Sanierung des Technischen Rathauses

Am Mittwoch war Richtfest auf Tübingens größter Baustelle

In etwa einem Jahr soll die gesamte Tübinger Bauverwaltung umziehen und Platz im entkernten Altbau und in einem davor gesetzten Neubau finden. Am Mittwoch besichtigten über 100 Interessierte den Rohbau in der Brunnenstraße.

15.02.2017

Von Sabine Lohr

Richtfest beim Technischen Rathaus

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19 Millionen Euro kostet die Sanierung des Technischen Rathauses in der Brunnens...
19 Millionen Euro kostet die Sanierung des Technischen Rathauses in der Brunnenstraße, entlang derer sich der vorgelagerte Neubau schwingt. Bild: Metz

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Auf dem neuen Dach des Altbaus entstehen eine Terrasse, ein Sitzungsraum und ein...
Auf dem neuen Dach des Altbaus entstehen eine Terrasse, ein Sitzungsraum und eine Cafeteria. Beim Richtfest des Technischen Rathauses schauten sich Interessierte auf der Baustelle um. Bild: Metz

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Größere Bereiche zwischen kleineren Büros bleiben frei: Bis zu acht Mitarbeiter ...
Größere Bereiche zwischen kleineren Büros bleiben frei: Bis zu acht Mitarbeiter sollen dort ihre Schreibtische haben. Bild: Metz

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Eine der beiden Wendeltreppen im Altbau aus den Fünfzigerjahren bleibt erhalten....
Eine der beiden Wendeltreppen im Altbau aus den Fünfzigerjahren bleibt erhalten. Bild: Metz

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Raum für Besprechungen gibt es an mehrern Stellen im sanierten Technischen Ratha...
Raum für Besprechungen gibt es an mehrern Stellen im sanierten Technischen Rathaus. Bild: Metz

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Schmal aber hoch: Blick ins Atrium zwischen altem und neuem Teil des Technischen...
Schmal aber hoch: Blick ins Atrium zwischen altem und neuem Teil des Technischen Rathauses. Bild: Metz

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Zehn Zimmermänner in ihrer traditionellen, schwarzen Zunftkleidung samt Schlapphut standen hoch oben auf dem Dach – genau an der Nahtstelle vom alten Technischen Rathaus und dem Neubau. Und über 100 Neugierige legten unten auf der Brunnenstraße die Köpfe in den Nacken, um die Zimmerleute zu sehen. Fast alle Mitarbeiter der Bauverwaltung waren zum Richtfest des Technischen Rathauses gekommen, dazu noch etliche Stadträte und andere Bürger.

Richtfest beim Technischen Rathaus

19 Millionen Euro kostet die Sanierung des Technischen Rathauses in der Brunnens...
Auf dem neuen Dach des Altbaus entstehen eine Terrasse, ein Sitzungsraum und ein...
Größere Bereiche zwischen kleineren Büros bleiben frei: Bis zu acht Mitarbeiter ...
Eine der beiden Wendeltreppen im Altbau aus den Fünfzigerjahren bleibt erhalten....
Raum für Besprechungen gibt es an mehrern Stellen im sanierten Technischen Ratha...
Schmal aber hoch: Blick ins Atrium zwischen altem und neuem Teil des Technischen...
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19 Millionen Euro kostet die Sanierung des Technischen Rathauses in der Brunnens...
19 Millionen Euro kostet die Sanierung des Technischen Rathauses in der Brunnenstraße, entlang derer sich der vorgelagerte Neubau schwingt. Bild: Metz

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Auf dem neuen Dach des Altbaus entstehen eine Terrasse, ein Sitzungsraum und ein...
Auf dem neuen Dach des Altbaus entstehen eine Terrasse, ein Sitzungsraum und eine Cafeteria. Beim Richtfest des Technischen Rathauses schauten sich Interessierte auf der Baustelle um. Bild: Metz

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Größere Bereiche zwischen kleineren Büros bleiben frei: Bis zu acht Mitarbeiter ...
Größere Bereiche zwischen kleineren Büros bleiben frei: Bis zu acht Mitarbeiter sollen dort ihre Schreibtische haben. Bild: Metz

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Eine der beiden Wendeltreppen im Altbau aus den Fünfzigerjahren bleibt erhalten....
Eine der beiden Wendeltreppen im Altbau aus den Fünfzigerjahren bleibt erhalten. Bild: Metz

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Raum für Besprechungen gibt es an mehrern Stellen im sanierten Technischen Ratha...
Raum für Besprechungen gibt es an mehrern Stellen im sanierten Technischen Rathaus. Bild: Metz

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Schmal aber hoch: Blick ins Atrium zwischen altem und neuem Teil des Technischen...
Schmal aber hoch: Blick ins Atrium zwischen altem und neuem Teil des Technischen Rathauses. Bild: Metz

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Später sagte Oberbürgermeister Boris Palmer, er habe bisher noch keinen so politischen wie auch so wenig gereimten Richtfestspruch gehört wie hier. Denn der Zimmerermeister hatte daran erinnert, wie lange es gebraucht hatte, bis es endlich zum Neubau kam. 50 Jahre lang mussten Mitarbeiter der Bauverwaltung in einer Baracke hinterm Technischen Rathaus ausharren, bis endlich – nach weiteren fünf Anläufen – der Baubeschluss gefasst wurde.

Atrium zwischen Alt- und Neubau

Es war ein Baubeschluss für einen sehr ungewöhnlichen Entwurf, wie Baubürgermeister Cord Soehlke sagte. Denn bei dem Wettbewerb, den die Stadt ausgeschrieben hatte, legten fast alle teilnehmenden Büros den Neubau hinter den Altbau, den die Stadt unbedingt erhalten wollte. Nur das Büro Ackermann und Raff aus Tübingen machte es andersrum – bei ihm schwingt sich der Neubau entlang der gekrümmten Brunnenstraße vor dem Altbau, dessen Fassade trotzdem erhalten bleibt (bis auf die Kunst am Bau – die Schwäne, die einst die Außenwand zierten, sind verschwunden). Zu sehen ist sie allerdings nur, wenn man den Neubau betritt. Denn zwischen den beiden Gebäuden ist ein schmales, aber haushohes Atrium.

Weil das Gelände vor dem Altbau abfällt, ist das Erdgeschoss des Neubaus nun fast vier Meter hoch, damit die übrigen Etagen das jeweils selbe Höhenlevel haben. „Intelligent“ nannte Soehlke diese Idee. Das Erdgeschoss eigne sich gerade wegen dieser Höhe besonders gut als öffentlicher Bereich, sagte Hochbauamts-Leiter Andreas Haas bei einer Führung. Untergebracht werden dort das Service-Center Bauen, Warte- und Besprechungsräume, aber auch Ausstellungen könnte es hier geben.

In den Etagen darüber sind die Büros. Von denen gibt es wie gehabt etliche für jeweils eine Person, etwa für die Fachbereichsleiter. Aber die Verwaltungsspitze wollte auch neue Wege gehen und hat große Bereiche zwischen diesen kleineren Büros freigelassen. Bis zu acht Mitarbeiter sollen dort ihre Schreibtische haben, der Flur gehört zu einem solchen Büro dazu – und auch Zonen für Besprechungen. Es sei ein „harter Kampf“ gewesen, sagte Haas, derartige Büros bei den Mitarbeitern durchzusetzen. Denn wo acht Leute gleichzeitig arbeiten, geht es mitunter durchaus laut zu – da wird telefoniert und auch mal über die Schreibtische hinweg gerufen. „Aber es hat auch große Vorteile“, findet Haas. Vor allem für die Kommunikation miteinander, aber auch, weil die Mitarbeiter jeweils mitbekämen, woran die anderen gerade arbeiten. Jedenfalls wollten die Mitarbeiter, die in den jetzigen Interimsbüros bereits so arbeiteten, das nicht mehr anders haben.

Haas steigerte die Vorfreude der Bauverwaltungs-Mitarbeiter, indem er die Ausstattung der Büros beschrieb: mit Lüftung, die für Frischluft auch im Winter sorgt, Kautschukböden, LED-Beleuchtung, viel Holz, ideale Büroakustik.

Auf dem Dach des Altbaus wird es wohl besonders schön. Dort sind eine Cafeteria und ein Schulungsraum untergebracht und dazwischen eine große Terrasse mit Blick auf die Stadt und in den angrenzenden kleinen Park, der dort noch angelegt wird. Auf den Neubau kommt eine Fotovoltaikanlage, die das gesamte Gebäude versorgt und noch genug Strom übrig lässt, um auch Elektroautos zu laden – „so können wir nach und nach unsere Fahrzeugflotte auf Elektromobile umrüsten – auch das gehört zum Konzept“, so Haas.

Vom Altbau selbst ist nicht mehr viel übrig, lediglich die Außenwände stehen noch und ein paar wenige Innenwände. Man hätte ihn auch einfach abreißen können, doch das wollten Verwaltung und Gemeinderat nicht. Nicht nur, weil 1954, als das Technische Rathaus gebaut wurde, so viel „sehr harte Arbeit“ reingesteckt worden sei, wie Architekt Prof. Hellmut Raff sagte, sondern vor allem, um das Material nicht wegwerfen zu müssen. „Ich finde es sinnlos, zuerst die alten Steine wegzuschaffen und dann neuen Beton herzuschaffen“, sagte Palmer. Und Haas erinnerte daran, dass sämtliche Betonteile aus recyceltem Material geschaffen wurden. „So musste dafür nicht Kies aus schönen Seen und Flüssen geholt werden.“

Erhalten im Inneren des Altbaus wurde lediglich ein Element aus den 50er-Jahren: eine der beiden Wendeltreppen samt Geländer. Ansonsten ist alles neu, selbst der Putz, der eigentlich ebenfalls hätte erhalten werden sollen. Er bröckelte aber ab, als an den Wänden gearbeitet wurde.

Park mit Boulebahn

Die neue, geschwungene Fassade des Technischen Rathauses wird geprägt von den sehr hohen Fenstern im Erdgeschoss, die an ein Geschäftshaus erinnern. Darüber liegen drei Geschosse mit ebenfalls recht hohen Fenstern. Gestaltet wird die Außenhülle mit hellem Ziegel. Palmer beurteilte sie so: „Ich kann viele Neubaufassaden vor Langeweile kaum ertragen – das hier ist eine der ganz wenigen Ausnahmen.“

Hinterm Haus entsteht ein öffentlicher Raum. Die Ammer wird renaturiert und mit einigen großen Steinen bestückt, über die die Besucher das jeweils andere Ufer leicht erreichen können. Eine Brücke hätte wegen der Hochwassergefahr zu steil gebaut werden müssen. Und wo früher ein Parkplatz war, wird nun ein Park entstehen. Soehlke ist es sehr wichtig, dass der nicht nur von den Verwaltungsmitarbeitern genutzt wird. Er stellt sich vor, dass sich dort unter anderem Studenten aufhalten, die vom Clubhaus rüberkommen. Und dann vielleicht etwas nutzen, was Soehlke sich sehr wünscht: eine Boulebahn.

Gegen die wird kaum jemand etwas einzuwenden haben. Ob sich aber ein weiterer Wunsch des Baubürgermeisters erfüllt, steht noch in den Sternen. Er würde gerne die Sitzungen des Planungsausschusses im neuen Technischen Rathaus abhalten. „Darüber reden wir aber noch“, lenkte er beschwichtigend ein, als Palmer ihm einen überraschten Blick zuwarf.

Trotz Mehrausgaben im Kostenrahmen

Mit Kosten von rund 19 Millionen Euro sind die Sanierung und der Neubau des Technischen Rathauses die größte und teuerste Baustelle seit Jahren. Und sie schien noch teurer zu werden, denn es gab, wie Hochbau-Chef Andreas Haas sagte, „drei Bereiche, die reingehauen haben“: Die Altlasten beim Aushub, die vorher nicht zu erkennen gewesen seien, der herabgebröckelte Putz im Altbau und schließlich die statischen Probleme im Altbau. Einem Erdbeben, sagte Haas, hätte das Gebäude nicht mehr standgehalten. Insgesamt verursachten diese drei Probleme Kosten von rund 700000 Euro. Trotzdem werde der gesamte Bau wohl 250000 Euro günstiger werden als zunächst berechnet.

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Erstellt:
15.02.2017, 23:01 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 19sec
zuletzt aktualisiert: 15.02.2017, 23:01 Uhr

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Katja 16.02.201715:17 Uhr

Das war höchste Zeit. Das Gebäude sah schrecklich aus.
Aber warum wurde der Parkplatz entfernt? Parks und Boulebahn sind ja schön und gut. Ich wohne in der Innenstadt, laufe fast 10 Minuten zu meinem Auto. Der nächste Parkplatz für mich als Anwohner ist der Parkplatz in der Brunnenstraße. Bisher konnte ich dort gut parken und fand nur manchmal zu Stoßzeiten keinen Platz
Sobald das Gebäude in Betrieb ist, wird der Parkplatz Technisches Rathaus rappelvoll werden:
-gestiegene Mitarbeiterzahl im Gebäude
-Trotzdem Abbau der Parkplätze (?!)
-das Parkhaus Brunnenstr. ist für Landesbedienstete bereits voll belegt
-das Parkhaus Stadtgraben ist unglaublich teuer und trotz der Preise für Dauerparker trotzdem ausgebucht

Ich bin auf das Auto angewiesen, muss mir jeden Tag einen Parkplatz suchen. Ich hoffe, es treten keine Zustände wie in manch anderen Parkgebieten rund um die Innenstadt für Anwohner auf.

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