Schöner Schrauben in Metzingen

Das 21 000 Quadratmeter große Henning-Areal soll zur automobilen Erlebniswelt werden

Er sei glücklich, dass jemand den Mut aufbringe und viel Geld investiere, um das Areal des 1860 gegründeten Industriebetriebs Henning zu erhalten und zu entwickeln, sagte Metzingens OB Ulrich Fiedler bei der Präsentation des Sanierungskonzept. Die Motorworld-Group aus Schemmerhofen bei Biberach hat das 21 000 Quadratmeter umfassende Areal gekauft und will dort über 10 Millionen Euro investieren.

22.01.2017

Von Thomas de Marco

Das 21 000 Quadratmeter große Henning-Areal soll zur automobilen Erlebniswelt werden

In enger Abstimmung mit dem Denkmalamt sollen in den alten Gebäuden Ausstellungsräume, Werkstätten für Oldtimer-Spezialisten, Gastronomie-Betriebe und Manufakturen für Kunsthandwerk entstehen. Die große Schmiedehalle, die bisher schon sporadisch für Veranstaltungen und Feste genutzt wird, soll zur großen Eventlocation für Hochzeiten, Messen, Modenschauen, Firmenveranstaltungen oder andere Feiern werden. „Wir sind außerdem gewillt, dort ein Hotel zu errichten“, erklärt Andreas Dünkel, Investor und Projektentwickler von der Motorworld-Group. Auf der freien Fläche könnte auch ein Parkhaus entstehen.

Die Werkstätten sollen zum Oldtimer-Eldorado für Sattler, Lackierer, Spengler und Mechaniker werden – zu moderaten Mietpreisen. Gibt es dafür aber überhaupt ein entsprechend großes Potenzial in der Szene? „Ja“, sagt Dünkel, „wir sehen es als einen großen Markt. Dafür könnte das Henning-Areal sogar fast schon zu klein sein.“ Zu den Werkstatt-Spezialisten dürften sich gerne auch ein Friseurladen sowie Uhrmacher oder Feinmechaniker gesellen, sagt der Investor. Dazu kommen gastronomische Betriebe.

Beim Material für Neu- oder Verbindungsbauten geht der Investor auf den Bestand ein. Die vom Hagel 2013 zerstörten Dächer werden bei der Sanierung auf alt getrimmt. Die künftige Motorworld werde eng mit dem benachbarten Outlet-City vernetzt, erklärt Dünkel. Von Beginn an hat er sich intensiv mit der Holy AG von der Outlet-City abgestimmt. „Wir wollen die Aufenthaltsqualität erhöhen und Besucher dazu bringen, in Metzingen noch eine Nacht dranzuhängen“, sagt der Investor. Das Publikum der Outlet-City sei mit der Motorworld-Klientel identisch, „beide haben ein Faible für schöne Dinge“.

Besucherinnen und Besucher zahlen keinen Eintritt, die Investitionen will der Projektentwickler nur über die Vermietungen hereinholen. „Das wird allerdings keine leichte Aufgabe“, sagt Dünkel dazu.

Die Geschichte des Henning-Areals reicht bis 1860 zurück: Damals gründeten Karl Laib und Friedrich Henning eine mechanische Werkstatt zur Wartung und Instandhaltung von Maschinen für die Textilindustrie und den Eisenbahnbau. Drei Jahre später wurden dort Dampfmaschinen, Lokomobile, Wasserräder und Getriebe gebaut. 1891 ist der Betrieb um eine Gesenkschmiede zur Herstellung von Schmiedeteilen für Waggonbau und Autoindustrie erweitert worden.

1907 kam eine weitere Gesenkschmiede mit Kesselhaus und Schornstein dazu, 1940 wurde die große Schmiedehalle gebaut. 1985 richtete Henning die Produktion auf sicherheitsrelevante Schmiedeteile aus. 2004 stufte das Landesdenkmalamt die Fabrik als Kulturdenkmal ein. Im gesamten süddeutschen Raum seien die Gebäude in Substanz und Erhaltung einmalig, erklärt Volker Rose, der ehemalige Eigentümervertreter und Geschäftsführer der künftigen Nutzungsgesellschaft.

2014 stellte die Firma, die zu besten Zeiten bis zu 250 Menschen beschäftigte, allerdings ihren Betrieb mit 75 verbliebenen Mitarbeitern ein. „Seit über 150 Jahren verdanken viele Metzinger Familien ihren Lebensunterhalt der Firma Henning. Deshalb bin ich froh, dass dieses Areal in gute Hände geht und der Investor Respekt vor dem Denkmal und seiner Substanz hat“, betont Metzingens OB Fiedler. „Wir werden ein tolles Areal erleben, von dem sehr viele profitieren.“ Er sei begeistert, nun solle die Entwicklung mit dem Gemeinderat und der Bürgerschaft vorangebracht werden.

Automobile Erlebniswelten in ganz Deutschland

Die Motorworld-Group mit Sitz in Schemmerhofen bei Biberach entwickelt, baut und betreibt automobile Erlebniswelten. Sie nutzt bereits in Böblingen 50 000 Quadratmeter der denkmalgeschützten Hallen des früheren Landesflughafen von Württemberg für Auto- und Motorradliebhaber: Professionelle Anbieter verkaufen, restaurieren, warten oder vermieten Fahrzeuge, private Oldtimer- und Sportwagenbesitzer präsentieren ihre Schätze in Glasboxen oder lagern sie dort diskret. Das 2009 eröffnete größte private Oldtimer-Museum zieht 650 000 Gäste pro Jahr an. Die Fahrzeuge haben einen Gesamtwert von 250 Millionen Euro. Derzeit entstehen in München, Köln (mit der privaten Sammlung von Michael Schumacher) sowie in der Essener Zeche Ewald weitere Motorworld-Standorte. Seit 2015 veranstaltet die Gruppe auch die Berliner Oldtimer-Messe. Mit den Planungen für das Metzinger Projekt wird demnächst begonnen.

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Erstellt:
22.01.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 52sec
zuletzt aktualisiert: 22.01.2017, 01:00 Uhr

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