Zehntausende feierten beim Neckarfest

Blasmusik trifft Multikulti, Baklava auf Schupfnudeln: Beim Neckarfest ist für jeden was dabei

Besseres Wetter hätte sich Rottenburg für sein Stadtfest nicht wünschen können. An den Abenden kam mediterrane Stimmung am namensgebenden Fluss auf. Nach dem Feuerwerk am Samstag blieben viele Menschen noch in der Stadt.

26.06.2017

Von Dunja Bernhard

Am Sonntag kamen zu den Rottenburgern und Stadtteil-Einwohnern viele Besucher von außerhalb. Dennoch war es insgesamt nicht ganz so voll wie in früheren Jahren, als es zeitweise an Engstellen kaum ein Durchkommen gab.

Am Samstagmittag war das Fest nur schleppend in Gang gekommen. Zur offiziellen Eröffnung um 14 Uhr kamen viele (kommunal-) politische Prominente, aber nur wenige Besucher. Einen schattigen Platz an den zahlreichen Ständen zu finden, war kein Problem.

Auf der Show-Insel im Neckar präsentierten „Gradraus“ schwäbischen Akustik-Folkrock mit anspruchsvollen Texten. Doch es bildete sich nur eine kleine Menschentraube vor der Bühne.

Jugendhaus im Schänzle

Vor der Zehntscheuer-Bühne, auf der sich regionale Nachwuchstanzgruppen zeigten, drängten sich Eltern und Freunde in den Schatten vor der Tanzfläche. Auch in Gartenstraße und Schänzle war wenig los.

Im Musikpavillon gestaltete das Jugendhaus Klause das Programm. Der Auftritt auf dem Neckarfest sei ein Höhepunkt für die Jugendlichen, sagte Streetworkerin Tabea Weschenmoser. Sie trainierten in der Klause das ganze Jahr über Hip-Hop und Breakdance. Ein weiteres Angebot des Jugendhauses war die „Trinkbar“ mit alkoholfreien Cocktails.

Abends kamen Zehntausende

Weltmusik am Neckarufer: Am Samstagabend spielte die Band Matatu aus Wien. Bild: Rippmann

Weltmusik am Neckarufer: Am Samstagabend spielte die Band Matatu aus Wien. Bild: Rippmann

Erst gegen Abend füllten sich Straßen, Zelte und Bierbänke. Im Schänzle wurden die Sitzplätze knapp. Dort spielte die Rockband Potluck, die schon im vorigen Jahr mit originalgetreuen Coversongs überzeugte. Bei den Motorradfreunden sorgten „The Woodpeckers“ für Stimmung.

Dicht umlagert war die Weltmusik-Combo Matatu aus Wien (mit dem Ex-Rottenburger Thorsten Mozer am Saxophon), die einige Zuhörer vor der Show-Insel und auf der Josef-Eberle-Brücke zum Tanzen animierte.

Derweil hiphopte die Rottenburger Jugend auf dem Eugen-Bolz-Platz ab oder drängte sich im Schänzle. Die am Nachmittag verwaiste Karibik-Bar der Freien Narrenzunft war gesteckt voll.

Im Zelt der französischen Partnergemeinden war wie schon am Freitagabend ausgelassene Stimmung. Die Besucher sangen und schunkelten zur Akkordeonmusik.

Tolles Feuerwerk

Ein Höhepunkt des Neckarfests ist jedes Jahr das Feuerwerk. Die musikunterlegte Choreografie begann ruhig. Doch sie steigerte sich mit neuen Spezialeffekten bis zum funkensprühenden Abschluss. Allgemeines Urteil: Großartig. Es zahlte sich aus, dass das Kulturamt neue Feuerwerker angeheuert hatte.

Am Sonntag begann das Neckarfest mit einem ökumenischen Gottesdienst auf der Show-Insel. Die drei großen Rottenburger Kirchengemeinden hatten sich dafür zusammen getan; trotzdem kamen nur wenige Gläubige. Auf dem Antikmarkt in der Gartenstraße war da schon allerhand los - und so blieb es auch bis zum späten Nachmittag (siehe Bericht auf der folgenden Seite).

Stadtfest mit Dorffest-Flair

Zur Mittagszeit wurde es auch an den Ständen der zahlreichen Vereine immer voller. Seebronn lockte nicht nur mit anspruchsvoller Blasmusik, sondern auch mit Weißer Bratwurst und Kartoffelsalat. Und mit Kaffee „to go“.

Nebenan beim MV Dettingen waren die Schupfnudeln gefragt. „Die besten überhaupt“, sagte ein Gast. Solche Superlative waren auch über die Maultaschen vom Rottenburger Skiclub zu hören. Blasmusik und Schwäbische Küche zog auch auf der anderen Neckarseite bei der Bürgerwache und dem Wendelsheimer Sportverein. Viele Besucher schienen gerade diese Dorffest-Atmosphäre zu suchen. Und waren dafür sogar bereit, den blauen Himmel über dem Kopf gegen ein Zeltdach zu tauschen.

Internationale Spezialitäten

Andere suchten das Nicht-Alltägliche. Der Grill beim türkisch-deutschen Freundschaftverein rauchte heftig. Der Duft der Fleischspieße ließ das Wasser im Mund zusammen laufen. Doch auch Lahmacun und honigsüßes Baklava-Gebäck waren gefragt.

Ayse und Hamza Gedik vom Früchtehaus boten nicht nur türkische Speisen an, sondern auch gleich das passende Ambiente. Vor ihrem früheren Geschäft an der Stadtlanggasse hatten sie mit Teppichen, Kissen und niedrigem Tisch eine Sitzecke eingerichtet- allerdings „nur ohne Schuhe“ zu betreten.

Angebote für alle Generationen

Der Skiclub hatte für junge Mütter eine Still- und Wickel-Ecke in seinem Zelt eingerichtet. Daneben drehte sich ein Kinderkarussell – ein weiteres auf dem Eugen-Bolz-Platz. Dort gab es auch eine begehbare Rolle auf einem Wasserbassin und Trampolins. „Alles ziemlich teuer“, sagte die elfjährige Lia. Billiger war es an der Schießbude des Schützenvereins Hailfingen. Für unter einen Euro ließ sich dort mit ruhigem Finger eine Rose schießen.

Richtig voll war es am Sonntag beim Streetdance-Contest im Schänzle. Dort wurden die Baden-Württemberg-Meister gekürt (Bericht folgt). Am Neckar klang der Sonntagabend mit fetziger Klezmermusik aus. Die Weltmusiker animierten zum Mitklatschen und Tanzen. Die Menschen waren noch nicht feiermüde.