Vorsicht, Dachhaie!

Betrügerische Handwerker wieder unterwegs

Zum Frühlingsbeginn sind betrügerische Handwerker, beispielsweise Dachhaie, wieder in der Region unterwegs.

17.03.2016

Von Lara Janssen

Kreis Tübingen. Ahnungslos öffnete die über 90-jährige Dame ihre Eingangstür. Ein Dachziegel sei kaputt, behauptete der Fremde an der Tür. Ob er mal nachsehen dürfe? Geschwind begab er sich mit seinen Mitarbeitern hinauf und inspizierte den vermeintlichen Schaden mit dem Ergebnis: „Das ganze Dach muss erneuert werden.“ 130 Quadratmeter Dachfläche für 23 000 Euro Brutto. Ein Schnäppchen. Die Frau aus Wankheim unterzeichnete den Vertrag und die Arbeiten begannen. Bis der Neffe davon Wind bekam, aufhorchte, beim Tübinger Dachdeckerbetrieb Peetz anrief und von Gebhart Höritzer die Auskunft bekam: „Der Preis ist völlig überhöht. Die Dacherneuerung müsste die Hälfte kosten.“ Höritzer war bis 2013 Geschäftsführer der Firma Peetz-Bedachungen und ist Sachverständiger für das Dachdeckerhandwerk bei der Handwerkskammer Reutlingen.

Mit Beginn des Frühjahrs sind betrügerische Handwerker wieder unterwegs. Meist kommen sie in Schüben und immer mit einer ähnlichen Masche. Häufig beschädigen sie die Dächer oder Hausfassaden sogar selbst oder „haben in ihrer Aktentasche kaputte Teile dabei, um einen Schaden vorzugaukeln“, so Höritzer.

Sobald der Hausbesitzer einen Vertrag unterzeichnet hat, wird es schwierig. Die Auftragsakquisition an der Haustür ist laut dem Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks Baden-Württemberg nicht ungesetzlich. Allerdings sei neben Notwendigkeit und Preis die Qualität der Arbeit oft fragwürdig. Verordnungen für eine optimierte Wärmedämmung oder den Umgang mit asbesthaltigen Baustoffen würden häufig nicht eingehalten. Und der Auftraggeber habe keine Gewährleistungsansprüche. Die hausierenden Handwerker zögen einfach weiter, wenn der Auftraggeber nicht mehr zahlen oder entstandene Folgeschäden beseitigen lassen will. Und die Auftraggeber, wie auch die alte Dame aus Wankheim, bleiben mit einem halb abgedeckten Dach zurück.

„Man soll niemanden auf sein Dach lassen und sich bei den bekannten Dachdeckerbetrieben aus seiner Region informieren“, rät Otto Peetz vom Tübinger Dachdeckerbetrieb. Und auch bei Belagsarbeiten, etwa für den Hof oder die Garageneinfahrt, ist Vorsicht vor hausierenden Handwerkern geboten, die mit fragwürdigen Methoden das schnelle Geld machen wollen. lj