Anthropologie

Bis zum Balkan – und dann?

Ein Projekt von Katerina Harvati über Wanderungsbewegungen in der menschlichen Frühgeschichte wird mit zwei Millionen Euro gefördert.

20.12.2016

Wie hat sich die Menschheit in ihrer Frühgeschichte entwickelt? Vor rund 1,2 Millionen Jahren, so der bisherige Forschungsstand, wanderten die ersten Frühmenschen von Afrika nach Europa. Aufgrund seiner geografischen Lage gilt der Balkan als Tor nach Europa. Dort will die Tübinger Paläoanthropologin Prof. Katerina Harvati nach Spuren suchen, die Hinweise auf frühmenschliche Wanderungsbewegungen oder Verhaltensweisen geben.

Mit ihrem Projekt hat sich Harvati, die auch stellvertretende Leiterin des Senckenberg-Zentrums ist, erfolgreich um das europäische Forschungsstipendium ERC beworben. Ihr Projekt „Human Evolution at the Crossroads“ wird in den nächsten fünf Jahren mit rund zwei Millionen Euro gefördert. Die Forscher vermuten, dass die Balkanhalbinsel in Zeiten klimatischer Verschlechterungen als Rückzugsgebiet menschlicher Populationen gedient haben könnte. Aus diesen Gründen könnten in der Region Hinweise auf eine sehr frühe und gleichzeitig auch kontinuierliche Anwesenheit von Frühmenschen verborgen liegen.

Zusammenarbeit mit Griechen

Harvati erhofft sich in Südosteuropa neue Antworten auf viele Fragen: Kamen die ersten Frühmenschen in Südosteuropa ungefähr zur selben Zeit an wie es die archäologischen Funde für Westeuropa annehmen lassen, oder möglicherweise schon früher? Unter welchen Klima- und Umweltbedingungen lebten sie dort und inwiefern haben sich diese möglicherweise auf ihr Verhalten und die menschliche Evolution ausgewirkt? Gibt es in dieser Region eine größere Vielfalt von Arten der Gattung Homo und waren damit einhergehend unterschiedliche evolutionäre Prozesse am Werk?

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit verschiedenen griechischen Institutionen durchgeführt, darunter das griechische Kultusministerium, die Nationale und Kapodistrian Universität in Athen, die Aristoteles Universität in Thessaloniki und die American School of Classical Studies at Athens. Harvati hatte 2011 bereits für das Vorgängerprojekt „Paleoanthropology at the Gates of Europe“ (PaGE) einen „Starting Grant“ des ERC über 1,3 Millionen Euro erhalten. Die Geländeexpeditionen von PaGE führten zur Entdeckung von fast 40 neuen Fundstätten in Griechenland, darunter die Ausgrabungsstätte Marathousa 1, ein altsteinzeitlicher Schlachtplatz für Elefanten, nahe der griechischen Stadt Megalopolis.

Katerina Harvati (geboren 1970 in Athen, Griechenland) hat Anthropologie an der Columbia University in New York studiert. Seit 2009 ist sie Professorin für Paläoanthropologie an der Universität Tübingen und stellvertretende Leiterin des Senckenberg Center of Human Evolution and Palaeoenvironment. 2014 erhielt sie den Landesforschungspreis für Grundlagenforschung des Landes Baden-Württemberg. ST

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Erstellt:
20.12.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 20.12.2016, 01:00 Uhr

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