Ja zur Schule in der Dorfmitte

80 Interessierte kamen zur Hailfinger Ortschaftsratssitzung am Donnerstagabend

Der Ortschaftsrat Hailfingen bleibt bei seiner Entscheidung, dass die Dorfmitte der geeignetere Standort für einen Schulneubau ist. Bei der Ortschaftsratssitzung am Donnerstag brachten Gegner und Befürworter in der Bürgerfragestunde noch einmal ihre Argumente vor.

01.10.2016

Von Dunja Bernhard

Hailfingen. Die Ortsverwaltung hatte die öffentliche Ortschaftsratssitzung am Donnerstag wohlweislich vom Rathaus in die Mehrzweckhalle verlegt. Über 80 Hailfinger Einwohner/innen kamen. Rund die Hälfte von ihnen nahm eines der Fähnchen mit der Aufschrift „Ja zur Mitte“ mit in die Halle. Monika Hettinger hatte sie zusammen mit weiteren Eltern am Vorabend gebastelt. Nach den massiven Protesten der Dorfmitte-Gegner bei der letzten Bürgerversammlung „wollten sie Flagge zeigen“. „Wir sind die leisere Fraktion, aber wir sind mindestens genau so viele“, sagte Hettinger. Am Ende der Bürgerfragestunde flatterte ein buntes Fähnchenmeer über den Köpfen der Zuhörer.

Die Bürgerfragestunde nutzten einige Einwohner, um das Für und Wider für eine Schule in der Dorfmitte vorzubringen, stets verbunden mit einer Frage an die Ortsverwaltung. So sind die Regeln. Die Beantwortung übernahm Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher, der an der Sitzung teilnahm. Ortsvorsteherin Sabine Kircher musste die Zuhörer mehrmals zur Ruhe mahnen.

„Es geht den Schulverweigerer doch nicht um das Für oder Wider einer Schule, sondern um die Nutzung der Dorfmitte als Festplatz und Park“, sagte Udo Abt. Wie realistisch diese Forderung sei, wollte er wissen. Es sei nicht möglich, den Platz in ganzer Größe nur für Grünflächen und Parkplätze zu nutzen, antwortete Neher. Die Stadt habe viel Geld dafür gezahlt, die Grundstücke zu erwerben. „Dann wird dort für eine andere Nutzung gebaut.“ In den vergangenen achteinhalb Jahren sei rund 25 Investoren das Grundstück für den Bau von altersgerechten Wohnungen angeboten worden. Keiner habe sich vorstellen können, dort zu bauen. „In Städten sind wesentlich höhere Renditen zu erwirtschaften.“

Ellen Krämer sprach für den Elternbeirat der Grundschule. „Wir sind für eine schnelle Fortführung der Planung“, sagte sie. Das sei eine einmalige Chance, endlich eine schön gestaltete Ortsmitte zu erhalten. Vom OB wollte sie wissen, ob der Ortschaftsrat einen anderen als den bisherigen Beschluss für die Ortsmitte fassen könne und ob dann auch sofort mit den Planungen angefangen werden könnte. Der Ortschaftsrat könne sich umentscheiden und dann werde auch der Gemeinderat nicht an dem Beschluss des Schulstandorts Dorfmitte festhalten, sagte Neher. „Es geht jedoch nicht mit gleichem Tempo weiter.“ Der Wettbewerb müsste neu konzipiert werden. Bisher seien die Planungen so schnell vorangegangen, weil sowohl Ortschaftsrat als auch Gemeinderat von der Doppellösung „neuer Schulstandort und Ortsmitte-Gestaltung“ angetan waren. Würde der Ortschaftsrat sich gegen die Ortsmitte aussprechen, müssten die Finanzierung im Haushaltsplanentwurf im Dezember neu verhandelt werden. Ob es dann eine Mehrheit für die Schulfinanzierung gebe, sei nicht sicher.

Erich Teufel wollte wissen, welche Hindernisse es dafür gebe, die Schule an die Mehrzweckhalle zu bauen. Beide Standorte seien gut, sagte Neher. Aber die größeren positiven Effekte sehe er in der Ortsmitte. Der Gemeinderat sei sogar bereit für diesen Mehrwert mehr Geld auszugeben. Die Kosten für einen Schulneubau an der Mehrzweckhalle liegen bei 2,3 Millionen Euro, für den Standort Dorfmitte werden 2,6 Millionen Euro veranschlagt. Das Land Baden-Württemberg hat einen Zuschuss von 33 Prozent zugesagt. Dieses Geld gebe es unabhängig vom Standort. Es müssten jedoch triftige Gründe für einen Neubau vorliegen. Die Sophie-Scholl-Schule ist dringend sanierungsbedürftig und zu klein. Sie kann außerdem nicht barrierefrei umgebaut werden.

Nach der Bürgerfragestunde nannten die Ortschaftsräte noch einmal die Argumente für ihre Entscheidung. Bis auf Holger Teufel sehen alle Räte mehr Vorteile im Standort Dorfmitte.

Der Streit um den Schulstandort

Im April 2016 diskutierten 70 Hailfinger Einwohner/innen in einem Bürgerforum über die Möglichkeiten zur Sanierung der alten Schule und einen Schulneubau. Eine große Mehrheit sprach sich für einen Neubau aus. Nur beim Standort gingen die Meinungen auseinander: Die einen bevorzugten den Dorfrand bei der Mehrzweckhalle, die anderen die Dorfmitte.

Im Juni stimmte der Ortschaftsrat für einen Schulneubau in der Dorfmitte. Im Juli schloss sich der Rottenburger Gemeinderat dieser Entscheidung mit knapper Mehrheit an. Daraufhin sammelte eine Hailfinger Initiative im August 446 Unterschriften gegen den Standort Dorfmitte. Im September stellte die Rottenburger Verwaltung in einer Bürgerversammlung die konkreten Plänen für einen Schulbau in der Dorfmitte vor. Die Gegner brachten zahlreiche Fragen vor, die sie nicht hinreichend beantwortet sahen. Offen gebliebene Fragen beantwortete Ortsvorsteherin Sabine Kircher am Donnerstag. Im Oktober wird der Architekten-Wettbewerb zur Gestaltung der Dorfmitte ausgeschrieben.

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Erstellt:
01.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 11sec
zuletzt aktualisiert: 01.10.2016, 01:00 Uhr

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