Tischtennis-WM

An der Seite des Weltmeisters

Die Chinesen sind kaum zu schlagen. Mit Superstar Ma Long darf sich Timo Boll jedoch im Doppel einiges ausrechnen.

27.05.2017

Von GEROLD KNEHR

Während Timo Boll mit dem Chinesen Ma Long im Doppel auf eine WM-Medaille spekulieren darf, bleibt Dimitrij Ovtcharov (hinten) in diesem Wettbewerb außen vor. Foto: dpa

Während Timo Boll mit dem Chinesen Ma Long im Doppel auf eine WM-Medaille spekulieren darf, bleibt Dimitrij Ovtcharov (hinten) in diesem Wettbewerb außen vor. Foto: dpa

Tief im Westen ist das deutsche Tischtennis fest verankert. Vor fünf Jahren wurde in Dortmund die Mannschafts-Weltmeisterschaft ausgetragen. Das deutsche Herren-Team um Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov spielte damals ein richtig gutes Turnier und war lediglich beim 0:3 im Finale gegen China chancenlos.

In Düsseldorf, 80 Kilometer südwestlich von Dortmund, hat nicht nur das Deutsche Tischtennis-Zentrum, die zentrale Fördereinrichtung des Deutschen Tischtennis-Bundes, ihren Sitz. Hier ist auch der deutsche Rekordmeister Borussia zu Hause. Und in den Messehallen der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt findet von Montag an bis Pfingstmontag erneut eine Tischtennis-WM statt. Anders als in Dortmund vor fünf Jahren geht es nicht um den Mannschaftstitel. Dieses Mal wird, wie stets in ungeraden Jahren, eine Individual-WM mit fünf Konkurrenzen gespielt: Je zwei für Damen und Herren im Einzel und Doppel sowie ein gemischtes Doppel.

Den letzten deutschen WM-Titel gab es vor 28 Jahren – ebenfalls im tiefen Westen. Der heutige Bundestrainer Jörg Roßkopf gewann in Dortmund mit seinem Partner Steffen „Speedy“ Fetzner in einem bis heute unvergessenen Spiel sensationell Gold im Doppel. Es war eine Sternstunde des deutschen Sports, die aus dem oft belächelten Ping-Pong Tischtennis machte. „Unser Erfolg hat den Tischtennis-Sport in Deutschland wiederbelebt“, sagt Roßkopf heute. „Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass wir bei einem Turnier in Deutschland von den Fans getragen werden“, hofft der Bundestrainer insgeheim auf einen ähnlichen Coup.

Doch der wird schwer zu realisieren sein. Seit fast zwei Jahrzehnten dominiert China das Tischtennis-Geschehen fast nach Belieben. Bei der WM vor zwei Jahren im chinesischen Suzhou gingen alle fünf Goldmedaillen an die Gastgeber. Der bislang letzte nicht-chinesische Weltmeister war vor 14 Jahren in Paris der Österreicher Werner Schlager. „Mehr Abwechslung an der Spitze wäre für den Tischtennis-Sport sicherlich gut“, befindet Thomas Weikert (Limburg), der Präsident des Internationalen Tischtennis-Verbandes (ITTF).

Bei planmäßigem Turnierverlauf erreichen Boll und Ovtcharov das Viertelfinale, träfen dort aber aller Wahrscheinlichkeit nach auf einen der vier Chinesen, welche die Weltrangliste anführen. „Von mir erwartet man nicht mehr wie noch vor fünf oder zehn Jahren den WM-Titel im Einzel“, geht Boll das Unternehmen WM recht gelassen an.

Anders sieht es im Doppel aus. Angesichts der eigenen Überlegenheit, die ihnen selber fast schon peinlich erscheint, haben die Chinesen eine Regeländerung beantragt. Demnach sind nun Doppel mit Aktiven aus verschiedenen Nationen erlaubt. Daher kann Timo Boll in diesem Wettbewerb gemeinsam mit Ma Long (28), Chinas unbestrittenem Dominator, antreten. Vor zwei Jahren scheiterten beide bereits in Runde zwei. Dieses Mal gehen sie als Favoriten an den Start, auch wenn beide nicht perfekt aufeinander eingespielt sind.

Von der Doppel-Regelung könnte auch Petrissa Solja (Berlin) profitieren, die im Mixed mit Einzel-Vizemeister Fang Bo antritt. Dimitrij Ovtcharov hingegen ging bei der China-Lotterie leer aus. Er fand keinen chinesischen Partner und wurde erst gar nicht fürs Doppel nominiert.

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Erstellt:
27.05.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 30sec
zuletzt aktualisiert: 27.05.2017, 06:00 Uhr

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