheler und die Ammerbucher Jugend an das Singen herangeführt hatte. Kurz vor seinem Abschied aus der Gemeinde hatte er ein Gedicht mit dem Namen „Der Turmhahn“ verfasst. Elsbeth Holz hat die Verse am Dienstag dabei und trägt sie für die Anwesenden vor. „Bauernarbeit isch koin Spaß, em wenigschde beim Güllefaß“, heißt es da, als das einstige Treiben im Ort aus der Perspektive des goldenen Hahns auf der Kirchturmspitze beschrieben wird. Zustimmend nicken und lachen einige der Sängerinnen und Sänger, viele können sich noch gut an die damaligen Geschehnisse in Pfäffingen erinnern.

Zum Abschluss stimmen sie zusammen mit Hinn am Akkordeon das Lied „Es wollt ein Mädchen früh aufstehn“ an, auch Hilde Buhl singt noch einmal kräftig mit, bevor sie mit den anderen Sängerinnen und Sängern und einem zufriedenen Blick das Gemeindehaus verlässt. Schön ist eben nicht nur die Jugend.

Info: Das nächste Volkslieder-Singen findet am 19. Juli ab 15 Uhr im Gemeindehaus in Pfäffingen statt. Am 16. Juli macht die Singgruppe einen Ausflug nach Heidelberg und Bad Wimpfen. Weitere Informationen von Willy Aicheler unter: Tel.: 07073 64 71

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Erstellt:
27.05.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 01sec
zuletzt aktualisiert: 27.05.2016, 01:00 Uhr

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