Volleyball-Bundesliga

Als die Angst kam

Der TV Rottenburg macht es gegen den Tabellenletzten Solingen Volleys unnötig spannend und siegt nach klarem Vorsprung knapp mit 3:2.

19.02.2017

Von Vincent Meissner

16:10 führte der TV Rottenburg gestern Abend schon im dritten Satz. Und auch in den ersten beiden Durchgängen spielten die Rottenburger souverän wie selten in dieser Saison. Hatten Satz eins mit 25:17 und Satz zwei mit 25:15 gewonnen. Der 3:0-Erfolg vor 2100 Zuschauern in der Tübinger Paul-Horn-Arena schien so gut wie sicher.

Doch dann kam Solingens Maximilian Ströbl mit einer Aufschlagserie und gab dem Spiel eine unerwartete Wendung: Solingen, das bis dahin seinem Tabellenplatz entsprechend aufgetreten war, spielte plötzlich ansehnlichen Volleyball und kam zurück in ein Spiel, in dem es noch nie so richtig drin war. Beim 17:17 hatte Solingen ausgeglichen. Rottenburgs Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger wechselte auf allen Positionen durch und versuchte, den Sieg zu retten. Doch es half nichts. Solingen gewann den Satz 25:23.

TVR-Trainer Müller-Angstenberger sagte später: „Das darf uns nicht passieren.“ Seine Erklärung für den Einbruch: „Da hat die Angst mitgespielt. Ich habe in denkende Gesichter geschaut. Die Diskussionen im Umfeld mit dem abgesprungenen Hauptsponsor Kopp-Verlag (siehe auch der Artikel unten „Mit Rückhalt aus der Region“) sieht der Rottenburger Trainer als mitverantwortlich für die fehlende Unbeschwertheit. „Die Jungs wollen so spielen, dass sie noch attraktiver sind für die Sponsoren“, sagt Müller-Angstenberger. „Aber die Spieler müssen auf dem Feld sein und Volleyball spielen, nicht nachdenken. Wer nachdenkt, der verliert seine Spur.“

Rottenburg wehrt Matchball ab

Und noch etwas ist dem Rottenburger Trainer aufgefallen: „Wenn man sieht, wie wir in der Vorrunde die Spiele gespielt haben, in denen wir Favoriten waren, dann ist es jetzt offensichtlich, dass das weg ist“, sagt er im Hinblick auf die Niederlage in der Vorwoche gegen das Junioren-Nationalteam VCO Berlin und den knappen Sieg nun gegen Solingen.

Nachdem Solingen auch den vierten Satz mit 25:21 gewonnen hatte, kam es zum entscheidenden Tie-Break. Und der war ein bisschen wie das gesamte Spiel im Zeitraffer: Rottenburg trat da zunächst wieder souveräner auf und dominierte. Beim Seitenwechsel stand es 4:8 für den TVR. Doch Solingen kam zurück und glich mit Ströbls Ass zum 12:12 aus. Es folgte sogar ein Matchball für Solingen, dem Solingens Trainer Justin Wolff nachtrauerte: „Da hatten wir mehrmals die Chance, den Punkt zu machen.“ Doch Rottenburg verteidigte stark, Libero Johannes Elsäßer erhechtete spektakulär den Ball und Ferenc Németh und Felix Isaak im Doppelblock holten den Punkt.

Wenig später verwandelte Isaak den ersten Rottenburger Matchball zum 17:15. Und so wusste TVR-Trainer Müller-Angstenberger hinterher nicht so recht, ob er sich mehr über den Sieg freuen oder über den verlorenen Punkt ärgern sollte: „Ich bin glücklich über den Sieg, aber wir haben unnötigerweise diesen Punkt liegen lassen“, sagt er. Solingens Trainer Wolff sagte: „Beide Mannschaften hätten heute den Sieg verdient gehabt.“ Für den Aufsteiger wäre es der dritte Sieg in dieser Saison gewesen. Für die schwache Leistung in den ersten beiden Sätzen hatte Wolff gestern Abend keine Erklärung: „Wir sind morgens erst angereist, aber das ist keine Entschuldigung.“

Zwei der besten gestern beim TV Rottenburg: Felix Isaak (links) und Moritz Karlitzek im Block gegen Solingens Benny Nibbig beim Rottenburger 3:2 (25:17, 25:15, 23:25, 21:25, 17:15)-Erfolg gestern Abend in der Tübinger Paul-Horn-Arena.Bild: Ulmer

Zwei der besten gestern beim TV Rottenburg: Felix Isaak (links) und Moritz Karlitzek im Block gegen Solingens Benny Nibbig beim Rottenburger 3:2 (25:17, 25:15, 23:25, 21:25, 17:15)-Erfolg gestern Abend in der Tübinger Paul-Horn-Arena.Bild: Ulmer

Hauptkonkurrent siegt

Rottenburgs Haupt-Konkurrent um eine gute Ausgangsposition in die Pre-Playoffs ist der nächste Gegner kommenden Samstag, die Netzhoppers KW. Und die haben am Samstag 3:1 gegen Bühl gewonnen. Bitter für Rottenburg, das die Netzhoppers sonst gestern hätte überholen können in der Tabelle. Doch Rottenburgs Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger lässt die Rechnerei kalt: „Das ist mir wurstegal“, sagt er. „Vielleicht hat der eine oder andere schon vor dem Spiel gegen VCO Berlin zu viel gerechnet.“ Dort hatte der TVR in der Vorwoche bekanntlich überraschend mit 1:3 verloren.