A Bigger Splash

A Bigger Splash

In dem Remake des Sixties-Klassikers „Der Swimmingpool“ bekommt ein Paar im Urlaub erotisierenden Besuch.

01.03.2016

Von Dorothee Hermann

A Bigger Splash

Das hämmernde Pulsieren einer Konzert-Arena ist das Lebenselixier des internationalen Rockstars Marianne Lane (Tilda Swinton). Als ihr die Stimme wegbleibt, ist es unterschwellig immer noch da, aber so, als stünde sie unter Betäubung und wäre nicht mehr fähig, es wahrzunehmen. Mit ihrem deutlich jüngeren Lover Paul (Matthias Schoenaerts) hat sie sich auf eine süditalienische Insel zurückgezogen – Paul ist eine viel verletzlichere Persönlichkeit als sie selbst – um sich in der gedämpften Atmosphäre ihrer Luxusvilla wechselseitig ein bisschen zu pflegen.

Das gegenseitige Wundenlecken endet abrupt, als plötzlich Mariannes Ex vor der Tür steht, der hyperaufgekratzte und hyperzudringliche Musikproduzent Harry. Ralph Fiennes gibt ihn als derart pene-tranten Dauerquassler, dass man staunt, wie er das als zuvorkommender Brite hinbekommen hat. Das irre Glitzern in seinem Blick kennt man sonst nur von Jack Nicholson.

In der zunehmend spannungsgeladenen Sommerfrische inszeniert sich Harry als Rolling-Stones-Intimus, der für sich beansprucht, Marianne aus der Langeweile herauszuholen – auf der Linie des nervigen Stones-Songs „Emotional Rescue“. Im Schlepptau hat er eine junge, blonde Tochter Pen(elope), die zunächst zu den drei Älteren gleichermaßen kühle Distanz hält. Dakota Johnson darf in dieser Rolle endlich die leicht unterwürfige Unbedarftheit abwerfen, die sie in „Fifty Shades of Grey“ mimen musste.

Dass das Remake des italienischen Regisseurs Luca Guadagnino wenig gemein hat mit dem Original-„Swimmingpool“ von 1969 (mit Romy Schneider und Alain Delon) sollte man ihm nicht vorwerfen. Seine „Wahlverwandtschaften“ des 21. Jahrhunderts vibrieren vor sexueller Spannung und Besitzgier. Sie sind in einer Jetset-Welt angesiedelt, in der Einheimische wie Flüchtlinge folkloristisches Beiwerk bleiben. Die unvermeidliche Leiche im Pool ist die folgerichtige Konsequenz des emotionalen Hochdrucks.

Wie unter Betäubung: ein ungleiches Paar und seine irritierenden Gäste.

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Erstellt:
01.03.2016, 18:16 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 53sec
zuletzt aktualisiert: 01.03.2016, 18:16 Uhr

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