Völlig losgelöst

Aber nicht abgehoben: Peter Schillings Jubiläumstourneestart

33 Jahre ist es her, dass sich Peter Schilling mit dem Hit „Major Tom“ weltweit an die Spitze der Charts sang. Seit 2007 ist Peter Schilling wieder mit eigener Band unterwegs, am Donnerstag startete er seine neue Tournee in Reutlingen.

13.02.2016

Von Bernhard Haage

Major Tom ist gelandet: Peter Schilling tritt kurz nach seinem 60. Geburtstag im Reutlinger franz.K auf.Bild: Faden

Major Tom ist gelandet: Peter Schilling tritt kurz nach seinem 60. Geburtstag im Reutlinger franz. K auf.Bild: Faden

Reutlingen. Keine Frage, der Mann mit dem schwarzen Jacket und der Baseballmütze blickt auf ein turbulentes Leben mit vielen Höhen und Tiefen zurück. Seinen letzten Auftritt in Reutlingen hatte Peter Schilling 1993 bei seiner Abschiedstournee in der Listhalle. „Wer war da?“, fragt er am Donnerstagabend in die Runde des etwa zur Hälfte gefüllten franz. K bei der Rückkehr nach Reutlingen. Niemand meldet sich. Umso besser. „Lauter neue Fans“, freut sich das Urgestein der Neuen Deutschen Welle, dessen größter Hit für ihn bis heute Fluch und Segen zugleich ist.

Mit einem leicht sarkastischen „Wann spielt er endlich Major Tom?“ bringt der Sänger dieses Dilemma auf den Punkt. Trotzdem ist ihm anzumerken, dass er hier gerne auf der Bühne steht. „Es ist verdammt schön, mal wieder unter Schwaben zu sein“, sagt der gebürtige Stuttgarter nach seinem Opener „Wenn sie es so wollen“. Ein Lied, das typisch ist für den eigentlichen Schilling: Einer der sich viele Gedanken gemacht hat und auch schwierige Themen mit schlagerhafter Einfachheit auf die Bühne bringt.

Dabei helfen ihm „Sonne, Mond und Sterne“ – es ist eines seiner Markenzeichen, sich bei allen denkbaren Himmelskörpern zu bedienen. So lässt er die Menschheit auf Kometen durch das All reiten und sie mit „Terra Titanic“, einer musikalisch grenzwertigen Bierzelthymne, gleich wieder in der Versenkung verschwinden.

Begleitet wird er an dem Abend von einer souveränen Band mit Bass, Gitarre, Schlagzeug, Keyboard, welche die typische Neue-Deutsche-Welle-Einfachheit exakt wie ein Uhrwerk abspulen kann. Dass die Musiker freilich noch viel mehr auf dem Kasten haben, lassen sie in einer Solopassage aufblitzen. Wie Sternenstaub aus einer fernen Galaxie glitzert das abgefahrene Jazzfunk-Solo von Bassist Benno Richter. Auch das Schlagzeugsolo von Richy Denis offenbart, dass hier absolute Profis am Werk sind. Dass Schilling „Heroes“ von David Bowie covert, geht ein bisschen zu weit, auch wenn seine Wertschätzung für den großen Meister durchaus authentisch wirkt.

Dann lieber „Die Wüste lebt“ aus Schillings eigener Feder. Bereits 1981 hat er den Song geschrieben, auch heute noch können viele mitsingen. „Mitsingen“ ist überhaupt ein Thema bei Schilling. Immer wieder animiert er das Publikum, und zur Zugabe holt er 15 Kinder auf die Bühne, mit denen er nachmittags einen Workshop gemacht hat. Zusammen singen sie „Major Tom“. Schade nur, dass die Kinder keine Mikrofone haben und deswegen neben der Musik überhaupt nicht zu hören sind.

Immerhin zeigt der Auftritt, dass sich der Sänger auch für sehr ernsthafte Dinge engagiert. Er ist Botschafter des Deutschen Kinderschutzbund und des Bundesverbandes für Burnout-Prophylaxe und Prävention. Dass der 60-jährige zwar „völlig losgelöst“, aber nicht abgehoben ist, demonstriert er nach dem Konzert: Da mischt er sich unters Publikum und spricht mit vielen seiner Konzertbesucher.

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Erstellt:
13.02.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 26sec
zuletzt aktualisiert: 13.02.2016, 01:00 Uhr

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