Gebäudebrand in Bodelshausen

Das Leben geht weiter

Als im April ihr Haus in Flammen aufging, verloren Renate und Eberhard Kurz aus Bodelshausen fast alles. Hilfe bekamen sie von allen Seiten.

14.06.2017

Von Claudia Jochen

„Vom Heulen wird auch nichts besser“: Eberhard Kurz im ausgebrannten Wohnzimmer seines Hauses in Bodelshausen.Bild: Franke

„Vom Heulen wird auch nichts besser“: Eberhard Kurz im ausgebrannten Wohnzimmer seines Hauses in Bodelshausen.Bild: Franke

Es waren wenige Minuten, die das Leben des Ehepaares Kurz veränderten: Am 4. April kurz vor 9 Uhr brach Eberhard Kurz zu seiner gewohnten Runde mit Hund Zoran auf. Renate Kurz ging auf die Terrasse ihres Hauses in der Schubertstraße, um eine Zigarette zu rauchen. Im Hintergrund hörte sie ein Piepen. Zunächst vermutete sie, es handle sich um den Warnton eines rückwärts fahrenden Lkw. Es war aber der Rauchmelder in der Küche.

Als sie die Terrassentür öffnete, schlugen ihr bereits Flammen entgegen. In wenigen Minuten brannte das Haus lichterloh. Drei Stunden lang löschten zeitweise bis zu 70 Feuerwehrleute aus fünf Gemeinden den Großbrand. Kriminaltechniker sicherten Spuren und fanden in den Trümmern schließlich den Grund für den Brand: Die Warmhalteplatte der Kaffeemaschine hatte einen technischen Defekt und fing wohl an zu glühen.

Die drei Bewohner des Obergeschosses waren zum Glück gerade im Urlaub. „Vieles kann man ersetzen, jedoch kein Menschenleben“, sagt Eberhard Kurz. Nach Ende der Löscharbeiten realisierten er und seine Frau erst, dass ihnen nur noch das geblieben war, was sie gerade am Körper trugen. Alles andere war verbrannt.

Schmerzlich für den Musikliebhaber ist vor allem der Verlust seiner Plattensammlung. Auch das Banjo, die Gitarre und die Ukulele sind verbrannt, einzig das Akkordeon überlebte. „Meine Handorgel war vom Koffer geschützt, die hat nix abbekommen. Nur der Koffer ist jetzt ein bisschen schwarz“, meint Kurz.

Das 1970 mit viel Eigenleistung erbaute Haus muss jetzt abgerissen werden, ein befreundeter Architekt will den Grundriss für einen Neubau zeichnen. „Ich möchte ungefähr das gleiche Haus wie vorher. Aber für neue Ideen des Architekten bin ich offen.“ Mit 76 und 73 Jahren werden die Eheleute nochmal zu Häuslebauern und fangen von vorne an. „Ich bin Realist. Ich habe das zur Kenntnis genommen“, sagt Kurz: „Das Leben geht immer weiter. Vom Heulen wird auch nichts besser.“

Derzeit wohnt das Ehepaar beim Sohn in Bodelshausen. Den Mietern im Obergeschoss hat die Gemeinde eine Wohnung zur Verfügung gestellt. „Wir haben eine ganz wunderbare Gemeindeverwaltung in Bodelshausen, allen voran unser Bürgermeister“, freut sich Kurz. Man habe sich sehr um seine Belange gekümmert, nie sei er abgewiesen worden. „Die Anteilnahme, die wir von allen Seiten erfahren haben, war riesig.“

Die Firmen Speidel und Marc Cain schenkten Einkaufsgutscheine, damit sie sich neu einkleiden konnten. Aus dem ganzen Ort kamen Umschläge mit kleineren und größeren Geldbeträgen. Eberhard Kurz ist bekannt in Bodelshausen, er ist im Vereinsleben aktiv und hat sich immer für das Gemeinwesen engagiert. Von 1980 bis 2010 war er Vereinsvorsitzender des Schützenvereins Bodelshausen. Dieser organisiert nun am nächsten Wochenende ein Benefiz-Schießen, um dem Ehepaar finanziell unter die Arme zu greifen. Zwar ist Kurz versichert gewesen, die Auflistung der verbrannten Gegenstände für die Versicherung fielen ihm und seiner Frau jedoch schwer. Drei Wochen lang versuchten sie sich daran.

„Vollständig war die Liste sicher nicht, aber das fällt einem erst später auf, wenn etwas fehlt“, meint Michael Gehring, der heute Vorstand im Schützenverein ist. Gemeinsam mit Hans-Georg Weiskopf, Kerstin und Claudius Jähnsch organisiert er das Benefiz-Schießen. Bei der diesjährigen Maifeier in Bodelshausen wurde bereits für die Bewohner des ausgebrannten Obergeschosses in der Schubertstraße gesammelt.

Benefiz-Schießen

Am kommenden Samstag, 17. Juni, und Sonntag, 18. Juni, veranstaltet der Schützenverein Bodelshausen mit Unterstützung des Schützenkreises Gau Uhland ein Benefiz-Schießen für Renate und Eberhard Kurz im Schützenhaus. Am Samstag geht es um 15 Uhr los, am Sonntag um 10 Uhr. Siegerehrung ist um 18 Uhr. Alle Interessierten sind eingeladen. Die Teilnahme kostet 5 Euro.

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Erstellt:
14.06.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 51sec
zuletzt aktualisiert: 14.06.2017, 01:00 Uhr

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