Sanierung

Das Kusterdinger Metropol-Kino ist aufgemöbelt

Im Kusterdinger Scheunenkino nimmt das Publikum jetzt auf rot-goldenen Sesseln Platz.

22.09.2017

Von Christine Laudenbach

Im richtigen Licht wirkt der graue Boden blau. Dieter Stoll im frisch gerichteten Metropol-Kino. Bild: Metz

Im richtigen Licht wirkt der graue Boden blau. Dieter Stoll im frisch gerichteten Metropol-Kino. Bild: Metz

Birnenkuchen mit Lavendel“ gibt es in Kusterdingen am 5. Oktober in neuem Farb-Ambiente. Statt orange-blau schlägt dem Kino-Publikum jetzt anthrazit-rot entgegen. Rechtzeitig zum ersten Film der Wintersaison haben die Filmfreunde ihr Metropol in der Lederstraße auf Vordermann gebracht. Nach zwölf Jahren bekam es einen neuen, grauen Bodenbelag und bequeme Sitze.

Neben „sehr viel Eigenleistung“ hat der Kusterdinger Verein rund 10 000 Euro in die Sanierung der ehemaligen Scheune gesteckt, die er 2005 mit viel Herzblut zum Kino ausbaute und seitdem mietfrei nutzt. Anfang des Jahres verlängerte die Gemeinde diese Nutzungsvereinbarung mit den Filmfreunden bereits vor Vertragsablauf (2019) um weitere zehn Jahre. Bürgermeister Jürgen Soltau knüpfte allerdings eine Bedingung an die Vereinbarung: Bis 2029,
so die Bitte des bekennenden Metropol-Fans, müsse auch tatsächlich ein Kino in der Scheune betrieben werden.

Nach der Zusage der Gemeinde legten die Filmfreunde los. Der 2005 verlegte orangefarbene Teppichboden war Dieter Stoll „schon lange ein Dorn im Auge“. Jedes umgekippte Cola habe Spuren hinterlassen, sagt der Vereinsvorsitzende. Dass im vergangenen Jahr die Kusterdinger Ortsdurchfahrt gerichtet wurde, gab dem empfindlichen Grund dann den Rest. An einem Abend, erzählt Stoll, passierten ganz offensichtlich etliche Besucher erst den frischen Bitumenbelag in der Ortsmitte – und gingen dann ins Kino.

Den Plan, dem Scheunenkino endlich neue Kino-Sitze zu verpassen, konnten die Filmfreunde nicht realisieren. Zu teuer, sagt Stoll. Auch aus den „Love-Seats“, wie vom Vereinsvorstand favorisiert, wird nichts: Die Zweisitzer bei denen sich bei Bedarf die Mittel-Lehne hochklappen lässt, „waren in der Breite deutlich fülliger“, sagt er, und passten nicht in das relativ kleine Kino.

Dem Kusterdinger Publikum bleiben die 70er-Jahre-Sessel aus dem ehemaligen Augsburger Porno-Kino also erhalten. Allerdings mit neuem Outfit. Alle 32 wurden in Pfullingen aufgepolstert und mit tief-rotem (statt bisher blauem) Plüsch bezogen. Ihre Namen durften alle behalten. Die Idee, die Sitze künftig nach momentan angesagten Schauspielern zu benennen, verwarfen die Filmfreunde. Alfred Hitchcock und Heinz Erhardt, Oliver Hardy und Stan Laurel: Die alten Stars stehen weiter am angestammten Platz – seit neuestem in goldenen Buchstaben auf den Rückenlehnen. Filmdiva Greta Garbo sei da die einzige Ausnahme, erzählt Dieter Stoll. Sie durfte von hinten nach ganz vorne aufrücken, was sie allerdings einem Fehler verdankt: Beim Besticken sei ein Buchstabe vergessen worden. Der Sessel ging zurück und wurde erstmal durch einen anderen ersetzt. Bis die Garbo korrigiert aus der Werkstatt kam, hatte sich der Saal von hinten nach vorne längst gefüllt. Neben Marlene Dietrich war noch Platz.