Flucht in die Fantasie muss nicht Lebensverweigerung sein, zeigt dieser ergreifende Jugendfilm.

Brücke nach Terabithia

Flucht in die Fantasie muss nicht Lebensverweigerung sein, zeigt dieser ergreifende Jugendfilm.

24.11.2015

Brücke nach Terabithia

Auch für Kinder und Jugendliche kann das Leben zur Hölle werden, doch anders als den Erwachsenen fällt es ihnen augenscheinlich leichter, in einer den Schmerz lindernden Parallelwelt Unterschlupf zu finden. In dem letzte Woche gestarteten (allerdings ganz und gar nicht jugendfreien) „Pans Labyrinth? treibt brutale Faschistengewalt ein kleines Mädchen ins Reich der Imagination.

Etwas gewöhnlicher sind zunächst die Probleme des elfjährigen Jesse (Josh Hutcherson) in dem Film von Gabor Csupo. Der Junge leidet an der bitteren Armut seiner Familie und dem Mobbing in der Schule. In dem zugezogenen Nachbarsmädel Leslie (AnnaSophia Robb) findet er eine Seelengefährtin, die nicht nur ähnliche Erfahrungen teilt, sondern auch einen Weg aus der Bedrückung kennt. In einem nahe gelegenen Wäldchen fantasieren sich die beiden tagtäglich in eine den leidvollen Alltag überschreitende Märchenwelt ? bis eines Tages ein schreckliches Unglück das Traumgespinst jäh zerreißt.

„Brücke nach Terabithia? ist die Verfilmung eines Romans von Katherine Paterson aus den siebziger Jahren und atmet auch auf der Leinwand spürbar den reformpädagogischen Geist dieser Epoche. Anders als in reinen Fantasyspektakeln wie „Harry Potter? sind die Lebensumstände der Kinder präzise umrissen. Gut und Böse sind nicht naturwüchsig, sondern werden auf ihre sozialen Ursachen abgeklopft. Schließlich propagiert der Film keineswegs die Weltflucht in die Einbildung (womöglich religiös grundiert wie in „Die Chroniken von Narnia?), sondern empfiehlt, die Vorstellungskraft produktiv für die Bewältigung des Lebens nutzbar zu machen ? als Vorstufe der Kunst sozusagen.

Dennoch bleibt der Fantasie als Aufbewahrungsort des in Wirklichkeit unwiederbringlich Verlorenen ein tröstlicher Rest von Transzendenz.

Zum Artikel

Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 49sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport