Straßensperrung bei Weilheim, Bühl und Kilchberg

Beschilderung ist besser, die Kunden fehlen trotzdem

Einzelhändlern und Gastronomen aus Kilchberg und Bühl trifft die Baustelle am meisten. Die Notwendigkeit der Sanierung sehen sie trotzdem ein.

11.06.2017

Von Kathrin Kammerer

Besser als beim letzten Mal, sagen die Kilchberger Einzelhändler: Für den Autofahrer ist ersichtlich, dass er bis zu ihnen kommt. Bild: Kammerer

Besser als beim letzten Mal, sagen die Kilchberger Einzelhändler: Für den Autofahrer ist ersichtlich, dass er bis zu ihnen kommt. Bild: Kammerer

Dieses Mal ist Hans Schaible ein bisschen zufriedener. „Jetzt ist die Baustelle immerhin gut beschildert“, sagt der Inhaber des Kilchberger Korbhauses. „Und die Autofahrer verstehen auch, dass sie bis nach Kilchberg durchkommen.“ Eine unklare Umleitungs-Beschilderung hat während der Brückensanierung in Bühl und der damit einhergehenden Straßensperrung 2015 für böses Blut unter den Einzelhändlern gesorgt. Für Autofahrer sei damals nicht deutlich ersichtlich gewesen, dass oder wie sie überhaupt bis Kilchberg durchkommen. „Manche sind die komplette Umleitung von Rottenburg über Hirschau bis Weilheim gefahren, waren verwirrt und sind dann wieder umgedreht“, erinnert sich Schaible.

Jetzt sei die Beschilderung besser: „Frei bis Kilchberg“ prangt deutlich sichtbar an der Absperrung in Weilheim. Nichtsdestotrotz: „Wir hatten diese Woche nur die Hälfte der Kunden“, sagt Schaible. Er berichtet, dass viele Bühler, die in Tübingen arbeiten, ihre Autos für die Dauer der Baustelle in Kilchberg parken, um die nervenzehrende Umleitung über Wurmlingen und Hirschau zu umgehen. „Die kommen dann morgens mit dem Rad oder sogar mit den Inlinern“, sagt er. Für Schaible ist es unverständlich, warum keine deutlich ökonomischere Ampellösung möglich war. „Das hätte Hirschau entlastet“, sagt er. Was die Sperrung aufs neue deutlich gemacht habe: „Die neue Bundesstraße ist mehr als nötig bei diesem Verkehrsaufkommen!“

„Pfingstferien und dazu noch eine Baustelle – das ist ganz schlecht“, beklagt sich Eddy Hironimus. Geschäftig werkelt er in seinem Imbiss am Ortsausgang Richtung Kilchberg, direkt neben der Baustelle. Zweimal Maultaschen für die beiden einzigen Kunden zu diesem Zeitpunkt, kurz vor 12 Uhr: zwei hungrige Bauarbeiter. „Normal ist hier Mittags viel mehr los“, sagt er. 70 Prozent seiner Kunden seien Stammgäste, manche davon kämen gar jeden Mittag aus Tübingen. „Aber jetzt, mit der Baustelle, geht gar nichts mehr.“

Roger Keller, der Inhaber des Kilchberger Hofladens, berichtet von zwei Drittel weniger Kunden und Umsatz in der ersten Baustellenwoche. „Nächste Woche wird sich das wieder entlasten“, hofft er. Ein paar seiner Kunden hätten im voraus schon nach einem Lieferservice gefragt. „Eigentlich bieten wir das ja nicht an“, sagt Keller. „Aber für die Baustellenzeit sind wir flexibel.“

In der Bühler Filiale der Bäckerei Schneck hat man für die Dauer der Straßenbauarbeiten Konsequenzen gezogen: Der Laden in der Ortsdurchfahrt hat nur noch von 6 bis 13 Uhr und nicht mehr wie sonst von 6 bis 18 Uhr geöffnet. „Wir leben schon von den Menschen, die durch Bühl fahren“, sagt eine Verkäuferin. „Jetzt stehen wir da und warten auf Kundschaft – das macht keinen Spaß, so zu arbeiten.“ Die Schneck-Filliale im Bühler Netto-Markt habe ihre regulären Öffnungszeiten aber beibehalten.

Auch im Kebap-Laden von Ali Kiraz fehlen die Leute auf der Durchfahrt. „Unsere Stammkunden lassen sich zum Glück von der Baustelle nicht abschrecken“, sagt er. Kiraz und seine Mitarbeiter kämpfen mit einer weiteren Folge der Bauarbeiten: „Wir können wegen den Umleitungen gerade oft nicht pünktlich liefern.“ Das sei besonders ärgerlich, wenn die Kunden nur ein recht knappes Zeitfenster für ihr Mittags- oder Abendessen haben – „und man dann eben mit der Lieferung vor Hirschau im Stau steht“.

Bühls Ortsvorsteher Gerhard Neth sieht die Baustelle und die damit einhergehende Sperrung mit gemischten Gefühlen. Klar, im Ort gebe es schon einige, die jetzt meckern. „Andererseits gab es im Vorfeld so viele Beschwerden wegen der Straße nach Kilchberg“, sagt er. Immer wieder seien Bürger aufs Rathaus oder in den Ortschaftsrat gekommen und hätten sich über den „jämmerlichen Zustand“ der L370 beschwert. „Dann muss man die Baustelle jetzt eben zwei Wochen in Kauf nehmen und hat dafür danach eine gute Straße“, findet Neth.

Er regt sich über die Autofahrer auf, die teilweise rücksichtslos den Schleichweg zwischen Kilchberg und Bühl nutzen, um die Umleitung zu umgehen. „Besonders in der Pfingstzeit sind dort so viele Familien mit Kindern unterwegs – das geht gar nicht, dass man die behindert und vom Weg abdrängt.“ Kilchheimer wie Bühler Bürger berichten, dass das Ordnungsamt diesen Schleichweg, der schon bei der Sperrung 2015 stark genutzt wurde, nun deutlich stärker kontrolliert.

Hans Schaible vom Kilchberger Korbhaus sieht der kommenden, zweiten Baustellenwoche mit gemischten Gefühlen entgegen. Besonders auf dem Gemeindeverbindungsweg zwischen Kilchberg und Weilheim prophezeit er ein kleines Verkehrschaos. Er selbst, wohnhaft in Weilheim, will dann vorsichtshalber aufs Fahrrad umsteigen.

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Erstellt:
11.06.2017, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 14sec
zuletzt aktualisiert: 11.06.2017, 12:00 Uhr

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