Künstliche Intelligenz · Amazon steigt im Cyber Valley ein

Amazon baut ein Forschungszentrum in Tübingen · Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft

Der Online-Konzern Amazon will in Tübingen ein Forschungszentrum bauen, um die angewandte Forschung zur Künstlichen Intelligenz auszubauen. Das gab der Konzern am Montag bekannt. Bis zu 100 Stellen wolle man in den kommenden fünf Jahren schaffen.

23.10.2017

Von Angelika Bachmann

Wo Wissenschaft die Wirtschaft fördert, ist die Politik nicht weit: Zur Eröffnung des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme vor drei Monaten kam Ministerpräsident Winfried Kretschmann, neben ihm (von links) der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Martin Stratmann, Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und MPI-Direktor Stefan Schaal. Archivbild: Metz

Wo Wissenschaft die Wirtschaft fördert, ist die Politik nicht weit: Zur Eröffnung des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme vor drei Monaten kam Ministerpräsident Winfried Kretschmann, neben ihm (von links) der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Martin Stratmann, Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und MPI-Direktor Stefan Schaal. Archivbild: Metz

Das Zentrum soll in der Nähe des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme entstehen: Amazon will auf die Obere Viehweide. Es gebe noch keine konkrete Vereinbarung, sagte Tübingens Baubürgermeister Cord Soehlke. „Aber wir werden was hinkriegen.“ Es ist das vierte Forschungszentrum von Amazon in Deutschland, nach Berlin, Dresden und Aachen.

Amazon beteiligt sich zudem am Cyber Valley – einem Verbund, dem neben dem Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme und dem Land Baden-Württemberg weitere Partner aus der Industrie angehören, unter anderem Facebook, Porsche, Daimler und Bosch.

Amazon geht es bei seinen Investitionen in Tübingen vor allem um die Erforschung der Künstlichen Intelligenz (KI) und des maschinellen Lernens. Beides ist bedeutsam für die Weiterentwicklung vieler Amazon-Produkte und -Dienstleistungen – vom klassischen Internetversand bis hin zu künstlich-intelligenten Alltags-Assistenten wie Alexa. „Kunden, die verschiedene Produkte und Services von Amazon nutzen, werden von den Forschungsergebnissen profitieren“, teilte Amazon mit.

Einen starken Partner gewonnen

Auch personell wird es eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Konzern und Mitarbeitern des Max-Planck-Instituts geben. Die MPI-Direktoren Bernhard Schölkopf und Michael Black unterstützen die Amazon-Forschungseinrichtung als „Amazon Scholars“: Sie arbeiten „gemeinsam mit Amazon an Forschungsfragen, ohne dabei ihre Universität zu verlassen“, präzisierte die PR-Abteilung von Amazon auf Anfrage. „Die Scholars können zeitlich flexibel arbeiten. Beispielsweise in kurzfristigen Einsätzen, als Berater in Teilzeit oder als Vollzeit-Tätigkeit während Sabbaticals“. „Amazon Scholars“ sei ein globales Programm mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen universitärer und angewandter Forschung zu stärken.

Bernhard Schölkopf leitet am Max-Planck-Institut die Abteilung für Maschinelles Lernen und gilt auf diesem Gebiet als einer der führenden Experten in Europa. Black ist Spezialist für maschinelles Sehen und für KI-Verfahren zur Erfassung von menschlichen Körperbewegungen. Die von ihm gegründete Firma Body Labs wurde kürzlich von Amazon aufgekauft.

Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Martin Stratmann, pries die Kooperation: Das Cyber Valley gewinne damit einen starken Partner, der die internationale Bedeutung der hiesigen Forschung steigere. „Nur wenn wir Spitzenforschung und Unternehmergeist zusammenbringen, entsteht der Nährboden für Innovationen, die sich später einmal als technologische Durchbrüche erweisen können.“

Das Max-Planck-Institut wird zudem künftig von Amazon jährlich mit einem „Research Award“, das heißt mit einer Forschungsförderung in Höhe von 420000 Euro unterstützt. Das Amazon-Programm fördert Beiträge für Open-Source-Projekte. Die Max-Planck-Gesellschaft will mit diesem Geld Doktoranden finanzieren, die über Intelligente Systeme forschen.

Amazon plant, sich mit einem jährlichen Betrag von 1,25 Millionen Euro wie die anderen Industrie-Partner an den Forschungsgruppen des Cyber Valley zu beteiligen. Die näheren Details über diese staatlich und privatwirtschaftlich geförderten Forschergruppen sind allerdings noch nicht geregelt, teilte das Max-Planck-Institut auf Anfrage mit.

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Erstellt:
23.10.2017, 18:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 20sec
zuletzt aktualisiert: 23.10.2017, 18:30 Uhr

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