Jubiläum · Wüstenzauber in Marbach

Das Landgestüt feiert das 200-jährige Bestehen der edlen Araberzucht mit Carl Herzog von Württemberg

Mit dem Araberhengst Bairactar fing alles an. 1817 begründet Württembergs König Wilhelm I. mit seinem Leibreitpferd Bairactar und Tajar, einem weiteren reinrassigen Araberhengst sowie der Stute Murana, die er eigens aus dem Orient importieren ließ, auf dem Gestütshof Weil bei Scharnhausen eine edle Araberzucht.

22.05.2017

Von Uschi Kurz

Eine rasante Schaunummern zeigte Meike Göbel mit ihren Windhunden bei der Festgala zum 200-jährigen Bestehen der Araberzucht. Bild: Haas

Eine rasante Schaunummern zeigte Meike Göbel mit ihren Windhunden bei der Festgala zum 200-jährigen Bestehen der Araberzucht. Bild: Haas

Gestern wurde in Landgestüt Marbach der 200. Geburtstag der kleinen Herde gefeiert, deren Nachkommen von Pferdefreunden auf der ganzen Welt geschätzt werden. Bei der Festgala waren nicht nur die Enkel von Murana und Bairactar zugegen, Landesoberstallmeisterin Astrid von Velsen-Zerweck konnte auch Carl Herzog von Württemberg, einen direkten Nachfahren des Gestütsgründers König Wilhelm I., begrüßen.

„Wir stehen ehrfürchtig vor dem Erbe, das uns Ihr Vorfahr hinterlassen hat“, betonte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch in ihrem Grußwort. Das Landgestüt Marbach mit der Araberzucht sei ein Kleinod, „das wir in die Zukunft entwickeln dürfen und mit großer Verantwortung auch entwickeln müssen“, meinte sie unter großem Beifall. Gurr-Hirsch machte den Arabern eine Liebeserklärung. Wer die silberne Stutenherde betrachte, werde von ihrer Ausstrahlung gefangen genommen: „Das sind alles Persönlichkeiten.“ Und dann sorgte sie für große Heiterkeit: „Wenn ich mir die Hengste betrachte, die sind doch oftmals eleganter als ihr menschliches Pendant.“

Er habe die Schirmherrschaft für die Veranstaltung gerne übernommen, sagte Carl Herzog von Württemberg. Es sei doch erstaunlich, „wie stark sich die Errungenschaften unserer Vorfahren auch heute noch auswirken“. Dabei verwies er nicht nur auf die erfolgreiche von König Wilhelm I. begründete Pferdezucht, sondern auch auf die Universität Hohenheim, wo fast schon genauso lang erfolgreich Landwirtschaft betrieben werde. Im kommenden Jahr feiert die Uni Hohenheim ihr 200-jähriges Bestehen. Ihr Rektor, Prof. Stephan Dabbert, konnte sich gestern in Marbach schon mal Anregungen holen.

Landesoberstallmeisterin Astrid von Velsen-Zerweck führte durch das abwechslungsreiche Programm, das ganz im Zeichen der Erinnerung an den legendären Hengst Bairactar stand. Gleich zu Beginn wurden die Gäste mit einer zauberhaften Schaunummer der Voltigiergruppe Marbach in „Tausend und eine Nacht“-Stimmung versetzt. Wüstenzauber brachte Meike Göbel mit ihren Salukis – einer uralten Windhundrasse – in die ausverkaufte Reithalle. Die rasante Schaunummer, bei der Göbel und ihre Töchter auf pfeilschnellen Arabern zeigen, wie einst mit den Windhunden gejagt wurde, sei in ganz Europa einzigartig, erklärte Velsen-Zerweck.

Orientalischer Tanz kombiniert mit hoher Reitkunst wurde ebenso geboten wie eine Nummer bei der das legendäre Leibreitpferd des Königs wieder Gestalt annahm. Besonders interessant für das pferdekundige Publikum war ein Programmpunkt bei dem die Pferdeausbilderin Anja Beran einen Einblick in ihre Arbeit gab. Die beiden vierjährigen Hengste Safi und Malakil, beide in Marbach gezogen, erhalten gerade von ihr eine klassische Ausbildung. Obwohl Safi und Malakil sehr aufgeregt waren, zeigten sie brav, was sie schon gelernt haben. Am Ende gab es sogar eine kleine circensische Einlage in Form einer Verbeugung, wobei Beran betonte, dass die Bewegung keineswegs unnatürlich für die Pferde sei: „Das ist alles der Natur abgeschaut.“ Dann durfte das Publikum zaghaft applaudieren, denn das „ist für ein Fluchttier eine beängstigende Situation“. Safi und Malakil meisterten auch sie mit Bravour.

Zum Schluss des gut dreistündigen Programms hatte die frei laufende Silberne Herde ihren Auftritt. Nicht nur zur Freude von Staatssekretärin Gurr-Hirsch.

Die Vorfahren der „Silbernen Herde“

König Wilhelm I. von Württemberg gründete 1817 sein Königliches Privatgestüt Weil-Scharnhausen. Es war das erste Gestüt in Europa, das sich der Zucht arabischer Vollblüter widmete. Mit dem reinrassigen Bairactar, dem Leibreitpferd von König Wilhelm I und der Stute Murana aus dem Orient fing alles an: Sie sind die Stammeltern der Vollblutaraber-Zucht und Vorfahren der „Silbernen Herde“, die alljährlich die Besucher auf den Weiden von Marbach oder bei den Hengstparaden in Bann ziehen. König Wilhelm I., der 1864 verstarb, verfügte in seinem Testament, dass die Araberherde zu erhalten sei. Als seine Nachfahrin, Fürstin Pauline zu Wied, 1932 die Herde aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr halten konnte, gab sie die Tiere nach Marbach. Dort wird die Zucht der edlen Araber seither erfolgreich fortgeführt.

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Erstellt:
22.05.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 55sec
zuletzt aktualisiert: 22.05.2017, 01:00 Uhr

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