Die Universität will auf die Rosenau

Das Land meldet großen Flächenbedarf an – Verwaltung sträubt sich

Das Land will sich Flächen für eine Erweiterung der Universität und der Unikliniken sichern und hat deshalb unter anderem einen Blick auf ein 12,4 Hektar großes Gebiet auf der Rosenau und in der Ebenhalde geworfen. Der Stadtverwaltung ist diese Fläche aber viel zu groß.

24.11.2015

Von SABINE LOHR

Idyllisch liegt die Rosenau (die kleine Häusergruppe im Vordergrund) oberhalb der Stadt inmitten einer freien Grünfläche und umgeben von Wald. Das Land möchte sich fast die komplette Grünfläche rund um das Gasthaus, einschließlich der Ebenhalde rechts unten im Bild für Neubauten der Uni und des Klinikums im Flächennutzungsplan sichern. Die Stadtverwaltung will diese Fläche mindestens verkleinern. Luftbild: Grohe

Idyllisch liegt die Rosenau (die kleine Häusergruppe im Vordergrund) oberhalb der Stadt inmitten einer freien Grünfläche und umgeben von Wald. Das Land möchte sich fast die komplette Grünfläche rund um das Gasthaus, einschließlich der Ebenhalde rechts unten im Bild für Neubauten der Uni und des Klinikums im Flächennutzungsplan sichern. Die Stadtverwaltung will diese Fläche mindestens verkleinern. Luftbild: Grohe

Tübingen. Dem Gasthof Rosenau droht das selbe Schicksal wie der Sternwarte: Mitten zwischen neuen Forschungsgebäuden wird der Landgasthof kaum noch wahrnehmbar sein. Das Land nämlich hat rund um den Gasthof herum einen immensen Flächenbedarf für die Uni und das Klinikum angemeldet – für einen „Bedarf, der sich irgendwann am Horizont entwickeln könnte“, wenn die Morgenstelle einmal komplett bebaut sei, sagt Bernd Selbmann, Leiter des Amtes Vermögen und Bau, gegenüber dem TAGBLATT.

12,4 Hektar – das ist in etwa so groß wie das jetzige Klinikgelände auf dem Schnarrenberg – will das Land im Flächennutzungsplan als „Sonderbaufläche Universität“ eingezeichnet haben. Doch mit solch „weiten Horizonten“ will die Stadtverwaltung nicht planen: „Ich sehe ein, dass das Klinikum und die Universität möglichst viel Spielraum haben wollen“, sagt Baubürgermeister Cord Soehlke gegenüber dem TAGBLATT. Über den konkreten und realistischen Bedarf für die nächsten 20 Jahre hinaus will er dem Land aber keine Flächen zugestehen – schon gar nicht, wenn sie in Schutzgebieten liegen. „Die Ebenhalde ist kritisch. Außerdem soll eine neue Bebauung möglichst nah an der Rosenaustraße liegen und möglichst weit weg vom Wald.“

Das Uniklinikum hat auch auf dem Steinenberg noch Flächenbedarf angemeldet. Schon im bisherigen Flächennutzungsplan sind dort 9,6 Hektar für Neubauten eingezeichnet, was erst im Frühjahr für heftige Debatten gesorgt hat, weil die Uniklinik dort ein Parkhaus bauen will. Zwar möchte Selbmann das bisher eingezeichnete Gebiet genau so im Plan belassen, doch damit wird er sich voraussichtlich nicht durchsetzen können. „Der ganze westliche Teil ist Natura-2000-Schutzgebiet – das muss raus“, sagt Soehlke klipp und klar. Auch im Planungsausschuss am Montagabend stellte er die Verkleinerung des Gebiets als alternativlos dar.

Doch die Stadt macht dem Land auch neue Vorschläge. Sie bringt die „Obere Maderhalde“ ins Spiel – eine Fläche gegenüber der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik – und die Sarchhalde, die gegenüber dem Klinikum liegt. Beide Flächen sieht Soehlke als Ersatz für den Steinenberg. Selbmann zeigt zumindest an der Maderhalde wenig Interesse. Es sei „ein Steilhang vom Feinsten“, sagte er, dazu kämen noch „gewisse Schutzkriterien“.

Um die strittigen Punkte zu klären, wurde inzwischen, ausgehend von einem Antrag von AL/Grünen, eine Kommission gebildet. In der sitzen Vertreter der Universität, des Klinikums, des Wissenschafts- und des Wirtschaftsministeriums, aller Gemeinderatsfraktionen und der Stadtverwaltung. Einmal hat diese Kommission bisher getagt. Ihre Aufgabe ist es, sich einander anzunähern. Ist ein Kompromiss gefunden, soll die Entscheidung erst nach einer Bürgerbeteiligung gefällt werden, verspricht Soehlke. Zudem will das „Forum Steinenberg“ in den Diskussionsprozess eingebunden werden – was Soehlke unterstützt.

Spätestens Ende 2016 soll im Flächennutzungsplan eingezeichnet sein, welche Flächen der Uni und dem Klinikum als Erweiterungsflächen zur Verfügung stehen. Bebaut werden können auch die allerdings erst dann, wenn ein entsprechender Bebauungsplan aufgestellt wurde.

Weitere strittige Punkte im Flächennutzungsplan

Nicht nur über die vom Land angemeldeten Flächen für die Uni und das Klinikum geht es in der Debatte um den Flächennutzungsplan. Strittig sind – aus Sicht der Verwaltung – auch die Größe und die Art der Bebauung des Saiben in Derendingen, sowie die beiden anvisierten Gewerbegebiete Traufwiesen und Au. Die Traufwiesen sind bisher Ausgleichsflächen für die Neckaraue. Die Ausweisung zum Gewerbegebiet hat der Ortsbeirat Lustnau abgelehnt. Der Aubrunnen ist ein Wasserschutzgebiet und Reserve für den Fall, dass die Bodenseewasserversorgung ausfällt. Die Stadtwerke Tübingen haben ein Gutachten beauftragt, mit dem geklärt werden soll, ob man auf den Brunnen verzichten kann.

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Erstellt:
24.11.2015, 21:10 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 21:10 Uhr

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