Fußball

Ancelottis Fingerzeig

Über die ersten 90 Minuten zwischen Hertha und dem FC Bayern wurde kaum geredet, über die restlichen sechs Minuten, Gesten und Rudelbildungen dafür umso mehr.

20.02.2017

Von DPA

Carlo Ancelotti versteht die Welt nicht mehr. Da erkämpft sich sein Team ein 1:1, diskutiert werden jedoch andere Dinge. Foto: Langer / Eibner-Pressefoto

Carlo Ancelotti versteht die Welt nicht mehr. Da erkämpft sich sein Team ein 1:1, diskutiert werden jedoch andere Dinge. Foto: Langer / Eibner-Pressefoto

Berlin. Rangeleien, Verschwörungstheorien, eine Spuck-Attacke und der Mittelfinger von Carlo Ancelotti: Nach dem erneuten Last-Second-Tor des FC Bayern München in der turbulenten XXL-Nachspielzeit von Berlin kochten die Emotionen so richtig über. Selbst der sonst so coole Mister Ancelotti verlor für eine Sekunde die Fassung und zeigte beim Gang in die Kabine wütenden Hertha-Fans den Stinkefinger.

„Ja, ich habe diese Geste gemacht, weil ich angespuckt wurde“, gab Ancelotti nach dem nüchtern betrachtet leistungsgerechten 1:1 (0:1) in der ARD-Sportschau zu. Das könnte ein Nachspiel für ihn haben. Gestern wurde bekannt, dass der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den Bayern-Trainer genauso wie Hertha-Torhüter Rune Jarstein zu einer Stellungnahme auffordern wird. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund plädierte im ZDF-Sportstudio gegen eine Strafe für Ancelotti: „Ich würde jetzt nicht den Stab über ihn brechen wollen. Wenn dir einer von oben auf den Kopf rotzt, dann findest du das nicht so spannend.“

Laut Sport1 soll aber nicht nur Ancelotti, sondern auch Schiedsrichter Patrick Ittrich, der wegen der langen Nachspielzeit den Unmut der Berliner auf sich zog, von Zuschauern angespuckt worden sein. Der Hamburger werde einen Sonderbericht anfertigen. Bilder, die zeigen, wie Ancelotti bespruckt wird, gibt es nicht.

Vielleicht beschäftigt sich der DFB auch mit dem delikaten Vorwurf von Hertha-Coach Pal Dardai. Der Ungar witterte in seiner ersten Enttäuschung wegen der extrem langen Nachspielzeit eine Verschwörung. „Sorry, aber ich glaube, das ist der Bayern-Bonus“, wetterte Dardai bei Sky. Fakt ist: Robert Lewandowskis Ausgleichstreffer nach 95:59 Minuten war das späteste Bundesliga-Tor seit detaillierter Datenerfassung. Dabei hatte der vierte Offizielle nach dem Ende der regulären Spielzeit mit seiner Tafel „nur“ fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt. Und schon da hatte es gellende Pfiffe von den 74?667 Zuschauern im erstmals in dieser Saison ausverkauften Olympiastadion gegeben.

Auch Vedad Ibisevic, der mit dem 1:0 (21.) seine Torflaute nach 656 Minuten beendete, sprach hinterher von einem Bayern-Bonus: „Warum muss man fünf Minuten nachspielen und dann noch zwei oben drauf? Wo gibt es das sonst? Nur bei den Bayern!“

Der Ärger der Herthaner hatte sich auch schon auf dem Rasen entladen. Torhüter Rune Jarstein schoss nach dem Ausgleich den Ball an den Rücken von Xabi Alonso, woraufhin es zu heftiger Rudelbildung kam. Jetzt muss der Norweger eine nachträgliche Sperre fürchten. „Das gehört sich nicht, das ist kein Fair Play“, kritisierte Bayern-Torhüter Manuel Neuer.

Der erneut schwache Weltmeister Thomas Müller konnte derweil über den angeblichen „Bayern-Bonus“ nur lachen. „Hertha hat von Anfang an nur Zeitspiel gemacht“, sagte der Nationalspieler und spottete: „Sie sollen sich mal anschauen, wie viele Krämpfe es ab der 50. Minute gab bei einer Mannschaft, die keine englischen Wochen hat.“ Ob das nun der Bayern-Bonus, Dusel, Mentalität oder einfach nur Klasse ist, darüber wird heftig diskutiert. dpa

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Erstellt:
20.02.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 27sec
zuletzt aktualisiert: 20.02.2017, 06:00 Uhr

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