Ideen haben statt verwalten

CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf verbreitete in Wurmlingen Siegeszuversicht

Zum Greifen nah sieht der CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl Guido Wolf seine Chance, Ministerpräsident zu werden. 320 Gäste kamen am Mittwochabend in die Wurmlinger Uhland-Halle, um ihn als Wahlkampfhelfer für den hiesigen Bewerber Klaus Tappeser zu hören.

29.01.2016

Von Gert Fleischer

„Die Regierungsverantwortung ist greifbar nahe“: CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl Guido Wolf in der Wurmlinger Uhlandhalle. Bild: Faden

„Die Regierungsverantwortung ist greifbar nahe“: CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl Guido Wolf in der Wurmlinger Uhlandhalle. Bild: Faden

Wurmlingen. „Grün-Rot hat seit Monaten keine Mehrheit mehr – egal bei welcher Umfrage“, sagte Guido Wolf. Er hat sein Horoskop angeschaut und da stehe: „Ende Februar bis Anfang April werden Bewerbungen zum Selbstläufer.“ Der Spitzenkandidat relativierte selbst: Ein Spaziergang werde die Wahl am 13. März nicht, „aber die Regierungsverantwortung ist greifbar nahe“.

De meisten Beifall bekam Wolf zur Schulpolitik. Anders als die jetzige Landesregierung, die allein auf die Gemeinschaftsschule baue, setze sich die CDU für differenzierte Bildungsabschlüsse ein: „Wir wollen keine Gleichmacherei“. Die Studie über die Tübinger Geschwister-Scholl-Schule habe „beträchtliche Defizite“ dieses Schultyps offengelegt. Wolf: „Die schlimmste Kritik ist, dass vor allem schwache Schüler benachteiligt sind. Ich dachte immer, man braucht die Gemeinschaftsschule, um die Schwachen zu unterstützen.“

Wolf bekannte sich zur Realschule, „die unaufgeregteste Schule überhaupt“. Beim Gymnasium soll es wieder die Wahl zwischen G8 und G9 geben. Im beruflichen Schulwesen garantiere die CDU die duale Ausbildung. Ministerpräsident Winfried Kretschmann habe sie in China gefeiert, „aber im Land lässt er sie verhungern“. Inklusion hat für Wolf ihre Grenze dort, wo sie geistig oder mehrfach behinderte Kinder betrifft. Er sei der „festen Überzeugung, dass wir Förder- und Sonderschulen brauchen“.

2015 seien die Menschen so optimistisch gewesen wie nie, sagte Wolf, doch Anfang 2016 hätten 55 Prozent Sorge und Angst. Gründe seien „die Flüchtlingsproblematik“ und die „die Angst vor Terror“. Der CDU-Politiker bekannte sich zum Asylrecht. Die, die berechtigt hier aufgenommen werden, sollen rasch Arbeit bekommen. Dann bekräftigte er seine Haltung, die er am selben Tag im Landtag vorgetragen hatte, etwa die „konsequente Abschiebung“ von Zugewanderten, die nicht berechtigt hier sind (wir berichteten gestern auf der „Südwestumschau“). „Falsche Anreize“ müssten weg. Flüchtlinge sollen in der Erstaufnahme kein Taschengeld mehr bekommen, sondern Sachleistungen, forderte Wolf.

Die Deutschen sollen ihre christlich geprägte Kultur nicht aufgeben. Dies hätten Muslime zu akzeptieren, auch wenn ihnen Religionsfreiheit zustehe. Wer als Flüchtling kriminell werde, Frauen sexuell belästige, „muss schnellstmöglich in seine Heimat zurück“, sagte Wolf.

Er bekannte sich zu einem „starken Staat“ und einer starken Polizei“. Die Polizei brauch keine Misstrauensbekundung, wie sie Grün-Rot durch die Diskussion über eine Kennzeichnungspflicht der Beamten ausdrücke, sondern politischen Rückhalt. Wolf würde als Ministerpräsident 1500 neue Stellen bei der Polizei schaffen und ihr eine bessere Ausstattung besorgen. „Mit Verlaub“, sagte er, „ein Helm für drei Polizeibeamte ist ein bisschen wenig.“

Die wirtschaftliche Lage im Land wollte Guido Wolf „nicht schlechtreden“; er zollte Finanzminister Nils Schmid Respekt für einen Etat ohne Neuverschuldung. Aber das Land müsse Bürokratie abbauen und Innovationsland werden wie in der Ägide Lothar Späth. „Damals war das Staatsministerium eine Ideenschmiede, heute ist es ein Verwaltungsapparat.“

Die Verkehrspolitik begann Wolf mit einem Bonmot, das sich gegen Landesverkehrsminister Winfried Hermann richtete: „Die B 28 kommt nicht wegen, sondern trotz Hermann.“ Die Gäubahn müsse mehr als bisher gestärkt werden. Denn sie sei keine Sauschwänzle-Bahn, wie ihr Name nahelege, sondern eine internationale Hauptlinie.

Kandidat mit viel kommunalpolitischer Erfahrung

Guido Wolf, 54, ist gebürtig aus Weingarten und lebt in Tuttlingen. Seine berufliche Karriere begann der Jurist im Landratsamt Tuttlingen. Gut eineinhalb Jahre war er persönlicher Referent des damaligen Landesverkehrsministers Thomas Schäuble, dann zwei Jahre Richter am Verwaltungsgericht Sigmaringen bis Ende 1994. Weitere knapp zwei Jahre arbeitete Wolf in der Regierung Erwin Teufel im Staatsministerium. Ende 1996 wurde er Erster Bürgermeister der Stadt Nürtingen, sechs Jahre später Landrat in Tuttlingen. Seit 2006 ist Wolf Landtagsabgeordneter, 2011 wurde er zum Landtagspräsident gewählt. Dieses Amt gab er vor einem Jahr auf, nachdem ihn die CDU zum Spitzenkandidaten für

die Landtagswahl 2016 gewählt hatte.

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Erstellt:
29.01.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 58sec
zuletzt aktualisiert: 29.01.2016, 01:00 Uhr

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