„Alles drin“: Am Sonntag beginnt auf dem Reustener Kirchberg die Zeltkirche

Reusten. Vom Handballplatz auf dem Kirchberg dringt der Lärm von Schlagbohrern und Baumaschinen hinab ins Tal. Ein stählernes Gerippe aus Trägern und Verstrebungen glänzt in der Mittagssonne. Dazwischen springen Menschen vom einen Ende des Feldes an das andere. Überdimensionale Zeltheringe werden herbeigeschafft und mit Vorschlaghämmern in den Boden getrieben. Kräne und Stapler rangieren auf dem Platz. Sie transportieren Kisten und Paletten von den beiden Lastwagen auf der Hinterseite des Areals herbei – wie in einer großen Bühnenchoreografie entfaltet sich langsam das schneeweiße, rund 500 Quadratmeter große Veranstaltungszelt, das schon bald bis zu 600 Menschen beherbergen wird.

„Wir freuen uns sehr, dass die Zeltkirche hier zu Gast ist“, so Ammerbuchs Bürgermeisterin Christel Halm beim Pressegespräch am Donnerstag auf dem Reustener Kirchberg, „es ist eine Riesenchance für die Gemeinde, dass man hier oben zusammenkommen kann.“ Die zweiwöchige Veranstaltung, zu der bis zu 7000 Besucherinnen und Besucher erwartet werden – also rund das siebenfache der Einwohnerzahl von Reusten – fördere den Austausch der Menschen und festige den Zusammenhalt in den Kirchengemeinden. Es ist die erste Zeltkirche in Ammerbuch.

Pfarrer Thomas Cornelius, Dekanstellvertreter des Kirchenbezirks Herrenberg, freut sich über die Konzeption der Zeltkirche als „einen Versuch, Menschen anzusprechen, für die die Mauern der Kirche ein Hemmnis sind, sich in ihr zu beteiligen“. Die „luftige und offene Atmosphäre“ schaffe Gelegenheit, sich einmal anders mit dem Thema Glauben auseinanderzusetzen.

Seit April letzten Jahres laufen die Vorbereitungen für das Event. Die Mitglieder der sieben evangelischen Kirchengemeinden Altingen, Breitenholz, Entringen Gültstein, Kayh, Mönchberg und Reusten hatten sich gemeinsam an die Planung der Zeltkirche gemacht.

„Alles drin“, so das Motto der Veranstaltung, beschreibe den Anspruch, den man dabei verfolgt habe, sagten Ann Katrin Bahlinger und Mirijam Rheinländer aus dem Planungsteam. „Wir haben uns im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, was für uns hier charakteristisch ist“, so Rheinländer. Daran orientiere sich auch das Programm der Zeltkirche.

Ganz wesentlich seien deshalb die Vereine aus Ammerbuch und der Region in die Veranstaltung eingebunden worden: Die Freiwillige Feuerwehr Reusten wird bei einer Vorführung dem Publikum Rettungseinsätze und Brandbekämpfung demonstrieren, Posaunenchöre des Kirchenbezirks Herrenberg laden vor Ort zum großen Konzert, und Obst- und Gartenbauvereine aus der Region stellen die Kulturlandschaft des Ammertals vor.

Auch ein Auftritt von Samuel Koch steht auf dem Programm. Er wird am 7. Oktober Auszüge aus seinem aktuellen Buch vorlesen (Koch hatte sich 2010 in der TV-Sendung „Wetten dass“ beim Sprung über fahrende Autos schwer verletzt, seitdem ist er querschnittsgelähmt). Kommenden Montag, 3. Oktober, treffen sich Motorradfahrer. Neben einem Gottesdienst für Zweiradfreunde umfasst dieser Programmpunkt unter anderem auch eine Oldtimerausstellung mit historischen „Maico“-Fahrzeugen. Hinter dem Areal wird außerdem eine Motorcross-Strecke errichtet, auf der das Publikum mit Ex-Champion Thomas Weinmann selbst einige Runden drehen kann.

34 Programmpunkte umfasst die zweiwöchige Zeltkirche insgesamt – von Kinder- und Jugendveranstaltungen bis zum Paardinner, von Gottesdiensten und Podiumsvorträgen bis zum Konzertabend reicht das Angebot. Rund 180 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus den Gemeinden umsorgen die Gäste. Um die seelischen Bedürfnisse der Besucherinnen und Besucher kümmert sich Zeltpfarrer Thomas Wingert aus Sulz am Eck.

Ein Erntedank-Gottesdienst am morgigen Sonntag um 10 Uhr bildet den Auftakt der Reustener Zeltkirche. Das Programm und zusätzliche Informationen zur Veranstaltung sind im Internet unter www.zeltkirche-ammertal.de abrufbar.