Blancanieves - Ein Märchen von Schwarz und Weiß

Blancanieves - Ein Märchen von Schwarz und Weiß

In dem Neo-Stummfilm frei nach Schneewittchen muss sich die Tochter eines Stierkämpfers der Intrigen ihrer Stiefmutter erwehren.

14.11.2013

Von Dorothee Hermann

13.09.2015 Jetzt im Kino: Schneewittchen im Reich der Toreros - "Blancanieves"
00:42 min
Jetzt im Kino: Schneewittchen im Reich der Toreros - "Blancanieves" --

Sie ist das Plakat-Gesicht des Filmfests Frauenwelten: Die Stierkämpferin in der prächtig geschmückten Jacke ist kein Geschöpf aus einer gegenderten Zukunft der Arena, sondern ein modernes Schneewittchen in einem der schönsten Filme des Jahres. Bis sich vor der geduckten Stirn eines 500-Kilo-Bullen endlich ihr wahres Erbteil offenbart, muss sie Schicksalsschläge überwinden, die jeder für sich einen Menschen zerschmettern könnten.

Nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter (Angela Molina) ist die Halbwaise Carmencita in einer feindlichen Welt auf sich gestellt. Im palastartigen Haus ihres Vaters herrscht die diabolische Stiefmutter-Domina Encarna (Maribel Verdú), die sich den seit einem Unfall in der Arena gelähmten Star-Torero (Daniel Giménez Cacho) gekrallt hat. Das Mädchen gerät in eine Existenz, die die Unausweichlichkeit eines Angsttraums hat, was durch die Machart - Stummfilm, feierliches Schwarz-Weiß - betont wird.

So kunstvoll die Mittel, so beklemmend fängt der Film den Konflikt eines Kindes ein, das gegen ein Verbot handeln muss, weil sein Lieblingstier in Gefahr ist. Ihr anarchischer Hahn Pepe ist Carmencitas einzige Freude; symbolisch steht er gegen die jagende Hundemeute der bösen Stiefmutter - und für den Zugang zum Vater. Als endlich die Zwerge in Erscheinung treten, können sie nur eine burleske Variante dessen bieten, was Carmen eigentlich zustünde. Das Meisterwerk des spanischen Regisseurs Pablo Berger macht eine Kindheit unter bösen Auspizien zum cineastischen Wunder.

Reicht von der Intensität eines Angsttraums bis zur Jahrmarktsburleske.

Blancanieves - Ein Märchen von Schwarz und Weiß

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Erstellt:
14.11.2013, 12:00 Uhr
Aktualisiert:
02.09.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 45sec
zuletzt aktualisiert: 02.09.2015, 12:00 Uhr

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Cheffe 24.11.201312:00 Uhr

Bisweilen zwar ganz hübsch anzusehen, aber insgesamt eher mal langatmig inszenierte, optisch flache und hoffnungslos überschätzte, gepflegte Langeweile. Die sonnendurchflutete spanische Stierkampfarena taugt eher mal gar nicht für einen stimmungsvollen s/w-Stummfilm. der auch kameratechnisch und ganz allgemein visuell ungemein bieder ausgefallen ist. Maribel Verdu geht ja noch in Ordung. Der Rest: Naja! Im Bedarfsfall lieber den zu Unrecht übersehenen argentinischen 'La Antena' aus dem Jahr 2007 gucken (gibt's hierzulande auf einer schönen DVD). Der macht alles richtig, was hier dangebenging und überragt auch den ansonsten ganz gelungenen aber ebenfalls überschätzten 'The Artist' noch!

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