Fußball-Verbandsliga

Am Ende fehlen zwei Minuten

Gewitter über Tübingen: Der Schiedsrichter bricht das Spiel zwischen der TSG Tübingen und dem VfL Pfullingen beim Stand von 1:0 in der Halbzeit ab.

20.08.2017

Von David Scheu

Tohuwabohu vor dem von Antonio Fierravanti behüteten Tübinger Tor – beobachtet von TSG-Torwart-Veteran Frank Lukas im Hintergrund.Bild: Ulmer

Tohuwabohu vor dem von Antonio Fierravanti behüteten Tübinger Tor – beobachtet von TSG-Torwart-Veteran Frank Lukas im Hintergrund.Bild: Ulmer

Es war die wohl längste Halbzeit-Pause bei der TSG Tübingen überhaupt. Über eine halbe Stunde standen Spieler, Trainer und Funktionäre beider Teams gestern Abend im Kabinengang. Und warteten auf eine Entscheidung von Schiedsrichter Philipp Schlegel, ob die Partie angesichts des Gewitters fortgesetzt werden könne.

Gegen Ende der ersten Hälfte war nämlich gestern Abend ein kurzes, aber heftiges Gewitter über Tübingen gezogen. Da der Rasenplatz der TSG kein Flutlicht hat, begann das große Rechnen: Wann muss man weitermachen, um noch bei klarer Sicht fertig zu sein? Und wann beruhigt sich das Wetter? Um 19.45 Uhr entschied Schlegel: Abbruch. Vielleicht etwas zu früh, denn gewittert hatte es schon eine ganze Weile nicht mehr. Auch der Regen ließ kurz darauf nach, die Sonne schien. „Wenn der Schiri zwei Minuten länger gewartet hätte mit der Entscheidung, hätten wir wohl zu Ende spielen können“, sagte TSG-Abteilungsleiter Alexander Wütz. Denn kurz nach 20 Uhr gab es paradoxerweise fast ideales Wetter zum Kicken bei angenehm abgekühlten 20 Grad.

Andererseits hatten auch alle Beteiligten Verständnis für die Entscheidung des Schiedsrichters. „Wir akzeptieren das natürlich“, sagte Tübingens Co-Trainer Goran Divljak, „der Schiri hat die Verantwortung für die Sicherheit. Und wenn er ein kleines Risiko sieht, muss er so entscheiden.“ Ähnlich sahen’s die Pfullinger: „Das ist höhere Gewalt, was will man machen?“, fragte VfL-Trainer Michael Konietzny. Und outete sich als nicht gerade größter Gewitter-Freund: „Ich bin ein Schisser, wenn es gewittert. Sobald es blitzt, hau‘ ich ab.“ Divljak hatte indes noch einen Verbesserungsvorschlag: „Ein Anpfiff um 18 Uhr statt 18.30 Uhr wäre schlau gewesen.“ Die WFV-Pokalspiele unter der Woche seien ja auch auf 17.15 Uhr angesetzt.

Blickt man auf das nackte Ergebnis, kam der Abbruch der TSG auch ziemlich ungelegen. „Wir waren gut drin“, sagte Divljak, dessen Team zur Pause mit 1:0 in Führung lag: Lars Bischoff hatte nach einem Durcheinander nach einer Ecke getroffen (8.). „Ich stand da, wo ein Stürmer stehen muss“, sagte der TSG-Innenverteidiger, der letzte Saison ohne Treffer geblieben war. Das wird auch vorerst so bleiben, denn das Tor geht wegen des Abbruchs nicht in die offizielle Wertung ein. „Schade“, sagte Bischoff, „sonst hätte ich das erste Verbandsliga-Tor hier gemacht.“

Auf Pfullinger Seite gab Coach Konietzny zu, dass ihm der Abbruch nicht völlig ungelegen kam: „Soll ich ehrlich sein? Wir haben in der ersten Hälfte keinen Fuß auf den Boden gebracht. Von daher ist ein neues Spiel für uns nicht ganz schlecht.“ Denn die TSG bereitete dem VfL durch aggressives Zweikampfverhalten und ihre schnellen Offensivspieler schon das eine oder andere Problem. TSG-Trainer Michael Frick ergänzte aber: „Wer sagt denn, dass das Spiel so weitergegangen wäre? Pfullingen war gegen Ende der ersten Hälfte im Aufwind, das Ding hätte auch komplett kippen können.“

Dennoch nehme er einige positive Ansätze mit: „Die erste Hälfte hat gezeigt, dass wir mit einer guten Leistung in dieser Liga konkurrenzfähig sind“, sagte Frick, „das haben wir zwar schon vorher vermutet – aber das heute war der Beleg.“ Leicht angefressen war Frick aus einem ganz anderen Grund: „Ich hatte Karten für das Bundesliga-Auftaktspiel zwischen Bayern und Leverkusen und konnte wegen unserem Spiel nicht hin.“ Stattdessen waren Frau und Sohn im Stadion, was Frick schon ein bisschen nervte: „Ich bin so was von bekennender Bayern-Fan! Seit ich fünf Jahre alt bin.“

Einen Nachholtermin für das Spiel gegen Pfullingen gibt’s übrigens auch schon: Beide Vereine verständigten sich an Ort und Stelle auf Mittwoch, den 13. September, um 18 Uhr. „Vielleicht wird es das Eröffnungsspiel auf unserem neuen Kunstrasen“, sagte TSG-Abteilungsleiter Alexander Wütz. Der soll Anfang September bespielbar sein, wenn alles nach Plan läuft.

Eintrittskarten und Einlasskontrolle in der neuen Liga

Groß war das Interesse am Verbandsliga-Auftakt zwischen der TSG Tübingen und dem VfL Pfullingen – dem ersten Spiel seit Jahren in dieser Liga zwischen zwei Teams aus dem Bezirk Alb: An die 500 Zuschauer wollten das Spiel sehen. Eine Kulisse, wie sie die TSG Tübingen in den vergangenen Jahren selten hatte, mal abgesehen vom Derby gegen den SV 03 im April dieses Jahres. Hinter den Trainerbänken standen die Fans sogar in zwei Reihen. Das nahm auch TSG-Trainer Michael Frick wahr. Und freute sich: „Es ist schon ganz nett, vor einer etwas größeren Kulisse zu spielen.“ Der Ansturm bedeutete zudem klingelnde Kassen für die TSG, bei der in der neuen Liga neue Preise gelten: 6 Euro für Erwachsene, 5 für eine ermäßigte Karte, 4 für Frauen. Kassiert wurde auch gleich am Eingang bei der TSG-Gaststätte, wo es dann auch eine Papier-Eintrittskarte in die Hand gab. Nur die Wurstbude hatte wohl nicht mit einem solchen Andrang gerechnet: Zur Halbzeit gab es keine Roten Würste mehr. „Diesmal sind sie wenigstens erst kurz vor dem Ende ausgegangen“, witzelte TSG-Torwart-Oldie Frank Lukas.

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Erstellt:
20.08.2017, 10:31 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 31sec
zuletzt aktualisiert: 20.08.2017, 10:31 Uhr

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