Bildung

Blick auf den Balkan

Schülerinnen und Schüler des Mössinger Firstwald-Gymnasiums proben bei einem Planspiel die Erweiterung der Europäischen Union.

18.05.2017

Von Amancay Kappeller

„Das europäische Ideal ist von Bedeutung, heute wie damals“, sagt die Kommissionspräsidentin (Lorena Conzelmann, Bildmitte) in ihrer Rede. Am Ende des EU-Planspiels am Firstwald-Gymnasium sprechen sich die meisten Mitgliedsstaaten für den Beitritt der Balkan-Länder aus.Bild: Franke

„Das europäische Ideal ist von Bedeutung, heute wie damals“, sagt die Kommissionspräsidentin (Lorena Conzelmann, Bildmitte) in ihrer Rede. Am Ende des EU-Planspiels am Firstwald-Gymnasium sprechen sich die meisten Mitgliedsstaaten für den Beitritt der Balkan-Länder aus.Bild: Franke

Die EU-Kommissionspräsidentin (Lorena Conzelmann) hat eine Eröffnungsrede vorbereitet, der alle Planspiel-Teilnehmer gespannt lauschen. „Das europäische Ideal ist von Bedeutung, heute wie damals. Wir können uns nicht auf Erreichtem ausruhen“, konstatiert die Präsidentin: „Wir müssen eine neue Architektur für Gesamteuropa schaffen.“

Zu europäischen Akteuren werden an diesem Dienstag 72 Zehntklässler des Evangelischen Firstwald-Gymnasiums: Beim Planspiel „Fokus Balkan – 28 plus“ spielen die Schülerinnen und Schüler die Erweiterung der Europäischen Union durch. Die Jugendlichen schlüpfen dabei in Rollen, die auf der Ebene der Europapolitik tatsächlich existieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Diskussion um die Frage: Was ist die EU und wie werden Entscheidungen getroffen?

Nachdem Kroatien der EU im Sommer 2013 beigetreten ist, sind noch Albanien, Mazedonien, Montenegro, Serbien und die Türkei Beitrittskandidaten. Auch Bosnien und Herzegowina sowie das Kosovo bereiten sich auf die ersten Schritte in Richtung Mitgliedschaft vor – so das Planspiel-Szenario. Aber: Wie kommt man in die EU? Welche Interessen verfolgen Beitrittskandidaten und Mitgliedsstaaten, was denken die Bürgerinnen und Bürger? Und wie werden die Interessen in der EU eigentlich verhandelt?

Die Rollen werden nach dem Zufallsprinzip verteilt, erklärt Thomas Franke von der Landeszentrale für politische Bildung (LpB) in Baden-Württemberg. Die Organisation leitet das Planspiel in Kooperation mit dem Civic-Institut für internationale Bildung aus Düsseldorf. Da gibt es das Parlament, den Rat, die beitrittswilligen Länder sowie Pressevertreter.

Nach der Eröffnungsrede schickt Planspiel-Autor Holger-Michael Arndt die Schüler zur Beratung in die verschiedenen Gremien. Es gilt, einen Präsidenten zu finden; der Rat muss sich konstituieren. Das Parlament kommt in Raum 321 zusammen. Zunächst müssen die einzelnen Fraktionen Sprecher benennen. Dann stellt sich jeder Abgeordnete persönlich vor. Da gibt es die Europäische Volkspartei (EVP), die Europäischen Konservativen und Reformer (ECR), die Nordisch grün-linke Allianz (NGLA) oder die Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE).

Theophilos Papadopoulos von der griechischen Linken möchte „den Wohlstand in Europa verbessern“. Helge Rosenbaum, Abgeordneter der Grünen aus Luxemburg, spricht sich grundsätzlich für EU-Beitritte aus: „Aber es müssen gute Gespräche vorangehen.“

Was ist den Parteien wichtig?

Eine Fraktionslose aus Griechenland steht „jeglicher Erweiterung der EU sehr kritisch gegenüber“. Schließlich wird ein Präsident gewählt. Kandidaten sind Annelise Müller (Joy Mast) von der AfD und Prof. Dr. Dr. Martin Wilhelm Stutz (Christoph Fritz) von der EVP. Stutz macht das Rennen. „Nehmen Sie die Wahl zum Präsidenten des Europäischen Parlaments an?“, fragt Arndt. „Ja, schon“, antwortet Fritz alias Stutz – und erntet dafür Beifall und Lacher. Anschließend fragt Stutz ab, was den einzelnen Parteien beim Thema EU-Beitritt wichtig ist. Fast zeitgleich trifft sich im Raum nebenan der Rat der Europäischen Union. Unter Anleitung von Leonie Cloos wird der Ratspräsident gewählt – „Herr Dombrowski“ aus Polen, gespielt von Samuel Roslik. Dann wird abgefragt, wer der Aufnahme von Albanien, Montenegro und Mazedonien positiv gegenüber steht. Die meisten Befragten sind dafür – „weil das die EU stärkt“. Auch Marc Diether bewertet Beitritte positiv: „Sofern die Länder die Kopenhagener Kriterien erfüllen.“

Den Abschluss macht am Vormittag eine Pressekonferenz mit allen Beteiligten. Danijel Paric vom Polis-Institut schickt unter anderem die Vertreter der beitrittswilligen Länder, die Präsidenten und einen Vertreter der Medien nach vorne. „Wie gehen Sie mit den ganzen europäischen Spannungen um, die sich gerade bilden?“, möchte Reporter Erik Alansson wissen. Und ob Mazedonien gewillt sei, den Namen abzuändern, im Falle eines Beitritts. „Nein. Der Name hat mit unserer Kultur und Vergangenheit zu tun“, antwortet der Ländervertreter.

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Erstellt:
18.05.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 48sec
zuletzt aktualisiert: 18.05.2017, 01:00 Uhr

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